Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

f. Weiteres Schreiben Migazzis, ohne Datum (1779) Allergnädigste Frau! Eure Kayl: Konigl: Apost: Maytt erlauben mildest, daß ich vor meiner Abreise meinem Gewissen genugthun, und in aller Unterthänigkeit vorstelle, daß der Professor Eybel bey seinem Lehrstuhl ohne die unschuldige Jugend der gewißen Gefahr der Verderbniß augenscheinlich auszusetzen nicht verbleiben kann. Eure Maytt haben ihn selbst ermahnet; und ich habe ihn öfters gebethen in seinen Lehrsätzen, und Vorlesungen richtig und mäßig zu seyn, und solche nicht bis auf Ausschweifungen hinaus zutreiben: wie wenig Eindruck aber Eurer Maytt höchste Befehle und reineste Absichten in diesem Manne gemacht, giebt sowohl sein Buch, als die Sprache, die er in seinen Vorlesungen führt, unstrittig zu erkennen. Was von dem Director und Hofrath Heinke diesfalls anzuhoffen sey, zeiget die bissige, aber zugleich unstandhafte Vertheidigung des Eybelischen Buches, und die Hindansetzung der auf Eurer Maytt Befehl verbesserten Synopsis, welche nicht einmal zum Vorschein, und zum Druck gekommen. Wenn die besteh Arzneyen in gewißer Leute Händen zu Gift werden können; was wird erst das Gift selbst in den Händen derjenigen, von welchen die Frage ist, für eine gewaltige, und tödtende Wirkung haben? Ja auf den Director kommt es mehr als auf den Professor selbst an, weil, wenn der erstere ausschweifet, nicht wohl durch den Professor verbessert, dieser aber durch des Directors Bescheidenheit und Ansehen in den Schranken der Billigkeit gehalten werden kann. (DiözA Wien, Zensur II, Mappe „Eybelu, o. Sign.) 255

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