Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Eybels Meinungen gingen über das hinaus, was etwa der Felbigerkatechismus lehrte und auch über das, was die Dogmatiken Bertieris und Gazzanigas vortrugen. Stephan Rauttenstrauch OSB war in dogmatisd1en Belangen orthodox und konnte unmöglich Eybels Lehre billigen. überdies hatte Migazzi bei Hof eine klagende Beschwerde gegen die neue Schrift eingereicht17 : ,, Wenn diese Broschüre das Werk eines Protestanten wäre, möchte sie vielleicht· wenig Aufsehens machen, indem es jedem Katholiken bekannt ist, daß diese irrenden Christen auch in diesem Punkte von der ächten Glaubenslehre der heil. röm. kathol. Kirche abweichen ... 18 " Migazzi ersuchte um Unterdrückung von Eybels Schrift. Dazu meinte Rauttenstrauch, seines Erachtens „ würde der Kardinal besser tun, wenn er statt des angesuchten Verbotes seiner Erzgeistlichkeit auftrüge, die Urkunden von der Ohrenbeichte in der älteren Kirche zu suchen und dem Druck zu übergeben20 ". Als ich in Lambach über Briefen von Marx Anton Wittola saß, stutzte ich, als ich einen an den Bibliothekar P. Amand gerichteten Brief vom 26. Februar 1784 erblickte21 . Man muß Wittola, der oft genug seichter und plumper Polemiker war, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Eybels Smrift smokkierte und schmerzte ihn. Zum erstenmal wird Verstimmung über den sonst so gesmätzten Landrat ersimtlich. Der Brief bezeugt Wittolas Orthodoxie wenigstens in diesem Punkt und stellt auch seiner Spiritualität ein gutes Zeugnis aus: „Seitdem im die ärgerlime Smrift des H . Eibel über die Ohrenbeimt gelesen habe, kann im den Gedanken, der vermutlim von Gott kömmt, nimt aus meinem Sinne bringen: daß im Euer Hochw. sie zu widerlegen auffordern solle. E. H. haben eine gute Bibliothek zur Hand; sie kennen die Religion aus dem Grunde und lieben sie; sie kennen die ins Beichtwesen eingeführte viele und große Misbräume und verabsmeuen sie, ihre historische Wissenschaften und Alterthumskunde stellet sie vor Verstoßungen simer, welche in dergleichen Materien so smädlid1 ausfallen können; ihr einsames Leben schaffet ihnen die nöthige Muße ihren Gegenstand aus dem Grunde abzuhandeln. Diese und dergleimen Betrachtungen mamen mim glauben, daß Gott diesen Dienst von E. H. fadere. Ueberlegen es E. H. vor seinem Angesichte. Wie wäre es wenn dieser unendlim weise Hütter Israels das Eiblische Aegerniß nur verhänget hätte, um durm je einen seiner Auserwählten die ämte Lehre 17 Beschwerde gegen Eybels Schrift von der Ohrenbeichte, eingereicht bei Hof am 10. Februar 1784. Vgl. Anhang, S. 259 ff. 18 Wolfsgruber, Migazzi, S. 585. 20 In Rautenstrauchs Privattagebuch unter dem 25. 2. 1784; Menzel, Rautenstrauch, S. 194. 21 StA Lambach, SchB 48, o. Sign. 213

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