Orte gesagt: und . .. Sonnenfels thut sehr unrecht, daß er, anstatt als freymüthiger Patriot mit an Aufklärung des Volkes zu arbeiten, vielmehr eine vornehme Miene annimmt, und thut als ob in Wien schon jedermann wisse was Hr. Eibe! sagt. Und doch leistet er wirklich weniger als Eibel22 ." Ganz ähnlich lauten Sätze in Friedels Briefen aus Wien23 : ,,Ich sag es ihnen noch einmal, es ist ein Meisterstück von einer Rede, mit der Sonnenfels mehr als einen Entzweck erreichte. Freylich ist der Eingang, und der in demselben auf Eibel gewagte Klopffechterstoß - eines Sonnenfels nicht würdig. Das wußten wir so gut, als der Hr. Hofrath, daß Van Espen, Thomasinus, de Marka u. a. m., die Eiblischen Sätze vorgetragen haben; vielleicht ist der Hofrath eben nur durch Eibels Werkchen von den Grundsätzen dieser Männer unterrichtet worden ... Doch Sie kennen Sonnenfelsen ... hat er doch die Schwachheit, daß er nie einem seiner verdienstvollen Freunde ein Kompliment machen kann, ohne dabey einem andern verdienstvollen Manne auf die Füße zu treten. Und es ist aus der langen Note zu sichtbar, daß er den Eingang blos deshalb hinsetzte, um von dem würdigen Riegger sagen zu können, daß er ein würdiger Mann war ..." Eybels Schrift rede die selbe Sprache wie die von der Kirche als Ketzer verdammten Luther, Wiclif, Calvin und Marcus Antonius de Dominis24 , meinte eine gegen die innerkatholische Aufklärung gerichtete Schrift25 , welche Eybel unter die Deisten, Naturalisten und Freidenker einreihte26 . Sein Werk lasse vermuten, daß er zu denen gehöre, die nach und nach die Offenbarung und das ganze Christentum ausrotten wollten. In den traditionell gebundenen Kreisen war die Überzeugung stark eingewurzelt, daß ein Angriff auf den p äpstlichen Stuhl immer auch ein Angriff auf die geoffenbarte Religion sei. Die Orthodoxen schäumten . Immerhin hatten sie es sachlich relativ leicht: echter Gelehrsamkeit konnte eine Broschüre wie Was ist der Pabst? nicht standhalten . Der Wiener Exjesuit Ignaz Thonhauser (Pseudonym Onhauser) berichtet uns 1784, die „Verteidiger der Wahrheit" hätten Eybel und seine Mitarbeiter27 aufgefordert, durch gerichtliche Untersuchung feststellen zu lassen, wer die Väter, die Theologen und Konzilien getreulich oder unrichtig allegiert habe. Eybel habe es aber 22 AdB 51. Bd., 2. Stück, 1782, S. 575 f. 23 Friede!, Briefe aus Wien (1. Bd.), 81784, S. 203 - 205. 24 Marcantonio de Dominis, 1560 - 1624; vgl. LThK 2III, Sp . 493 f. ,In seinen eigenen Werken verband er mit heftiger Polemik gegen das Papsttum einen episkopalistischen Kirchenbegriff, von dem er eine Annäherung der Konfessionen erhoffte' (H. J edin). 25 Wohin zieblen die Absichten der hei<tigen Attfklärer? 1785. In: NS XIII, 1784. 26 Ebenda, S. 88. 27 Wer gemeint ist, ist fraglich. Allenfalls ist dies als ,Gesinnungsfreunde' zu interpretieren, also jene, die Eybel schriftlich verteidigten . 176
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2