halten?16 Kann Eybel wirklich ein so theologisch gelehrtes Werkchen verfaßt haben? Der Verfasser stellt einmal die christliche Religion eindeutig vor die natürliche (S . 3), bekennt auch, die menschliche Vernunft habe ihre Grenzen (S. 7). Er nimmt auch gegen Deismus und Freigeister Stellung (S. 9). Die Pflichten gegen Gott werden durchaus maximalistisch gezeichnet (S. 20) - das würde Eybels Tendenz nun nicht entsprechen, denn daraus könnten sich ja Fanatismus ergeben! Ofters (so S. 38) werden die Vollkommenheiten Gottes als Grund genannt, ihn anzubeten. Geheimnisse der christlichen Glaubenslehre werden nicht angetastet, wenn auch der rationale Charakter der christlichen Religion deutlich hervorgehoben wird. Es wird nicht polemisiert, zitiert werden allerdings fast nur protestantische Autoren; auf kontroverse Fragen wird nicht eingegangen. Das ist zwar nicht positiv katholisch im Verständnis jener Zeit, aber doch gut in josephinischem Geist; inhaltlich insgesamt orthodox, bei aller Aufklärung, die durchtönt. Es muß von diesem Werk noch eine andere Auflage gegeben haben17 , welche die Banzer Zeitschrift Literatur des katholischen Deutschlands rezensierte18 • Eine kleine Beobachtung würde uns gestatten, die Schrift wirklich als von Eybel herrührend aufzufassen. Die Allgemeine deutsche Bibliothek tadelte nämlich 1783, daß Eybel in seinen Sieben Kapiteln eine „alte ungegründete Floskel" gebraucht hätte: ,,daß wir verbunden sind, die Ehre Gottes zu befördern." ,,Man sollte", so schrieb das Berliner Organ, ,,wirklich diese so abscheulich gemißbrauchte Floskel nid1t so unbehutsam gebrauchen. Es ist nur allzubekannt, wie viel Elend und sd1reckliche Unthaten der Grundsatz ... hervorgebracht hat ... 19« 16 Was ist von der Religion, ,md von den Pflichten gegen Gott etc. zu halten? Von Meise/. Wien und Linz, verlegt bey Johann Georg Mößle . 1783. (VI)+66 S. - Stadtbibl. Wien A 100838 . Auch der Katalog dieser Bibliothek weist das Werk Eybel zu. 17 Was ist von der Religion, 1md den Pflichten gegen Gott, uns, und andere zu halten, von Jo seph Mettsel. A1<gsburg, bey Doll, 1786, 96 S. 18 LkD VI/ 4, 1786, S. 582 f.: ,Diese . .. Schrift enthält mehr in sich, als man insgeme in von solchen Piecen erwarten kann. Der Verfasser hat aus den neuesten Vertheidigern der Religion die meisten guten gelesen; wenn doch das Citiren ein Zeichen des Lesens ist. Er zeigt in den zween ersten Briefen die Unzulänglichkeit, und die Ungereimtheiten aller übrigen Religionen durch auserlesene Beyspiele, und Zeugnisse, die er aus ihren eigenen Büchern gezogen hat; im 3. 4. 5. 6. Briefe aber rühmt, erläutert, empfiehlt er allein die christliche. Doch konnte es dieser gelehrte Religionsvertheidigcr nicht ganz unterlassen, Katholischen heiligen Personen so wohl als ganzen Ordensständen einen Seitenhieb zu versetzen ... ' 19 AdB 55. Band, 1. Stück, 1783, S. 267. 209
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