Eybel am darauffolgenden Tag mit einem aus zwölf Personen bestehenden Kommissionspersonal nach Kremsmünster, um es „so wie Garsten und Wilhering zu behandeln". Auch hier mußte über das gesamte Stift und sein Vermögen eine genaue Inventarisierung und Bestandaufnahme vorgenommen werden. Eybel genoß die Amtshandlung, welche genau ein Monat dauerte, auf seine Weise. Die Mittag- und Abendtafel wurde im Stift mit den köstlichsten Speisen, Rot- und Weißwein genossen, und nach dem Abendessen wurden besonders gute Weine aus dem Stiftskeller in die Wirtshäuser gebracht. Dort wurde bis in die späte Nacht „getrunken, getanzt und komische Rollen gespielt". Die Kornmissionierung kostete dem Stift die für die damalige Zeit enorme Summe von 5.508 fl 11 kr 2 d . Eybel soll einmal in Weinlaune gesagt haben, er könne leicht alle Linzer Studienanstalten nach Kremsmünster versetzen, wenn er wollte. Das allerdings hätte er doch nicht tun können, denn mit Entschließung vom 13. August 1787 wurde die Ritterakademie in Kremsmünster geschlossen144 . Nach Eybel seien an dieser Anstalt ohnedies, zwei oder drei ausgenommen, nur „Alltagsprofessoren" gewesen1 45. Kremsmünster mag Eybel wirklich nicht. Als Abt Erenbert im Jahr 1789 durch einen Kommendatarabt, den berüchtigten Maximilian Stadler, abgesetzt wurde, ventilierte er seine ganze Abneigung gegen Abt Erenbert. Dieser hatte wählen dürfen, ob er 1.500 fl Pension beziehen wollte oder freie Wohnung und Verpflegung im Stift und 800 fl jährlich in bar (Hofdekret vom 21. April 1789). Erenbert wählte letzteres. Eybel war außer sich. Ganz gewiß würde er seinen monastischen und herrschsüchtigen Grundsätzen verpflichtet bleiben, meinte er, und dem Abbe Commendataire saure Zeiten verursachen. Am 26. Mai 1789 wurde zu Eybels Freude Maximilian Stadler von Eybel selbst in sein Amt eingeführt . Stadler sollte in der Folge verstehen, prächtig auf Stiftskosten zu leben14 6. Auf den Kremsmünsterer Prior P. Raymund Joly hatte es Eybel besonders abgesehen; 1787 erreichte er, daß die Regierung ihn vom Priorat absetzte147 . Dafür schätzte er in Kremsmünster den Hofmeister P. Georg Pasterwitz besonders hoch, den er bei der Kornmissionierung Kremsmünsters 1787 für den Posten eines Abtkoadjutors oder Administrators in Vorschlag brachte148 • Daß man in Kremsmünster durchschnittlich nicht eben gut von Eybel dachte, zeigt die umfangreiche (Manuskript gebliebene) Entgegnung von Laurenz Doberschitz auf Eybels Was ist ein Pfarrer?149 144 Hittmair, S. 319 f. 145 Hittmair, S. 323. 146 Hittmair, S. 408 - 410. 147 Hittmair, S. 323, 324, 330. 148 Hittmair, S. 327. 149 Sturmberger, Aufklärung, S. 176. 143
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