Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Im Jahr 1794 wurde in Linz ein gegen die Zustände in revolutionären Frankreich gerichtetes Werk verlegt, Göttergespräche gegen die Jakobiner" . Es ist nach unserer Kenntnis7 eine der größeren einschlägigen Publikationen in den habsburgischen Erblanden. Die gedruckten Quellen geben einhellig Eybel als Verfasser an. Es ist ein langatmiges und fades Werk. Eine verläßliche Analyse der französischen Entwicklung wird nicht geboten. Relevant ist es aber zur Kenntnis dessen, was man aus österreichischer Sicht über die große Revolution da91te. Auch den Zeitgenossen ist es aufgefallen, daß sich Eybel mit dieser Geisteshaltung in die Schar der intransigenten Revolutionsgegner eingereiht hatte, die durchaus nichts Gutes an all dem finden konnten, was seit 1789 über Frankreich und Europa heraufgezogen war. Der ganze Götter- und Heldenhimmel kommt da zur Sprache. Minerva etwa beklagt sich, daß die Jakobiner, diese Ungeheuer, den Namen „Vernunft" mißbrauchten. Libertas meint ebenso, das Wort „Freiheit" werde falsch angewendet. Eybel polemisiert da gegen abgefallene Geistliche, gegen ,,Verachtung, Verspottung und Hinwegwerfung der Religion", gegen Vernunftreligion. Aufklärung ist diesem Buch zutiefst wesensfremd. Der Insubordinationsgeist der rebellischen Untertanen wird wortreich beklagt. Die Theorie, es gebe „geheime, mit den schröcklichsten Eidschwüren befestigte Verbindungen zur Umstürzung aller Staatsverfassungen", einen „jakobinischen Brudersbund", also die seit Leopold Aloys Hoffmann und seiner Wiener Zeitschrift (1792 -) bekannte Verschwörungstheorie, findet sich auch hier. Schließlich rechnet Eybel anonym mit seinem früheren Schaffen und Denken ab. Er scheint hier alt zu werden. Sibylle und Dialogus ( = Eybel!) reden da miteinander. Sibylle meint zu Dialogus, ihm werde ein harter, ein sehr harter Vorwurf gemacht. Er habe keinen festen Charakter. Er sei von der Aufklärung, für die er immer so sehr eingenommen gewesen war, zur ,,Parthey der Unaufgeklärten entweder gänzlich übergegangen" oder wenigstens sehr zurückgetreten (S. 571). Und Eybel weist dann verhüllt die Meinung zurück, die Jakobiner wären so etwas wie echte Aufklärer. Aufklärung, wie er sie versteht, habe die Religion ja nie bekämpft, und auch er selbst habe das nie getan: ,,Und wann habe ich wohl jemals gegen das Wesentliche der Religion, oder auch nur gegen die nöthigen und wahrhaft löblichen Religions-Zeremonien - wann habe ich für den Umsturz aller 6 Göttergespräche gegen die Jakobiner. Linz, gedrnckt bei Franz Auinger. 1794. Titelkupfer, (2) + 579+ (7) S. 7 M. Brand!, Bibliographie zur theologischen Auseinandersetzung mit der französischen Revolution (1789 - 1830). In: A. Rauscher (Hrsg.), Deutscher Katholizismus und Revolution im frühen 19. Jahrhundert, München-Paderborn-Wien: Schöningh 1975, s. 127 - 192. 230

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