Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

dem pseudonymen Georg Feiner, dessen Schrift77 immerhin Schmunzeln hervorrief, weil er sich der Sprache und Argumente der konservativen Gegner in einer Weise bediente, daß ein oberflächlicher Leser die Schrift für eine plumpe und geistlose Verteidigung der Ohrenbeichte halten konnte, wo es durch die Darstellungsart die Haltlosigkeit der kirchlichen Lehre dartun wollte. Das Pseudonym Georg Feiner war von dem Streit um Eybels Papstschrift zwei Jahre vorher noch in Erinnerung, als nämlich Franz Steininger dieses Pseudonym für eine Verteidigung der römischen Lehre gewählt hatte78! Leopold Aloys Hoffmann war neben Eybel der wichtigste Skribent des josephinischen Jahrzehnts, wie wir von der Diskussion um die Papstschrift her schon wissen. Auch er verfaßte eine anonyme Schrift79 , die er gleich dem Georg Feiner als katholische Augsburgerware etikettierte. Sie war selbst dem gründlichen Biographen Hoffmanns, Viktor Fried, unauffindbar. Der prominenteste Verteidiger Eybels war der protestantische Memminger Prediger J. G. Schelhorn, der anonym hauptsächlich Onhauser ( = Thon77 Eybels gottlose Lehre von der Ohrenbeichte, enthüllt von Georg Feiner. Im Jahre 1784. (Fingiert:) Cum approbatione . .. Augsburg: Joseph Wo/ff 1784. 37 S. - Expl. Stadtbibl. Wien A 15376. Dasselbe o. 0., o. Verlag, im Jahre 1784, 37 S.: Stadtbibl. Wien A 100331. Rez. WRealZ Nr. 7 vom 17. 2. 1784, S. 100; LkD V/1 , 1785, S. 42. Die WRealZ dazu: ,Ausgerüstet mit einer prachtvollen Approbatione des augsburgischen Vikariats, tritt unter dem Namen Dominus Feiner ein lustiger Schalk auf, und spielt seine Rolle so gut, daß, gewöhnt an mancherley Unsinn, auch der geübteste Leser den Spaß Anfangs Ernst nimmt . Mit vieler Geschicklichkeit stellt er Eybels Gründe in volles Licht, und setzt diesen herauf die schwächste und ungereimteste Widerlegung entgegen .. .' Das fingierte Imprimatur der Schrift: J. A. Steiner 2. 1. 1784, Th . J. de Hayden 2. 1. 1784 . Alles recht echt au fgemacht; auch die Sprache ist durchaus ,augsburgisch': ,Nid1t nur die Gott geweihte Nonnen, Mönche und Priester, nicht nur der allerheiligste Vater auf dem Stuhle Petri, nicht nur die seelenrcinigende Abläße und zur ewigen Freude näher führende Bruderschaften, sondern auch die wichtigsten Glaubensartikeln selbst werden nun angetastet und herabgewürdigct .. .' (S . 3) . Freym IV/1, 1785, S. 223 f. mutmaßt noch, daß Eybel selbst der Verfasser dieses ,Georg Feiner' sei; schwankend ist Ig. Thonhauser, der auch Eybel verdächtigt, dann aber doch die Verfasserschaft offen läßt. 78 Vgl. S. 187. 79 (L. A. Hoffmann), / st die Ohrenbeichte zur Seligkeit notwendig? Aus dem Italienischen des Herrn Abbate Zaccaria übersetzt. Cum permissu superiomm. Augsburg ( = Wien: Sebastian Hartl) 1784. 46 S. - Das Werk wurde im März 1784 von der k.k. Zensur verboten: NBeF VII/2, 1785, S. 438. Lit.: Die neuesten Religionsbegebenheiten, 5. Stück, 1784, S. 382 ff . ; Fried, S. 54 f., 391 - 394. Auch die römische Verurteilung von Eybels Ohrenbeichtschrift, Verdamm,mg und Verbiethung . . . S. 19 nimmt Bezug auf dieses Werkchen: ,Man hat Uns nämlich vor wenigen Tagen die Nachrid1t gebracht, es sey erst kürzlich ein unterschobenes Werkchen unter dem angenommenen Namen eines römischen Gottesgelehrten die Ohrenbeicht heraus gekommen ... ein Werk der Finsterniß .. .' 224

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