Die Geschichte des Wehrgrabens 1936/1960

7 Ein scharf geführter, nicht enden wollender Streit wurde zwischen den Wehrgräblern im Aichet und Joachim Händl dem Älteren geführt. Händl wollte den Wehrgräblern ihr gebührendes Wasser entzie- hen und zu seiner Säge (in den Saggraben) leiten. Deshalb wurde durch den Stadtrichter Wilhelm Ko- peindl Beschau gehalten und verfügt, dass Händl den Schlachtbau nächst und ober einer Brücke ein- stellen und den alten Zustand wiederherstellen müsse. Außerdem sollte er eine Strafe von 32 Dukaten zahlen. Beide Streitteile mussten wegen ihres ungebührlichen Verhaltens bei der Beschau das „große Wandel“, das sind 5 Gulden (fl) 2 Schilling Pfennige (ß) erlegen. Da Händel aber unfolgsam blieb, wurde seine Strafe auf 64 Dukaten erhöht und seine Einsperrung in den Schlossturm bis zur Zahlung verfügt. 1604 war die Schlacht bei Christoph Tirer ausgewaschen, da der Weg neben der Schlacht vom Ham- merschmied Tirer, Michael Gramer, Scherschmied und Gruber Lederer mit ihrenWagen die meiste Zeit benützt wurde, erhielten sie von der Beschau-Kommission den Auftrag, die Schlacht herzuhalten. Die baufällige Brücke oberhalb der Bruckmühl, bei welcher der Steg weggekommen war, mussten die Holzhändler, Moritz Nussdorfer der Lederer, itemMatth. Kirchholzer und die beiden Bader in Steyr- dorf herhalten. Die „Werch“ bei des Nussdorfers Haus hinaus auf den Gries sollen Holzhändler und Lederer, wel- che dort Stadeln haben, richten. Die 5 Wehrfächer und Zäune oben am Gries, vom Ladenstadl herab, wurden durch den Brücken- verwalter der Stadt gemacht. Die Holzhändler mussten, weil sie den Weg benützten, Holz hierzu lie- fern. Der baufällige Augrund zwischen beiden Ablässen, nächst und oberhalb des Georg Ehrenweins Loh- stampf, musste von den Wehrgräblern verbaut werden. Ehrenwein musste dazu beitragen. Die Wehrgräbler verlangten, dass Seb. Hölpeck, Pulvermacher, ihnen den notwendigen Weg nicht absperre. Die Au oberhalb des Hölpecken Pulverstampf am Mitterwasser solle mit einfachen Zäunen durch den Stadtzimmermeister Khünig verwahrt werden. Die Waschbänke, soweit sie zu weit in den Graben gemacht waren, wurden abgeschafft. Im Jahr 1618 wurde von dem Papierer Valentin Prämer durch die bucklige Wiese und den Wehrgra- ben (während der Abkehr) eine Wasserleitung zu seiner Papiermühle, welche das „Adler-Papier“ er- zeugte, geleitet. 5 Jahre später wollte der Nachfolger Brämers, der Papierer Heinrich Wollweber, die schon schadhafte Leitung umlegen, sodass sie durch des seligen Wolf Händls Hammerwiese führte, um Reparaturen leichter durchführen zu können. Nach vielen Bitten erhielt er hierzu die Bewilligung der Behörde. 1652 brach ein Streit zwischen den Steyrer und Himmlitzer Wehrgräblern wegen der Au an der Steyr aus . 9 Die Jahrtage der Wehrgräbler fanden gewöhnlich im Jänner statt. Der Wirt, in dessen Raum die Versammlung abgehalten wurde, war gleichzeitig Einnehmer (Kassier) des Wehrgrabens und musste alljährlich schriftliche Abrechnung führen, die von den Verordneten des Wehrgrabens und dem Com- missär der Stadt peinlich überprüft und am Jahrtag vorgelesen wurde. Der Wirt wurde der „Herr Vater“ genannt. Nach der Genehmigung der Rechnung durch den Commissär wurden die Streitigkei- ten, welche die Wehrgräbler untereinander wegen der Wasserkraft hatten, geschlichtet und auch das Vorgehen der Wehrgräbler in allen den Graben und ihr Eigentum (Wiesen, Stadeln etc.) betref- fenden Angelegenheiten besprochen. Schließlich dankten die Verordneten des vergangenen Jahres ab und übergaben die Schlüssel der Lade dem Verhandlungsleiter, der sie dann dem neugewählten Verordneten (je einer von jeder Zeugstatt) übergab. 10 Ein Festmahl beschloss die Versammlung. Am 2.1.1661 war die Jahresversammlung beim Gastgeb Georg Gallenperger (Stadtplatz 16, Wittig- schlagerhaus), der von 1655-1665 auch Stadtrichter war. Wahrscheinlich war Gallenperger schon lange Jahre vorher der Herbergsvater der Wehrgräbler. Als er im Jahr 1671 heiratete, machten sie ihm ein Geschenk im Wert von 25 Gulden. Man befürchtete 1661 ein neues Hochwasser und drang darauf, dass die reiche Steyr, welche durch frühere Hochwasser sich ein neues Bett gegraben hatte, in ihr altes Rinnsal zurückzuleiten. Gewählt 9 Beilage 5 1 0 Beilage 4

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