Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Wenn diese Brochüre das Werk eines Protestanten wäre, möchte sie vielleicht wenig Aufsehen machen, indem es ohnehin männiglich aus uns Katholiken bekannt ist, daß diese irrende Christen auch in diesem Punkte von der ächten Glaubenslehre der heiligen Römischkatholischen Kirche abweichen; da es aber das Werk eines Mannes ist, der sich öffentlich zur katholischen Religion bekennet, und dazu seines öffentlichen Amtes halber bey dem Publico in Ansehen steht, so bitte ich Euer Majestät unterthänigst, zu erwegen, wie durch eine derley Brochüre nicht nur die Unkatholischen von der Annahme unserer allein seligmachenden Religion, die doch Euer Majestät sehnlichster Wunsch ist, gänzlich müssen entfernet, sondern auch die Katholischen in ihrem Glauben wankend, und zweifelhaft gemacht werden. Ja ich muß es mit äusserster Betribniß meines Herzens Euer Majestät entdecken, daß ich durch die glaubwürdigsten Zeignisse von den üblen Folgen dieser Brochüre schon wirklich überführet sey; denn es wird nicht nur allein häufig aufgekaufet, und gelesen, so daß nach gänzlichem Verschleiß der ersten Auflage schon die zweyte gefolget ist, sondern es werden auch von vielen, die doch sonsten über diese Glaubenslehren nicht den mindesten Zweifel hegten, anjetzo verschiedene aufgeworfen, und es erhebet sich, nicht ohne grossen Nachtheil der Ehre, und des Ruhms Euer Majestät, als welche sich nichts mehr zu Herzen nimmet, und angelegen seyn läßt, als die katholische Religion aufrecht zu erhalten, und die Glaubenslehre zu schützen, unter dem Pöbel ein Gerücht, daß die Ohrenbeicht mit nächsten solle abgeschafet werden. Auf die ungemeine Hochschätzung, welche Euer Majestät für die allein seligmachende Religion tragen, und den Eifer, mit welchem Sie die selbe zu unterstützen, und ihre Aufnahme zu befördern suchen, stehet nach Gott meine gröste Zuversicht, und ich bin nebst inständiger und unterthänigster Bitte der gesicherten Hoffnung, seine Majestät werde nicht nur ihr billiges Mißfallen über diese schädliche Brochüre öffentlich äussern, um dadurch allen weiteren üblen Folgen, und allem der Ehre und dem Ruhme Euer Majestät nachtheiligen Vorurtheile vorzubeigen, sondern auch die Guttheissung derley verderblicher Piecen, die schlechterdings wider einen Glaubenspunkt der geoffenbarten Religion streiten, und schon deßwegen nach den Gesinnungen Euer Majestät niemals können erlaubet werden, nachdrücklichst untersagen. 260

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