Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Aloys Merz habe dem in Wien weilenden Pius VI. Schriften geschickt, wofür er ein Dankschreiben (datiert 4. April 1782) erhielt. Unter diesen Schriften - Kontroverspredigten - befand sich sicher bereits eine seiner Entgegnungen auf Eybels Papstschrift9 • Die einflußreiche Berliner Allgemeine drntsche Bibliothek brachte zunächst einen „Auszug eines Schreibens aus Augsburg vom 22. Mai 178210 ", worin Befremden über Eybels Was ist der Pabst? ausgedrückt wird. Unter den Schriften über und wider den Papst stünden die Schriften des „berühmten" Eybel obenan. Er sei eben vor kurzem aus Linz nach Wien zurückberufen worden. Er habe die „sehr bekannt gewordenen Schr iften" Was ist der Pabst? und Was ist ein Bischof? geschrieben. Außerdem plane Eybel weitere Schriften: Was ist ein Priester, Was ist ein Mönch, Was ist ein Domherr, Was ist ein Büchsenträger. Seine Schriften seien „gelehrt und verständig" geschrieben und bei der Lage der Sachen in Wien sehr wichtig. Bloß: den Protestanten könnten seine Schriften an sich nicht so wichtig sein, sondern für sie seien sie nur insofern interessant, als sie Aufschluß über die innere Entwicklung der katholischen Kirche böten. ,,Was Hr. Eybel über den Pabst sagt, ist zum Theil, was die Protestanten seit 200 Jahren gesagt haben, und darüber sind verketzert worden .. ." Bald darauf würdigte das gleiche Rezensionsor gan die Papstbroschüre recht positiv11 . Ich vermute, daß Friede! der Rezensent war, wenigstens ähnelt seine Besprechung der Papstschrift in seinen Briefen aus Wien12 in ihrer Tendenz dieser Besprechung. Die Allgemeine deutsche Bibliothek wies der Schrift den ersten Platz unter den Schriften zu, die anläßlich des Besuches von Pius VI. in Wien erschienen waren. Auch das Berliner Organ gab als Absicht der Schrift an, es habe dadurch der Eindruck der Gegenwart des Papstes abgeschwächt werden sollen. Während die vertretenen Sätze wirklich nichts Neues enthielten, seien sie doch dem Volke neu und aufsehener regend gewesen, weil sie deutsch und populär dargestellt worden waren. ,,Doch was v ielleicht am meis ten beytragen mochte, um ein so großes Aufsehen zu erregen, war, daß diese Schrift, so zu sagen, unter den Augen des Papstes, und wie es ebenfalls schien, unter Genehmigung des Hofes herauskam." Letzteres beruhte auf dem erlaubten Weglassen des Verfassernamens am Titelblatt. Kaspar Ruefs Der Freymüthige, jenes theologisch-kirchenpolitische Skandalblättchen aus den habsburgischen Vorlanden, rezensierte Eybels Schrift in 9 Vgl. unten S. 188 f . 10 AdB 49. Bd ., 1782, S. 593 ff . 11 AdB 51. Bd., 2. Stück, 1782, S. 564 - 567. 12 Friede!, Briefe aus Wien (1. Bd .), 81784, S. 165. 172

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