Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Dalläus28 , den Eybel abgeschrieben hatte, hatte erklärt, die Gewalt, Sünden zu vergeben, sei mit jener, Wunder zu wirken, verbunden gewesen und beide seien mit den Aposteln erloschen. Kauffer hielt dem entgegen, daß dann genau so auch die Vollmacht zu taufen mit dem Tod der Apostel in der Kirche geschwunden sein müßte. Die Frage, ob die Lossprechungsvollmacht (und andere Vollmachten) mit den Aposteln erloschen wäre oder nicht, steht nun auch bei Eybels Schrift im Hintergrund, doch habe sich Eybel, wie Kauffer erklärt, in diese Frage nicht eingelassen29 . Kauffer sucht nun Eybel mit eybelianischem Rüstzeug zu entschärfen, ja geradezu umzubiegen! Nach seiner Schrift Was ist der Bischof? haben ja alle Bischöfe und Priester das nämliche wie die Apostel empfangen - den Heiligen Geist und die Gewalt, Sünden zu erlassen - und Eybel bleibe sich ja treu; ergo sei gar keine Rede, daß er die sakramentale Beichte in Zweifel ziehen wollte. Kauffer zeigte aber auch, daß das christliche Altertum viele Urkunden für die Ohrenbeichte aufzuweisen habe, die Eybel nicht angeführt habe. Auch Tertullian habe die Ohrenbeichte nie verworfen . Eybel hatte die Ohrenbeichte auch fürs Mittelalter in Zweifel gezogen und Kauffer hielt ihm entgegen, daß das Lateranum IV von 1215 das Alter derselben voraussetze30. Ablehnend reagierte auch die Banzer Litteratur des katho lischen Deutschlands31. Offenbar hatte man gegen Eybel nicht a priori eine Abneigung; man war ja selbst auch aufgeklärt. ,,Wie hat denn der Mann, der uns als Aufklärer seiner Glaubensbrüder geschildert wird, diese Frage beantwortet! So daß jeder gute Freund von ihm wünschen sollte, er wäre damit zu Hause geblieben." LkD versprach, das wolle man in der Rezension klar machen. Eybel habe ja auf Seite 87 erklärt, er würde auf keine Entgegnung antworten. ,,Ohrenbeichte" präzisierte man auch gleich durch „Pflicht, seine Sünden dem Priester zu entdecken", um Mißverständnisse vorzubeugen. Man wischte Eybel auch in einem Punkt eins aus: er habe erklärt, er wolle sich hüten, über die Ohrenbeichte Werke gelehrter Protestanten heranzuziehen. Er habe ja nichts anderes getan als Pertsch auszuschreiben32 ! Alle 28 Jean Daille (Dallaeus), ' ' 1594, t 1670, fran zös. reform. Theologe, Kontroversist und Prediger, emsiger Schriftsteller, schrieb u. a. - Ahnherr von Eybels Ohrenbeichtschrift - Disputatio de sacramentali sive auriculari Latinorum confessione, Genf 1661. Vgl. LTkK 2III, Sp. 124. 29 WKirchZ Nr. 33 vom 14. 8. 1784, S. 269. 30 Ebenda, S. 270. 31 LkD V/1, 1784, S. 1 - 41; S. 42 - 56 werden sechs weitere Schriften pro und kontra Eybel rezensiert. 32 Johann Georg Pertsch , Recht der Beichtstühle, darinnen der Ursprung und Fortgang der geheimen Beichte azts den Kirchengeschichten gezeigt , auch was so unter Katholiken als Protestierenden diesfalls gebräuchlich ist und unter den let zteren in Übung sein sollte, gezeigt wird. 217 38. 215

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