Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625

544 Die Eisenhändler von Steyr bezogen also fast alles in den Innerberger Hammerwerken aufgebrachte Eisen und ermöglichten durch regelmässige Abnahme und durch Vorschuss zahlungen den ungestörten Rad- und Hammerwerksbetrieb. Auch für sie musste ein sicherer Absatz von grösster Wichtig keit sein, da sie nur so die grossen zum Verlage nothwendigen Summen aufbringen konnten. In ihrer Eigenschaft als Eisenverleger waren sie verpflichtet, vor allem den inländischen Markt mit Eisen zu versorgen. In erster Linie kamen da die Handwerker des Steyrer Industriegebietes in Betracht. Die Nähe eines so bedeutenden Eisenbergwerkes und die Ansammlung seiner Producte in der Stadt Steyr musste die gewerbliche Entwicklung dieser Stadt sowie der angrenzenden Theile des ober- und niederösterreichischen Alpenvorlandes in hervorragender Weise bestimmen. Schon im 12. Jahrhundert trieben Steyr und Waidhofen an der Ybbs Eisenindustrie.1 Der grosse Stahlgehalt des Erzberger Eisens bewirkte, dass man sich hauptsächlich mit der Erzeugung von Klingenwaren beschäftigte. Daneben spielte auch die Kleineisenindustrie eine grosse Rolle. Die wichtigsten Industrieartikel, wie sie im Mittelalter und in den späteren Jahrhunderten erzeugt wurden, waren Messer, Schwerter, Sicheln, Sensen, Hacken, Schnitzmesser, Taschenfeitel, Scheren, Feilen, Ählen, Zwecke, Bohrer, Gabeln, Zangen, Hobeleisen, Handsägen, Bogensägen, Stahlbögen, Löffel, Maultrommeln, Pfannen, Nägel, Schrauben, Draht, Hufeisen, Pflug eisen und Radblech.2 Die Handwerker, welche sich mit der Erzeugung dieser Waren beschäftigten, waren so zahlreich, dass die im Mittelalter übliche Beschränkung des Gewerbebetriebes auf die Stadt nicht platzgreifen konnte. Die meisten 1266. Siehe oben S. 525, Anm. 2. Ottokar befiehlt, die Waidhofener in ihrer libertas circa ferrum emendum et vendendum zu schützen. Den Bürgern von Steyr wird 1287 Mautfreiheit für den Bezug des Eisens, nicht aber für die Weiterverführung desselben ertheilt, was also auf eine Verarbeitung in der Stadt hinweist. Siehe oben S. 524, Anm. 6. Ge¬ sammturbare des Bisthums Freising für die österreichischen Lande (1291—1318). v. Zahn, Cod. dipl. Austriaco-Frisingensis. F. R. A. II. 36, 405. Mauttarif für die Mautstätten an der Donau zwischen Ebelsberg und Sündlburg von 1386 November 30. Oberleitner, Die Stadt Enns im Mittel¬ alter, a. a. O. 88—97 und für die Mautstätten zu Linz, Mauthausen, Steyr und Ybbs von 1604 September 25. Guarient, Codex Austriacus III, p. 81 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2