Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

scheinen, und welche den zweyten Gegenstand meiner Anstände ausmachen, so sind der P. Gazzaniga, und der P. Bertieri hierinnfalls überall meiner Meynung, und wenn gleich der letzere den Professor Eibel auf alle nur mögliche Weise zu entschuldigen suchet, so muß er doch eingestehen, daß die Stellen, und die Sätze, von welchen hier die Rede ist, und die dahin sich beziehenden Beweise, Noten, und Anmerkungen entweder wegen ihrer Dunckelheit, oder wegen der übeln Deutung, die man ihnen geben könnte, verbessert werden müssen. Eine Rede, sagt Cicero, die mit so vielen Worten erkläret werden muß, ist entweder gar zu dunkel, oder sie ist gar wider die Wahrheit. Eben diese zween Professores halten dafür, daß man das eibelsche Lehrbuch hauptsächlich an dem Orte verbesseren müsse, wo er lehret: daß die weltliche Fürsten gewissermassen entschieden können, ob diese oder jene Lehre dogmatisch seyn könne, oder nicht? Eine solche Lehre hebt die Unfehlbarkeit der Kirche, das ist, die Grundfeste der katholischen Religion auf. Von diesem Punkte, glauben sie, daß alle Zwistigkeiten in Glaubenssachen zwischen den Katholiken, und Protestanten abhangen. Der P. Gazzaniga bemerket sehr wohl, daß diese Irrlehre aus dem falschen Begriffe herrühre, den er sich überhaupt von den Glaubenslehren gemachet hat. Wenn nur Gegenstände, welche die menschliche Vernunft nicht verstehen kann, zur Glaubenslehre gehören können, so wird man viele wirklich geoffenbarte Wahrheiten denselben nicht beyrechnen dürfen. Da wird die katholische Religion ziemlich gestimmelt, und verunstaltet werden. Der Hofrath v. Heinke ist auch über diese Anstände immer einer widrigen Meynung. Seine Bewegursachen sind immer die nämlichen. Doch setzt er an diesem Orte hinzu: ich habe ihn und den Professor Eibe[ verketzert; den Professor Eibe!, weil sich eine ketzerische Lehre in seinem Lehrbuche befinden soll, ihn aber, weil er eben dieses Buch gutgeheissen, gelobet, und als ein nützliches Schulbuch vorgeschlagen hat, wie sich alles dieses im Protokolle finden soll. Doch der Hofrath Heinke irret sich in diesem Punkte, wie in allen übrigen. Ein Ketzer kann nur derjenige genennet werden, welcher einer in der katholischen Kirche festgesetzten, und durchaus angenommenen Lehre ausdrücklich, und mit gutem Vorbedachte widerspricht, und auf diesem Widersprud1e hartneckig verharret. Das ist das Kennzeichen eines Ketzers, wie man, solches bey allen Theologen, und in vielen Kated1ismis findet. Das thut aber der Professor Eibe[ nicht, und, wenn ers thäte, so würde er vom Hofrathe Heinke gewiß nicht vertheidiget werden. Was er eben daselbst von Bar barismis, Erroribus grammaticalibus etc. sagt, die ich ihm im eibelschen Lehrbuche zeigen soll, weil ich ihm mündlich gesaget haben soll, daß das eibelsche Lehrbuch wegen seinem schlechten Latein der Universität wenig Ehre mad1e; dieses zu bewerkstelligen, finde 253

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