Abhandlung: Was ist der Pabst? Was ist der Kardinal? Was soll der Pfarrer seyn? Was ist die Religion? Was ist die Kirche? Was ist der Kaiser? Was sind die Pflichten gegen Gott? Was ist der Peter? Was ist der Teufel? Was sind die Wienerschriften überhaupt? ... " Joseph von Sonnenfels suchte den Eindruck von Eybels Papstschrift abzuschwächen, was er en passant in seiner eigenen zum Papstbesuch herausgegebenen Schrift Ueber die Ankunft Pius des VI. in Wien18 besorgte. Die Allgemeine deutsche Bibliothek - war Friedel oder Freiherr von Gehler Rezensent? - besprach die Schrift zusammen mit Was ist der Pabst?19 und konnte sich nicht genug verwundern über Sonnenfelsens Haltung zu Eybels Broschüre. Der Rezensent bekennt, er habe Sonnenfels' Schriftehen „mit Begierde" in die Hände genommen, habe es aber dieses Mannes „gar nicht würdig" gefunden. Er habe gleich eingangs „ein übles Vorurteil" gegen Eybel erwecken wollen. Sonnenfels hatte geschrieben, der Zeitpunkt, den Eybel für seine Schrift gewählt hatte, sei unschicklich gewesen. Das weist der Rezensent entrüstet zurück. Sonnenfels nehme oft eine gar sonderbare Miene an. Er halte sich für Wiens ersten Reformator. In der Tat habe er große Verdienste. Er sei der erste in Wien gewesen, der die guten Schriftsteller des protestantischen Deutschlands gelesen habe und sie öffentlich in Wien anzupreisen wagte, zu einer Zeit, da man dort noch alle Ketzer für verdammenswerte Menschen angesehen habe. ,,Hr. v. Sonnenfels hat ... über verschiedene Wahrheiten freymüthig seine Stimme erhoben. Das ist rühmlich. Aber in der That ist es ihm nicht rühmlich, daß er aus Eitelkeit glaubt, er habe nun die Reformation in Wien ganz vollendet, und so oft zu verstehen giebt, Wien könne, so wie an Größe und Pracht, also auch an Erleuchtung, Kultur der Wissenschaft und Freyheit zu denken, allen andern Städten Deutschlands vorgezogen werden . Dies ist der Ton, der der Eigenliebe eines Wieners und des Herrn Sonnenfels Eigenliebe schmeichelt . .. 20 " Sonnenfels gab in seiner Broschüre an, die Werke eines Thomasius21 , de Marca, van Espen und anderer seien schon in jedermanns Händen, Febronius widerrufe vergebens, die Lehrsätze von der unmittelbaren Sendung der Bischöfe und anderes seien allgemein angenommen; zu einer solchen Zeit erscheine es überflüssig, solches nochmals darzustellen, wie Eybel es getan habe; beinahe alle Welt sei ebenso gut unterrichtet wie er . Das lehnte der Rezensent ab. ,,So wenig ein Gelehrter Eibels Werke für Werke des Genie ausgeben wird, so sehr sind sie doch Worte zu rechter Zeit und am rechten 18 Ueber die Ankunft Pius des VI. in Wien. Fragment eines Briefes von ,;~-,; hera1<sgegeben von ]. v. Sonnenfels. Wien: Kurzbeck 1782, 32 S. 19 AdB 51. Bd. 2. Stück, 1782, S. 572 - 577. 20 Ebenda, S. 573 f. 21 Christian Thomasius, 1655 - 1728; vgl. LThK 2X, Sp. 155; RGG 3VI, Sp. 866 f. 175
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