Die elektrische Bahn Ebelsberg - St. Florian - Steyr

15 Die elektrische Bahn Ebelsberg—St. Florian—Steyr mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Steyr 16 Fig. io Steyr, Schnallentor Wer könnte diese hohen, auf Konglomeratfelsen äußerst malerisch und solid erbauten, dem Zahn der Zeit trotzen¬ den Häuser mit ihren Loggien und Erkern auf kräftigen Steinkonsolen (Fig. 16 bis 18) reizlos und für die Demolierung reif erklären? Heute in einem Zeitalter, wo man nationaler Eigenart, wel¬ che auch an den Bauten unserer Vorfahren vor¬ trefflich zum Ausdrucke kommt, den berechtigten Platz einzuräumen be¬ müht ist, heute wo fast alle benachbarten Kultur¬ staaten die Gesetzgebung bereits auf dieses Gebiet ausgedehnt haben! An zwei dieser Häu¬ ser schließen sich in der Badgasse Torbauten an (Fig. 16) zur Verteidi¬ gung der schmalen Gasse gegen das Eindringen. äußerer Feinde. Bei dem einen dieser Tore läßt sich die Anlage eines Fallgitters und der Rollen für eine Zugbrücke noch deutlich erkennen. Im engen Zusammenhange mit diesen Häusern würden auch diese Anklänge an die einstige Stadtbefestigung fallen, nachdem in der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahrhunderts so manches inter¬ essante Bauwerk in den meisten Fällen als nur vermeint¬ liches Verkehrshindernis der damals besonders grassierenden Städte-Modernisierungssucht zum Opfer fiel — freilich ohne zu bedenken, daß man dadurch auch die materiellen Inter¬ essen der Stadt tief geschädigt hat, indem man Dinge aus dem Wege räumte, welche ihrer Originalität, ihres hohen historischen Interesses wegen eine Hauptattraktion für Fremde gebildet hätten. Warum pilgern jährlich Tausende nach Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber und noch kleineren deutschen Städten? Um Herz und Auge zu ergötzen an dem, was unsere Altvordern mit Liebe und tief eingewurzeltem, künstlerischem Formensinn geschaffen und späte Geschlech¬ ter in weiser Erkenntnis des Wertes des Altererbten sorg¬ fältig behütet haben. Mögen daher maßgebende Kreise sich nicht der Einsicht verschließen, daß ein Projekt, welches den alten Bestand der Stadt völlig unberührt läßt, vom Standpunkte der Gesamtheit entschieden vorzuziehen wäre. Bedenken verschiedener Art gegen die oberwähnte Trassierung veranlaßten das Aktionskomitee, ein Alternativ¬ projekt in Erwägung zu ziehen: Variante II Diese Linie hat ihren Ausgangspunkt von Kegelpriel, führt über die sogenannte bucklige Wiese durch die Waffen- fabrikinsel, sodann mittels einer neuen Brücke zum rechten Fig. Ii Steyr, Zwischenbrücken mit Schloßleiten

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2