Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

2. EYBEL UND DIE DURCHFÜHRUNG DES TOLERANZPATENTS: Schreiben an den Landeshauptmann Graf Thürheim v. 23. Dezember 1781 Eurer Excellenz gnädigstes Schreiben von 21 ten dieses und die gütigste Zusicherung, daß Hochdieselbe mit der Vermerkung der Bauern, welche sich bey mir für Lutherisch erkläret haben, zufrieden seyen; beruhigte mich nicht nur allein für das Vergangene, in welcheen ich erachte bloß die Regeln der Behutsamkeit, und jenes, was das vom allerhöchsten Hof und Eurer Excellenz mir anvertraute Geistliche und Auspfarrungs Referat mit sich bringet, beobachtet zuhaben, sondern es erneuen in mir den Wunsch unter Eurer Excellenz Praesidio ewig arbeiten zu dürfen. Gnädigster Herr! wenn ein Gegenstand Behutsamkeit fordert, so ist es jetzt der Gegenstand der Toleranz. Man ist nicht berechtiget, das jenige, was das allerhöchste Toleranz Patent erlaubt, denen sich lutherisch erklärenden in mindesten zu hemmen, weil man sich ansonst bey Hof dem Verdacht aussezete dieses Patent unwirksam machen zu wollen. Und man hat dennoch darauf zu sehen, daß mit vieler Fürsicht, mit Abwägung der Umstände, und Abschneidung beederseitiger Görrungen (sie!) jeder Schritt so gemacht werde, damit auch jeder verantwortet werden köne, und denen sich Lutherisch erklärenden so wenig als denen Dienern unserer heiligen Religion eine Ursach zu gegründeten Beschwerde gegeben, folglich die Allerhöchste Willensmeinung auf allen Seiten erreichet werde. Die in Welß gewöhnliche Wochenmärkte gaben zwar eben denen Bauern Gelegenheit sich bey mir zu melden, und sich für Lutherisch zuerklären; allein diese Gelegenheit nahm ich mit Vergnügen um meine Schritte zu erstgedachten Endzweck machen zukönnen. Sie fragten mich am ersten, ob sie sich nach Wienn begeben müßten um einen Pastor zu erhalten. Worauf ich Ihnen antwortete, daß dieses nicht nothwendig seye, und sie bey der Landesstelle einzukommen hätten. Die mindeste abgeneigte Antwort hätte sie vielleicht hauffenweise nach Wienn getrieben. Die weitere Frag war, ob denn nicht Jemand durch die Pfarren gehen würde um sie aufzuschreiben. Meine Antwort war wieder keine andere, als diese, daß jeder, der etwas sucht, sich selbst melden könne. Fürwahr durch die Pfarren gehen wollen wäre so viel als auffordern; viele glaubten, sie müßten sich für Lutherisch erklären, die vielleicht durch Mühe der Seelensorger und guten Unterricht in Glauben erhalten werden könen. Ferners fragten sie, ob sie alle auf Linz kommen sollten. Ich erachte Eurer Excellenz Genügen geleistet zuhaben, daß ich Ihnen dieses ausgeredet, weil ansonst in einem Tage 700 ihr Hauß verlassen, und hinabgeloffen wären. Ich verbeschiede sie also daß es genug wäre nur Anbringen zumachen. 256

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