Zensurpatent vom 11. Juni 1781, das die Broschürenflut weckte, die nun, einem Dammbruch gleich, Österreich überschwemmte32 . Nach Blumauers Beobachtungen33 erschienen vom 1. April 1781 bis Ende September 1782 in Wien allein 1.172 Schriften, Nachdrucke fremder Werke nicht miteingerechnet. ,,In jedem Monat durfte man auf 50 - 60 Broschüren sicher Rechnung machen", meldet uns Blumauer34 , Österreichs Literatur- und Aufklärungspapst, der Eybel ebenso wie dieser sich selbst als einen der ersten der Schriftsteller der Zeit betrachtete. Die ganzen Verästelungen der von Eybel verursachten literarischen Streitigkeiten werden wir ja noch kennenlernen. Die Berliner Allgemeine deutsche Bibliothek freilich war Band für Band in den Jahren seit 1782 bemüht, im Falle der „Wiener Schriften" den Weizen von der Spreu zu sondern, was schwierig war, wurde ja mehr geschmiert als geschrieben. Sogar dem Kaiser wurden die Wiener Skribler zu viel und mit dem 25 . April 1784 erging eine sehr deutliche Verordnung, die indes nicht viel geholfen hat: ,,Da durch diese Jahre der Beweis klar vorhanden lieget, daß unendlich viel Broschüren geschmieret werden und schier keine einzige noch an das Tageslicht gekommen ist, die der hiesigen Gelehrsamkeit Ehre gemacht oder dem Publico einige Belehrung verschaffet hätte, so ist künftig jeder Autor, der eine Broschüre drucken lassen will, zu verhalten, zugleich bei der Einreichung derselben bei der Censur sechs Dukaten bei dem Revisionsamt zu erlegen. Wird sein Werk durch die Censur zum Druck approbiret, so sind ihm die erlegten sechs Dukaten zurückzustellen; wird dasselbe aber verworfen, so sind die sechs Dukaten zu behalten und dem Armeninstitut zuzuwenden . . .35 " Eybel hat anschließend an dieses Hofdekret jahrelang nichts mehr veröffentlicht, soweit wir wissen. Nach seiner Papstschrift dürfte Eybel auf einem solchen Höhepunkt des Ansehens gelangt sein, daß weitum das Gerücht kolportiert wurde, er sei gestorben. Das Journal politique de Bruxelles von 1782 meldet nach Brief aus Frankfurt und dieser wiederum nach Briefen aus Linz, daß Eybel an einer Kolik verschieden sei und berichtet in knappen Worten, er sei durch Schriften berühmt geworden, die er anläßlich der Reformen des Kaisers im kirchlichen Sektor verfaßt habe. Dabei werden die Papstschrift und die antimönchischen Sieben Kapitel genannt36 . Ahnlich berichteten auch die 32 Fried, S. 12-S. 33 Blumauer, Beobachtungen, S. 36 f. 34 Blumauer, Beobachtungen, S. 9. 35 Wolfsgruber, Migazzi, S. 577 f . 36 ]011rnal politiq1<e ... v. 11. 10. 1782, S. 151. 122
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