Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Es wurde noch 1781 neu aufgelegt65 . Dieses Schreiben enthalte, meldeten die Nouvelles66 , einen Abriß des in den Habsburgerlanden geltenden Kirchenrechts. Man finde darin auch ein sehr schönes Bild des Priestertums und die reinsten Maximen der Tradition über die Pflichten der Geistlichen in ihrer gerechten Abhängigkeit vom Souverän und als Glieder des Staates, dann Ausführungen über die weltlichen Güter der Kirche, welche von ihren Nutznießern in Einfachkeit und Ehrlichkeit in Anspruch genommen werden sollten. Dabei müsse der Überschuß dieser Benefizien nach den Canones allgemeiner Konzilien und der Lehre der Tradition den Armen verabreicht werden. übrigens war der Staatskanzler Heinrich Cajetan Graf Blümegen (1715 - 1788)67 ein Bruder des Bischofs - noch ein Grund mehr für einen Schmeichler wie Eybel, diesen Hirtenbrief nachzudrucken. Im ersten und dritten Teil des Corpus lieferte Eybel Hirtenbriefe von Ferdinand von Hallweil, Leopold Ernst von Firmian (t 1783) und Joseph Maria von Thun-Hohenstein (t 1763). Alle drei waren einstige Gönner von Eybels Freund Marx Anton Wittola, dem Zensor, Pfarrer von Probstdorf und Günstling Maria Theresias, und Wittola mag auch die Aufnahme von Hirtenbriefen dieser Bischöfe veranlaßt haben. Die Nouvelles68 freuten sich besonders über die Aufnahme des Firmian'schen Hirtenbriefes vom 17. Juni 1764, mit welchem der Passauer Fürstbischof seinem Klerus Opstraets Pastor bonus69 empfahl, und meinten, diese Empfehlung und jene anderer Bischöfe ersetzten die Verketzerungen, welche dieses Werk hatte erfahren müssen. übrigens sei Opstraet in der Diözese Passau ja kein Unbekannter. Firmians Vorgänger, der genannte Thun-Hohenstein, habe 1762 vom Theologus Christianus Opstraets in Passau eine Auflage drucken lassen. übrigens sei der eigentlich einzige Stein des Anstoßes gegen Opstraet dessen Lehre von der Ausspendung des Bußsakramentes, aber Firmian bekenne sich eben zu dieser Lehre. Eybel besaß übrigens wenigstens ein Buch Opstraets, eine Dissertatio de locis theologicis in einer Wiener Ausgabe von 177970 . Bloß Balthasar Adam Kercselich, mit dem der dritte Teil des Corpus schließt, wurde bei uns nicht weiter bekannt, wie es scheint. Als letztes Stück dieser kleinen lateinischen Sammlung veröffentlichte Eybel 1779 ein Pastoralschreiben des Mainzer Erzbischofs Friedrich Karl Joseph 65 Circularschreiben ... 1781, 120 S. Rez. AdB 55. Band, 2. Stück, 1783, S. 581. 66 Ne v. 31. 7. 1778, S. 124. 67 Reiche bibliograph . Angaben in Portheim. 68 Ne v . 31. 7. 1778, S. 12-4. 69 Alfred Schuchart, Der ,Pastor bonus' des Johannes Opstraet. Zur Geschicht e eines pastoraltheologischen Werkes aus der Geisteswelt des Jansenismus (= Trierer Theologische Studien, Bd. 26) . Trier 1972. 70 Linz Studienbibl. 61729 ex libris J. V. Eybel. 49

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