Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

der ge1st1ge Führer der Loge in Linz81 , wandte sich am 12. September brieflich an den Großmeister von Wien. Eybels „bekannter Haß gegen die meisten Glieder unserer Loge" habe es dahin gebracht, daß der Verkauf der Broschüre verboten wurde, weil die Schrift nicht der Zensur unterworfen worden sei, doch verkaufe Buchbinder Münzer die Schrift. Auersperg befürchtete in einem Brief am 19. Steptember wiederum, daß Eybel, dieser „so bös denkende Mann", wohl die Absicht haben möchte, daß die Loge aufgehoben werde82_ Doch zurück zu den Klosteraufhebungen, die ja das spektakulärste waren, was Eybel als Landrat und Referent in ecclesiasticis vorzunehmen hatte. Auf Details verzichten wir bewußt; wen die Aufhebungen im einzelnen interessieren, der sei auf Hittmairs Klostersturm verwiesen, der alles eingehend, wiewohl ohne Zitate zu nennen, beschrieben hat. Das Prinzip des divide et impera, gewürzt durch Klosteraufhebungsvorschläge und Aufhebungen, wobei die größeren Stifte insbesondere nichts mehr als Spielbälle der meistens finanziell orientierten Spekulationen und Pläne der staatlichen Behörden waren, wurde von der Linzer Landesregierung unter fleißiger Assistenz von Eybel so virtuos gehandhabt, daß die Geschichte der Verwicklungen und Spekulationen selbst nach Hittmairs Klostersturm kaum durchsid1tig wird. Für die Komplexität der Vorgangsweise wirkte sich auch fördernd aus, daß eben die Gründung der Diözese Linz besonders um 1783 - 1785 betrieben wurde, wobei von Anfang an - ab 1783 - Stifte zur Dotierung von Bischof und Domkapitel ins Auge gefaßt wurden83. Natürlich war die Zuständigkeit des Gesetzgebers und der Geistlichen Hofkommission selbst in einzelnen Entscheiden größer als die der Geistlichen Filialkommission mit Eybel, oder der Landesstelle ob der Enns. Aber das Wie der Vorgangsweise Eybels mit seiner Rücksichtslosigkeit, Verlogenheit und Liebedienerei dem Staat gegenüber verbitterte. Es ist wirklich zu fragen, ob der aggressionsgeladene Landrat in der Klostersache die Gelegenheit seines Lebens fand, sich auszutoben. Es ist ja bei Durchlesung von Hittmairs Klostersturm nicht zu übersehen, daß Eybel den Wünschen des Staates 100-prozentig zu entsprechen suchte, stets nur das Schlechte hervorkehrte, die Zustände schwarz malte. Nun, vitale Menschen, und ein 81 A. v. Scharf, Lehrer der Philosophie in deutscher Sprache an der Universität zu Wien, schrieb bis Oktober 1782 die Wiener Realzeittmg, die der Freimaurer Blumauer übernahm, nachdem Scharf die Stelle eines oö. Lehrers der Philosophie am Linzer Lyceum erhalten hatte. Von ihm stamme ein Werkchen: Der Klostergeist . .. WRealZ 1782, S. 799; Behrisch, S. 193. 82 Sturmberger, Freimaurer, S. 104 - 106. 83 Hittmair, S. 125 - 127; Fcrihumer, Die kirchliche Gliederung, (LV) passim. 131

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