Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

5. EYBEL, DER EPISKOPALIST: WAS IST DER BISCHOF? (1782) Weniger kontrovers als die Papstschrift war den Zeitgenossen die ähnliche Arbeit Eybels, Was ist ein Bischof?1 Dabei ist diese Schrift noch radikaler als die andere. Die Bischofsbroschüre dürfte knapp nach Was ist der Pabst? und den Sieben Kapiteln von Klc -~erleuten erschienen sein. Die Augsburger Neueste Sammlung2 legt uns dies nahe, wo sie bemerkt, die ersten beiden Schriften seien zwar anonym erschienen, die letztere jedoch mit „Eybel" auf dem Titelblatt, was als Akt der Gerechtigkeit seitens der Zensur (angesichts des anstößigen Inhalts) zu werten sei. Eybel hatte bereits im dritten Band der lntroductio3 Gedanken über das Bischofsamt angestellt, die den jansenistischen N ouvelles ecclesiastiques4 bemerkenswert schienen. Eybel kolportierte den Gedanken, der im Gefolge gallikanisch-jansenistisch-febronianischen Denkens in der Luft lag, daß nämlich die Bischöfe ihre Gewalt unmittelbar von Gott hätten. Eine der großen Eigenarten des Josephinismus ist es, daß man zwar den Bischof dem Papst gegenüber hochlizitierte, um ihn dann aber selbst in Glaubenssachen ziemlich vollständig der Staatsgewalt zu unterwerfen. De facto zwar der Bischof von des Kaisers Gnaden: die kaiserliche Ernennung bewirkt - ja, bewirkt sie eigentlich - die - pardon ! - bischöfliche Gewalt als unmittelbar von Gott. übrigens stützte sich Eybel sehr auf ein Werk, das in seiner Zeit und inerhalb seiner theologischen Richtung als klassisch angesehen wurde, Antonio Pereiras Abhandlung von der Macht der Bischöfe5 . Das Interesse, das man diesem Portugiesen entgegenbrachte, beweist auch des bekannten protestantischen Tübinger Kirchenrechtlers Johann Friedrich 1 Was ist ein Bischof? Von Eybel. Wien (o. Verlag) 1782, 32 S. - Wien Stadtbibl. A 88526. - Was ist ein Bischoff? von Eybel. Wien: ]. Edl. v. Kurzböck 1782, 38 S. - Wien Stadtbibl. A 102741. - Was ist ein Bischof? von Eybel nebst dem authentischen Abdruck des Promemoria Sr. Excellenz des . .. Herrn N,mtius .. . Wien (o. Verlag) 1782, 52+ 16 S. - Wien Stadtbibl. A 94801. - Was ist ein Bischof? Von Eybel. Nach dem Wiener Exemplar. Pressburg 1782. Titel in Portheim. 2 NS I, 1783, S. 214 f. 3 Introductio III, S. 47, 54, 89, 137, 158. 4 Ne v. 17. 7. 1778, S. 115. 5 Abhandlung von der Macht der Bischöfe. Von Antonio Pereira, Priester aus der Congregation des Oratoriums z11 Lisbon in Portttgiesischer Sprache vorgetragen, nachmalen in die französische Sprache, ttnd itzt ai,s dieser in das Tei,tsche übersetzt . (Motto:) Episcopati,s ,mus est, rnjus a singi,lis in solidi,m pars tenet1<r. D. Cyprian. Lib. de ttnitate Ecclesiae. - Si i,ni,s i,niversalis est, restat ,a vos Episcopi non sitis. D. Gregor. Magn. Frankfurt und Leipzig, Bey Dodsley und Compagnie. 1773. LXIV+479 S. - StB Schlägl 068203; StB Zwettl. 199

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