Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Eybel oppugnierte selbst auch in anderen Fächern, etwa am 29. August 1774, als er einer der Disputationsgegner des Norbert Hadrawa 21 aus Brünn in Sonnenfelsens politischen Wissenschaften war 22 . Disputationen, welche unter allerhöchsten Schutz abgehalten wurden, waren besonders glanzvoll. Johann Nep. Dankesreither OSB2 3 durfte am 4. September 1774 unter Eybels Vorsitz aus dem gesamten Kirchenrecht disputieren. Der Prälat von St. Dorothea, Ignaz Müller 24 , Vertrauter der Kaiserin und theologisch ein gemäßigter J ansenistenfreund, kam in Vertretung Maria Theresias in einer Hofkutsche angefahren. An prominenten Oppugnanten waren Joseph von Sonnenfels, Petrus Gazzaniga25 und Josephus Bertieri 26 erschienen, weiters Eybels Freund und Protege, der Paulaner Dionys Kaltner 27 und - weniger bekannt - der k.k. niederösterreichische Landrat Franz von Grienwalder 28 . Dabei wurde Eybels de Natura, Ortu & Progressu Electionum personarum Ecclesiasticarum verteilt. Sonnenfels hielt „vor seinen so gründlich als scharfsinnig gemachten Einwürfen eine auf die dermals jeden offenstehende Gelegenheit mit 21 N. Hadrawa, promovierte am 29. 8. 1774 in Wien aus polit. Wissensd1aften, 1774 Legationssekretär in Berlin, 1787 dasselbe in Neapel. Komponist, Musiker. Wurzbach VII, 171. Weitere Angaben in Portheim. 22 Wiener Diarium 70 v. 31. 8. 1774. 23 J. N. Dankesreither, 1750 - 1823, damals noch candidatus adprobatus für das theol. Doktorat, seit 1779 Prof. der Dogmatik und Polemik in Linz, ab 1783 2. Vizerektor des Generalseminars Wien, was auf Systemtreue schließen läßt; nach mehreren weiteren Stellen 1806 Weihbischof von St. Pölten, ein Jahrzehnt später Bischof ebenda. Vgl. Hosp 142 - 144, 385 (Lit.). 24 I. Müller, * 31. 8. 1782; vgl. Siegfried Felix Wintermayr, Die Aufhebung des Chorherrenstiftes St. Dorothea in Wien, in: Mitteil. d. Vereines f. Geschichte d. Stadt Wien 17, 1938, 52 - 86'; Nachruf in UAW, Acta Fac. Theo!. (ab anno) 174-7, S. 588. 25 Pietro Gazzaniga OP, ,. 3. 3. 1722, t 11. 12. 1799 in Vicenza, 1760 - 1781 Dogmatikprofessor an der Univ. Wien. S. A. v. Stock hatte ihn an die Wiener Theo!. Fakultät gebracht, mit der Intention, daß G. den Jesuiten Terrain abnehme. Hersehe zählt ihn zu den gemäßigten Mitgliedern des Wiener Spätjansenismus. Freund M. A. Wittolas. über G. gibt es keine abschließende Untersuchung. Hurter-Nomenclator I, bearb. M. Brand! (in Vorbereitung). 26 Giuseppe Bertieri, 1734 - 1806? Dogmatikprof. in Wien bis 1789, dann Bischof von Corno, 1792 von Pavia; Kollege Gazzanigas. Vom Jansenisten Wittola hoch geschätzt. über Bertieri gibt es keine abschließende Untersudmng. Hurter-Nomenclator I, bearb. M. Brand! (in Vorbereitung). 27 D. Kaltner, * ?, t Juli 1780 in Wien, machte etwas später von sich reden durch seine aufgeklärten Ansichten im Eherecht, die wohl von Oberhauser herrühren. Eybel nahm ihn gegen Migazzi in Schutz. Vgl. Ne v. 5. 6. 1777, S. 91, vom 27. 11. 1777, S. 189, v . 17. 7. 1778, S. 115, wo er von den Jansenisten verteidigt wird. 28 F. v. Gri(e)nwalder, disputierte an der Univ. Wien am 9.9.1771; '' um 1748, t 17. 4. 1810 in Wien, 1775 - 1778 NO. Regierungsrat, später NO. Appellationsrat. Einige knappe Angaben in Portheim. 28

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