Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Was das bischöfliche Konsistorium § 4. ansuchet, nemlich daß durch Regierung den Beamten in Rücksicht auf verläßliche Frequentierung der Christenlehren die Unterstützung und Wachsamkeit aufgetragen werde, hierin wird die Landesstelle nach den bestehenden höchsten Verordnungen ihrer Seits nichts ermangeln lassen, nur wünscht man, daß die Ausfragung der erwachsenen Personen mit jener Art, Mässigung und Bescheidenheit von allen hierländigen Volkslehrern vorgenohmen werde, wie solches selbst das bischöfliche Konsistorium zur Hindanhaltung des Abfahls und Verscheuung von einer Christenlehre für notwendig hält. Das bischöfliche Konsistorium soll ihre Anleitung zu Bescheidenheit und Mässigung nicht auf den Fall, wo Abfall zu befürchten ist, beschränken, sondern überhaupt den Predigern, Katecheten, und allen Seelsorgern einprägen, daß sie sich gegen das Volk nicht grob und ungeschliffen in ihren Ausdrücken und Gebehrden betragen, und stat sanftmüthiger, liebevoller Lehrer die unartigsten Schreier, Lärmer und Lästerer werden, welches doch auch dem Geistlichen Stande fürwahr keine Ehre unter dem Volke herunten gesehen wird. § Sto werden die, welche sich nach einer Vor Mittag gehaltenen Predigt beschwert finden nach Mittag Christenlehre zu halten zu sehr geschonet. Professoren auf Universiteten, wo auch mehrere Anstrengung der Brust gefedert wird, müssen tagtäglich vor und nach Mittag Kollegien geben, müssen mit Eifer reden, müssen sich bemühen deutlich zu werden, müssen katechisieren, und ein Seelsorger soll nach sechs Ruhetägen zweymal an einem Tage zum Volk reden können? Nur Schreier und Lärmer können sich gar so sehr abmatten, aber erstbesagter massen sollen Prediger keine Schreier und Lärmer seyn, sonst werden auch selbst die Zuhörer abgemattet und stumpf gemacht. Der Plan zur katechetischen Unterweisung, der §vo 7mo von den Seelsorgern und Dechanten gewunschen wird, ist kein übler Gedanke. Er ist zwar von der Normalschule schon entworfen, allein er muß auch nach Zeit und Umständen mehr anwendbar gemacht werden, denn die Eintheilung oder Vorschrift der Materien ist so richtig nicht, daß man sie pünktlich befolgen könnte, wie es bey mehreren Stellen der Tabellen von selbsten einleuchtet. Man nimmt sich die Freyheit den Wunsch ehrfurchtsvoll zu äussern, daß wir bessere Katechismen hätten. Auch die §vo Svo für jeden Sonn, und Feiertag angetragene Erklärung der Zeremonien wäre gut, wenn nur einmal der Ritus vereinfacht, verbessert, und die Erklärung hierüber hinausgegeben würde, da hierin die meisten Seelsorger selbsten noch Fremdlinge sind. Kolberts Katechismus würde eben hiezu indessen guten Nutzen leisten. Am geschwindesten und verlässlichsten würde eine solche Erklärung beym Volk Wurzel fassen, wenn, was Muratorius wünscht, der Gottesdienst der deutschen in deutscher Sprache gehalten würde. 267

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