St. Bertholdi Büchlein

12 Frömmigkeit und Tugend ausgezeichneten Abte Gott¬ fried von Admont melden lassen, er möge ihm, da er bald sterben werde, den letzten Liebesdienst, die Ein¬ segnung seiner Leiche erweisen. Wirklich erkrankte Berthold bald darauf im Juli, empfing mit größter Andacht die hl. Sterbesakramente, versammelte sodann alle Brüder um sein Sterbebett, hörte die Beichte eines jeden und segnete sie; er nahm sodann rührenden Abschied von ihnen und sprach: „Die Stunde des Todes ist gekommen; ich habe mich schon lange darnach gesehnt. Weinet nicht, ich werde euch nicht verlassen und diesem Kloster stets ein treuer Be¬ chützer sein. Nach meinem Tode wird das Kloster nicht ohne Drangsal sein, ja es kommt eine Zeit, wo der Glanz desselben sich sehr vermindern wird, aber es wird durch Gottes Gnade wieder zum vorigen Wohlstand und Ruhm gelangen. Am 27. Juli 1142, um 2 Uhr morgens, stimmte er plötzlich die Allerheiligen=Litanei an und sang sie mit lauter Stimme, bis ihm die Stimme und das Auge brach. St. Berthold war in den Himmel eingegangen. Die ältesten und ehrwürdigsten Brüder trugen den Leichnam zum Grabe inmitten der Kirche, aber sie merkten gar keine Last; die Engel schienen den Leichnam zu geweihten Ruhestätte zu tragen. Hatte man Berthold im Leben als einen Vater geliebt, so verehrte man ihn nach seinem Tode als einen Heiligen des Himmels, umsomehr da Gott seinen treuen Diener schon zu dessen Lebzeiten und noch mehr nach seinem Tode durch zahlreiche Wunder verherrlicht hat. Da die feierliche Heiligsprechung St. Bertholds im 14. Jahrhunderte zwar eingeleitet wurde, aber in¬

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