Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

von der Ohrenbeicht und zugleich die verderblichen Mißbräuche derselben in der Zeit in ein volles Licht zu stellen? ..." Wittola hatte Einfluß in Wien und gab die Wienerische Kirchenzeitung heraus. Bis aber eine Rezension in der Kirchenzeitung erschien, war vielleicht der ärgste Schmerz verflogen. Immerhin wurden Eybels Ohrenbeichtschrift und die Kontroverse darum zunächst nur sehr kurz besprochen22 . P. Amand ist, soferne nicht eine anonyme Schrift auf ihn zurückgehen sollte, der Aufforderung Wittolas, Eybel zu widerlegen, nicht nachgekommen. Es wäre auch unklug gewesen, Eybel, der mit Klosteraufhebungssachen im Land ob der Enns allgewaltig zu tun hatte, aus einem in seinem Bestand gefährdeten Kloster wie Lambach zu kontern. Ausgeschlossen ist indes nicht, daß P. Amand die Rezension in der Banzer Benediktinerzeitschrift Litteratur des katholischen Deutschlands verursacht hat. Zwar bekämpfte die Kirchenzeitung Eybel nicht offen, aber ebenso wenig stellte sie sich hinter seine Schrift. Fürs Volk sei sie „zu stark", erklärte man. Das Bußsakrament sei „eines der wichtigsten und bewährtesten Stücke der Kirchenzucht". Man müsse das Volk in diesem Punkt bestärken23 . Immerhin war die Kirchenzeitung aber auch nicht auf der gleichen Linie wie Eybels Gegner, die bald darauf recht negativ beurteilt wurden24 . Auch legte sicher die Verurteilung von Eybels Kirchenrecht durch Rom (16. Februar 1784) dem großen Freund des Landrates Wittola nahe, den von Rom ohnedies genugsam hergenommenen Reformator zu schonen. Die Schrift, welche Wittolas Freund und Mitarbeiter Franz Kauffer25 verfaßte, war nun die Lösung. Jetzt brauchte man Eybel nicht mehr weh tun; man entschärfte ihn, indem man in der Kirchenzeitung Kauffer hochlobte. Die Rezension26 zeigt deutlich, wie Eybel die Spitze genommen wird. Gütig beschwichtigend zeigte man, daß es doch was ist um die alte apostolische Ohrenbeichte, fragte gar nicht lang, ob das Bußsakrament doch einmal anders ausgesehen haben könnte und zeigte, daß das Unbehagen mit der Ohrenbeichte eben bloß von der schlechten Praxis durch die alten Geistlichen und die Mönche herrühre27 . Kauffers Schrift hatte für einen Josephiner noch einen Vorzug: hier geschah Entgegnung recht „gelinde", so, daß man es nicht merkte, und daß der Leser meinen mußte, Eybel habe ohnedies auch recht. 22 WKirchZ 1784, S. 201 f. 23 WKirchZ Nr. 33 vorn 14. 8. 1784, S. 2'68. 24 WKirchZ Nr. 37 vom 11. 9. 1784, S. 301. 25 F. Kauffer, ,,. 3. 3. 1744 in Wien, t 20 . 2. 1814 in Wien, ab 1784 Bencfiziat Wien-St. Leopold; Josephiner, Mitarbeiter an der WKirchZ. Vgl. Hurter-Nomenclator I/2, Deutsche Lande - Aufklärung, bearb. M. Brand! (in Vorbereitung). 26 WKirchZ, bes. Nr. 34 vom 21. 8. 1784. 27 Ebenda, S. 280. 214

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