Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

die man umwidmen müsse. Am 25. Jänner 1788 bekam Eybel das gewünschte Dekret und visitierte tags darauf unter Berufung auf des Reskript vom 6. April 1787 bereits bei den Nonnen138 . Als sich anfangs 1789 bei einer neuerlichen Visitierung der Elisabethinerinnen die traurige Lage des Konvents zeigte - viele waren selbst krank, Geist und Zucht flau - da nahm Eybel die Gelegenheit wahr, wieder einmal seine alte Abneigung gegen die geistliche Krankenpflege kundzutun: Geistliche Personen, so meint er, wenn sie auch durch ihr Institut zum Krankendienst verbunden sind, dünkten sich doch immer mehr als bloß Krankenpfleger zu sein. Sie forderten für sich besondere Bequemlichkeiten. Die schweren Arbeiten überließen sie doch den Laienschwestern und vermeinten als Chorfrauen, als Matres, ihre Zeit mit aszetischen Übungen verbringen zu müssen. Noch am Krankenbett seien sie mit ihren „aszetischen Grillen" beschäftigt. Wieviel Hilfe, wieviel Gemütserhöhung könnten die Kranken von solchen Aszetinnen erwarten? überdies seien sie auch gesundheitlich gefährdeter als weltliches Personal, das doch mehr Bewegung hätte und frische Luft schöpfen könne. Im Schwesternspital lägen die Kranken aus Barmherzigkeit, im Spital mit weltlichem Personal nicht, was ihnen mehr Selbstbewußtsein verschaffen würde139 . Auch 1790 suchte Eybel, die Institute der Ursulinerinnen und Elisabethinerinnen als dem Staat unnütz darzustellen und ziemlich offen auf Aufhebung einzuraten140 . Der Konvent der Barmherzigen Brüder war zwar besser bestellt als der der „Liesln", aber auch über sie machte Eybel hämische Bemerkungen, die mehr in vorgängiger Abneigung gegen Orden als in sachlicher Einsicht wurzelten141 . Anläßlich einer Inventierung der Stifte Reichersberg und Ranshofen um die Wende 1787 / 88 rühmt Eybel in einem Bericht seine Genauigkeit, Pflichteifer und Bescheidenheit, worüber er sich das gute Zeugnis von den Prälaten und Offizialen der inventierten Klöster habe geben lassen. Man habe es bei allen Bewohnern von Oberösterreich schon so weit gebracht, meldet er, daß die Klosterveränderungen kein Aufsehen mehr machten142 . „Erbfeind" der „besseren Grundsätze" in der Kirche waren nach einer A.ußerung Eybels von 1788 einmal die bischöfliche Kurie von Passau und das „alle Manöver versuchende Mönchtum143 ". Unter den Klöstern des Landes sah Eybel im mächtigsten - Kremsmünster - den größten Gegner, unbeschadet der Tatsache, daß es in diesem Stift damals ziemlich bedeutende Männer und Gelehrte gab. Über Befehl vom 25. August 1787 begab sich 138 Hittmair, S. 348 f . 139 Hittmair, S. 427. 140 Hittmair, S. 429. 141 Hittmair, S. 430. 142 Hittmair, S. 342 f. 143 Hittmair, S. 368. 142

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