Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

aus dem Reich der Toten: ,,Wer hätte es geglaubt? Ein so berühmter Pabst und Jesuitenfeind, ein Ganganelli, wußte nicht einmal, daß zu S . .. burg (= Sindelburg) ein Pfarrer sey . . . ich schilderte ihre Person nach den vortheilhaftesten Zügen der Physiognomick53 ; ich wiederholte ihm, daß ihr Kinn mit einem doppelten Stockwerke auf ihre Brust herab steige, und daß ihre Waden, ihr Bauch, ihr ganzer Körper mit ihrem Kinne in vollkommensten Verhältnisse stünden . . . 54 Und Hubers Kaplan habe in den Schenken beteuert, daß der bekannt beleibte Sindelburger Pfarrer „im geistlichen Fache der zweyte Mann im Staate" sei55 . Das hinwiederum stellt wohl eine Spitze gegen Wittola dar! Schließlich macht sich der vierte Teil des Anselmus Rabiosus noch über Eybels eifriges Abschreiben von anderen Autoren lustig. Die Antwort ließ auch nicht auf sich warten und hieß: Gedanken über Anselmus Rabiosus Reise nach dem Kürbislande56 . Hinter dem zurückhaltend und gekränkt schreibenden „Ehe" darf nicht ein Pseudonym für Eybel vermutet werden. Wir dachten zunächst an ein etwas offenherzig von Eybel selbst gewähltes Pseudonym, bis wir auf den Linzer Lehrer Lukas Ehe stießen, der in der Normalschule Naturkunde und Geschichte und am Lyzeum Mathematik lehrte57 . Sein Schriftehen gibt einfache Regeln an, wie man Satire zu schreiben habe. Anselmus Rabiosus sei schlechte Satire, weil sie verletze, zu dick auftrage und auch nicht die geeigneten Angriffsziele aufs Korn nehme. Unter Eybels Name kam 1783 ein Werkchen heraus, Die Pilgrimme nach Wien58 • Die Realzeitung59 erwähnt, ein „Schriftstellerchen" habe in diesem Werk „den ehrwürdigen Namen Eibel mißbraucht". Ein beißendes Pamphlet ist schließlich die ebenfalls anonyme, nicht zuschreibbare Schrift Die Gimpelinsel oder der Stiefbruder des Linnäus60 . Glücklicherweise veröffentlichte Friedrich Nicolai in der Allgemeinen deutschen Bibliothek61 einen Schlüsel, der uns die komischen Käuze und wunderlichen Vögel auf dieser „Gimpelinsel", durch die ein „Staarl" einen Schiffbrüchigen führt, zu Linzer Menschen der arrivierten Gesellschaft, zu Persönlichkeiten aus Fleisch und Blut, ausdeutet. Da passieren sie nun 53 - wieder ein kleiner Ausfall - diesmal auf J. C. Lavater! 54 Anselmus Rabiosus, 4. Tl., S. 79 f. S.S Anselmus Rabiosus, 4. Tl., S. 81. 56 ... Von Ebe. 1783. 19 S. 57 Für den ,Religionsfeger' Meißler (t 29. 5. 1782 im 36. Lebensjahre) hatte Ebe eine gedruckte Rede gehalten: ProvN Nr. 4 v. 13. 7. 1782, S. 39; WRealZ 1782, S. 443 f.; Biographie der Glaubensfeger ... in: NS V, 1784, S. 21 zu Meißler. 58 1783, 32 s. 59 WRealZ 1783, S. 384. 60 o. 0. 1783. 2 Auflagen vorhanden, 173 bzw. 183 Seiten. 61 AdB 57. Bd. , 2. St. 1784, S. 596 - 601. 125

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