Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

schaft fiele; daß sich der jüngste Sekretär, der letzte Protokollant schämen und es ahnden würden, wenn man einen aus ihnen öffentlich einen Doktor hieße. - Vergebens! Er verhärtete nicht nur in seinem Eigensinne, sondern, was tausendmal ärger war, machte auch einen eisernen Vorsatz, den er ihnen nicht verhehlte, daß er nämlich im Erheischungsfalle sich gegen ieden insbesondere und gegen alle insgesammt als einen wahren Doktor, das ist, als einen treuen Beförderer der Gerechtigkeit und Billigkeit, als einen eifrigen Handhaber der Gesetze und Verordnungen, als einen warmen Freund des Vaterlandes und allgemeinen Bestens zeigen und betragen wolle. Dieses war nun eine offenbare Kriegserklärung, ja die Losung zur Schlacht73 ." Das verdrießt nun Seriosettos Gesprächspartner Galantino, und er meint: ,,Sich wider alle setzen, war doch vom jüngsten Rathe zu viel gewagt. Wie verhielt sich denn der Präsident dabey? Er hätte den ungestümmen Reformirer gleich Anfangs bändigen, und so alle wechselseitigen Plackereyen verhüten sollen." Seriosetto nimmt nun den Landeschef Graf Thürheim in Schutz: ,,Mein Herr verdient Mitleid und Erbarmen. Dieses ist für ihn die Epoche seiner bösen Zeiten, die er bisher nicht kannte. Er war oft so verwirrt, daß er mich für den Kanarienvogel ansah, und so verdrossen und verweifelt, daß er seine Bedienstung niederlegen und sich auf seine Güter begeben wollte, welches ihn aber jederzeit auf der Stelle reute. Wir wandten freylich alle Mittel an, um den Stänker ( = Eybel) zu einem friedsamen passenden Mitgliede umzubilden; Seine Excellenz berathschlagten sich darüber mit dem ersten Rathe, mit dem ersten Diätenfischer, mit dem ersten Arzte, mit dem ersten Priester, mit dem ersten Exjesuiten. Und lange Zeit war das Resultat von allen ihren Berathschlagungen: Daß man sich gefragt hätte, wie man einen Mohren am besten schneeweiß waschen könne? Mein Herr hat in seinem Leben niemanden mehr geforchten, als diesen Unbiegsamen, der in der That schrecklich war. Denn er redete vom Pabste, wie von einem Menschen, von Bischöffen, wie von Dienern des Staates; von Pfarrern, wie von Söldnern der Gemeinde; Von Ordensleuten, wie von entbehrlichen Leuten. Man ließ ihn einmal mit dem Teufel selbst sprechen74 ; er lachte dazu75 ." Die letzten Anführungen lassen einwandfrei erkennen, daß die Satire Eybel galt. Die sicherlich in Oberösterreich entstandene, übrigens wertlose Biographie der Glaubensfeger in Oesterreiche76 läßt die Glaubensfeger oder Aufklärer 73 Die Papageye, S. 41 - 44. 74 Anspielung auf die Broschüre: Eybel und der Teufel. 75 Die Papageye, S. 44 f. 76 1. - 4. Blättchen 1782 - 1783; von der k .k. Zensur verboten im Mai 1783: NBeF VII/2, 1785, S. 430. 129

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