Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Aber einer überschlug sich vor Lob: der aus Steyr gebürtige Aloys Blumauer16, der bedeutendste Literat und Poet im Wien des josephinischen Jahrzehnts. Es lohnt sich, seine Ausführungen mitzuteilen 17 . „Mit des Hrn. Landraths Eybel Abhandlung: Was ist der Pabst? begann nun die neue bessere Periode der inländischen Schriftstellerey. Eine deutsche, selbst dem Volk verständliche Abhandlung über einen Gegenstand, der bisher entweder bloß lateinisch, oder nur von protestantischen Schriftstellern deutsch, aber immer nur für Sachkündige allein behandelt worden war, würde auch ohne der freymüthigen Einschränkung der päbstlichen Rechte, die ihren Innhalt ausmachten, Aufmerksamkeit zu einer Zeit erregt haben, wo der Gedanke Pabst in den Köpfen einer halben Welt, und vor allen in denen des Wiener Publikums ein ausschließendes Recht zu walten hatte. Schon der Titel der Schrift war für das Volk, geistlichen und weltlichen, adelichen und bürgerlichen Standes, eine kühne vermessene Frage, unerhört in den älteren Katechismen, in welche man sich wohl jede andere Frage: nur niemals die: was ist der Pabst? erlaubt hatte. Noch weit unverzeihlicher schien der Innhalt, und fast allgemein war die Empörung derjenigen, welche in ihren Klöstern eine freylich ganz andere Lehre über diesen Gegenstand eingesogen hatten. Aber was diese Zeloten am meisten wider den Verfasser empörte, waren dessen sieben Kapitel von Klosterleuten, die mit seiner Abhandlung über den Pabst zugleich erschienen ..." Hierauf berichtet Blumauer von der ungeheuren Breitenwirkung von Eybels Papstschrift: „ über 70 Schriften zogen allein für und wider diesen Gegenstand zu Felde, und das Resultat aller Gegenschriften war, daß sie des Verfassers Abhandlung, statt sie zu widerlegen, bekannter, gesuchter, und folglich gemeinnütziger machten. Dies bewies augenscheinlich der erstaunliche Absatz derselben, und die Eilfertigkeit, mit welcher sie ins lateinische und französische übersetzt ward. Sogar der Titel dieser Abhandlung schien Epoche zu machen; eine Menge Schriften erschienen von nun an in Gestalt von Fragen, und indeß der Verfasser selbst noch einige Gegenstände des Kirchenrechts auf diese Art behandelte, wimmelte es von folgenden Titeln. Man frug: Was ist der Verfasser der 16 Aloys Blumaucr, * 1755, t 1798, 1772 Novize bei den Jesuiten in Wien, 1773 Privatlehrer , 1781 - 1793 Bücherzensor, 1782 - 1784 Schriftleiter der Wiener Realzeitttng; Freimaurer, redigierte das ]ottrnal für Freymattrer 1784 ff. und gab den Wiener Mttsenalmanach heraus (1781 - 1792 mit Joseph Franz Ratschky, t 1810, 1793 f. alleine). Am bekanntesten seine Aeneis-Travestie. Vgl. Wurzbach I, S. 436 - 444. 17 Blumaue r, in WRealZ 1782, S. 634 f. 174

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