Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Religion geschrieben? Wo ist in meinen Schriften gegen die Regenten, gegen ihre Verordnungen, gegen die Staatsverfassung, und für eine Staatsrevolution, für einen Umsturz des Staates etwas aus meiner Feder geflossen?" Und sichtlich verteidigt er die Kontinuität seiner Gesinnung. So gerät der alte Eybel in einem zentralen Punkt in geistige Nähe zu seinen einstigen kirchlichen Hauptgegnern, die aus Abscheu gegen die Revolution sich überschlagen in Loyalitätserklärungen dem Landesherren gegenüber und wie Eybel die Rolle der Religion als eine für Ruhe und Ordnung nötige Sache hinstellen. Für das Jahr 1796 nennt ein späterer Nachruf noch eine anonyme Schrift, Rechtslehre für das Volk8 • Sie scheint der Aufmerksamkeit der Zeitgenossen entgangen zu sein; eine von vielen patriotischen antirevolutionären Tagesschriften ist es. Vielleicht ist Eybel sogar in die erzreaktionäre Augsburger Kritik über neueste Kritiker, Recensenten und Brochurenmacher eingerückt worden, ohne daß man ihn in negativem Zusammenhang nennt, wenn nämlich dort die annoncierte Schrift Wie denken die Bauern? Ein Geschenk für die getreuen Oberennser von ihm sein sollte, was nach der Tendenz möglich wäre9. Mancher einstige „Aufklärer" im österreichischen Sinn dieses Wortes ist nach 1789 zum Reaktionär geworden, und daß auch Eybel ein solcher geworden war, ist der deutschen Offentlichkeit nicht unbemerkt geblieben10 . 8 OaLZ 118 vom 14. 6. 1811, Sp. 947 f. 9 AuK vom 2. 3. 1795. 10 Ein Beytrag zur Geschichte der literarischen Intoleranz, in : Allgem. Litterarischer Anzeiger 45, 1797, S. ~79; zitiert in Annalen der neuesten theologischen Litteratur (Rinteln) 1797, 43 . Woche, S. 688; Sturmberger, S. 179. 231

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