Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

erschien 1782 ein erster Teil eines neuen Anselmus Rabiosus44 , der zwar so tut, als sei er der gleiche Autor wie jener von 1778, was aber nicht der Fall ist: die Broschüre ist noch seichter und hanswurstischer. S. 30 f. sind wohl als Satire auf den Linzer Pfarrer Posch (,,Oberpriester in der Stadt") zu begreifen. übrigens stellt auch die Rezension in den Provinzialnachrichten45 fest, das Werk sei schwach verglichen mit dem „ von Witz strahlenden" Werk von 1779 (soll heißen 1778); im übrigen seien die Anspielungen undurchsichtig. Ebenso wurde in der gleichen Zeitung auch der zweite Teil des Anselmus Rabiosus beurtei!t46 . S. 74 f. könnten Anspielungen auf Eybel (,,der Advocat des schönen Geschlechts") und Cremeri (,,sein Sollicitator") sein, welche Zechmeisteri perpetui der Zensur seien. Der dritte Teil des Anselmus nimmt auch Bezug auf den Wiener Priester Patritius Fast, Kurund Chormeister bei St. Stephan, Zielscheibe des Spottes seitens der österreichischen Aufklärer47 . Die Allgemeine deutsche Bibliothek rezensierte erst 1785 alle vier Stücke zusammen48 . Auch sie weiß anzugeben, daß mit dem „Kürbisland" das Land ob der Enns gemeint sei. Im übrigen bleibe aber mangels eines Schlüssels zu den Personen und Umständen das ganze „ziemlich gut geschriebene Werk (!) ein hieroglyphisches Monument". 1783 wurde der Name des Anselmus Rabiosus wieder aufgewärmt: es erschien ein vierter Teil49 . Das fingierte Sendschreiben, von dem der Titel spricht, steht auf den Seiten 69 ff. und ist eine arge Verunglimpfung des Pfarrers Huber von Sindelburg. Da erwähnt der offenbar konservative Schriftsteller, dem Eybel so verhaßt war, daß er ihn samt Huber ins Lächerliche herunterzog, die Broschüre „über die Herzjesuandacht50 " von Eybels Beichtvater Huber51 , und da tut Eybe! im Kanonistenhimmel Erwähnung von Seiner Hochwürden Predigt über den päpstlichen Segen, die Huber zu dessen Entkräftigung gehalten hatte52 . Und da schreibt Eybel 44 Anselmus Rabiosus Reise nach dem Kürbislande im Jahre 1779. Erster Theil. Nebst einer Predigt an die Freygeisterey- und Religionsprediger. 1782. 54 S. Wien Stadtbibl. A 15465. Andere Ausgabe 1782, 46 S. Wien Stadtbibl. A 149701. 45 ProvN Nr. XII v. 10. 8. 1782, S. 167 f . 46 1782, 81 S. Wien Stadtbibl. A 106034. - Dass . 1783, 88 S., ebenda A 149701. - ProvN Nr. 3 v. 8. 1. 1783, S. 48. 47 Anselmus Rabiosus Reise nach dem Kürbislande im Jahre 1781. Dritter Theil. Gedruckt w Kammerstetten und Leipzig. 1783. 39 S. Wien Stadtbibl. A 92867. 48 AdB 61. Bd., 1. St., 1785, S. 194 f. 49 Anselmus Rabiosus Reise nach dem Kiirbislande Vierter Theil . im Jahre 1782. Nebst einem Sendschreiben des Landraths Eibe! aus dem Reiche der Todten an seinen letzten Beichtvater. 1783. 88 S. Wien Stadtbibl. A 92867, Linz Studienbibl. 71099. - Das Werk wurde von der k .k. Zensur im Juni 1783 verboten: NBeF VII/2 1785, S. 431. 50 K. J. Huber verfaßte eine Schrift gegen die Herzjesuandacht, vgl. meinen Artikel in der NDB. 51 Anselmus Rabiosus, 4. Tl., S. 73 . 52 Huber hatte gepredigt, der päpstliche Segen sei nicht mehr wert als jeder priesterliche, was um die Zeit des Papstbesuches in Wien größtes Aufsehen verursacht hatte. 124

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