Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

6. EINIGE KLEINSCHRIFTEN Wenn das Schriftehen Herr und Frau von Wachs1 wirklich von Eybel ist, könnte es ein Vorspiel zu seinem Spätwerk Die Heiligen nach den Volksbegriffen sein. Daß „Meise!" Pseudonym für Eybel sei, wird verschiedentlich behauptet, es muß bei dieser Behauptung sein Bewenden haben. Aus inneren Kriterien kann nicht unbedingt bewiesen werden, daß Eybel der Verfasser ist . Das Schriftehen hatte eine kleine Nachwirkung in dem noch stark von barockem kirchlichen Brauchtum und Kirchenkunst geprägten Tirol, wo der aufgeklärt sein wollende, mit seinem Orden verfallene Servit und Professor der Kirchengeschichte an der Universität (bzw. Lyzeum) Karl Maria von Güntherod2 die Idee der Schrift nach Tirol, zu den Franziskanern in Telfs, verlegte3 • Bei Güntherod fiel die Sache noch bedeutend plumper und ordensfeindlicher aus. Seine Quelle verschwieg er, was ihm nicht viel Bedenken gekostet haben wird: so leicht verirrten sich böse Wienerschriftchen nicht nach Tirol4 . Die kleine Broschüre Die natürliche, göttliche und teuflische Träume5 wird zwar Eybel zugeschrieben6 , doch konnten wir weder diese Schrift noch eine Rezension ausfindig machen7 • Ein kleines Schriftehen, welches unter dem Pseudonym Reiner erschien und über das kirchliche Fastengebot handelt, Uiber die Fasten eine Skizze8 , wird ebenfalls Eybel beigelegt9 . Der Inhalt könnte durchaus eybelianisch sein. Sein Name ist im Text einmal hinweisend genannt. Merz, Pochlin und Fast werden polemisch genannt. Die - auch josephinische - Idee, der Landesfürst könne, ja solle, die Kirche auf ihre ursprüngliche alte Form und Herr ,md Frau von Wachs, oder ein lustiges Gespräch zwischen zwey wächsernen Opfermännln. Von Meise/. Diese Arbeit ist nur eine Skizze, die zz< seiner Zeit vollständig ausgemahlen werden wird. WIEN, bey Joseph Edlen von K11rzbeck, 1782. 32 S. - Expl. Stadtbibl. Wien A 10804, dort Eybel zugeschrieben. 2 Brand!, Die Theologische Fakultät Innsbruck, S. 141 - 161. 3 Herr i<nd Fraz< von Holz in zween Aufzügen. Verfaßt von Karl Güntherod Priester des Ordens der Diener Mariä z u Inn sbruck . Gedrnckt 211 Kempten im Jahre 1783. MS in Innsbruck, Ferdinandeum, Bibi. Tirol 190/V. 4 Zu Güntherods scriptiuncula vgl. Brand!, Die Theologische Fakultät Innsbruck, S. 160. 5 0. 0., 1783. 6 HB IV 5749; Portheim ad Eybel. 7 Behrisch, S. 142: ,Me ise!. siehe Eibe!: Was ist von der Religion und ihren Pflichten zu halten? 1783. Unter dem Namen Meise! hat auch Hr. Friede!: Natürliche, göttliche und teuflische Träume bekannt gemacht, die in seinen kleinen Schriften besonders und vollständiger erscheinen werden.' 8 Uiber die Fasten eine Skiz ze. Von Reiner. WIEN, bey Joseph Edlen von Kurzbeck 1782. 22 S. - Stadtbibl. Wien A 7720. 9 Behrisch, S. 179; Portheim; nicht dagegen erwähnt im Werksverzeichnis Eybels in OaLZ 118 V. 14. 6. 1811, Sp. 947 f. 207

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2