Die elektrische Bahn Ebelsberg - St. Florian - Steyr

13 Die elektrische Bahn Ebelsberg—St, Florian — Steyr mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Steyr H ein großer Teil der Bürger des jenseits der Steyr ge¬ legenen Stadtteiles (Vorstadt Steyrdorf) bestrebt, ge¬ schäftliche Vorteile, erhoffend, die Bahntrasse in die belebtesten Gassen dieser Vorstadt zu ziehen, welchem Umstände von Seite der Projektanten durch die Aus¬ arbeitung eines diesen Wünschen entsprechenden Vor¬ projektes Rechnung getragen wurde. Nennen wir dieses Projekt zum Unterschied von anderen Trassierungsmöglichkeiten Variante I Diese Linie gelangt beim Vorort Wieserfeld in das Stadtgebiet von Steyr, führt durch die Sierningerstraße und Kirchengasse in starkem Gefälle bis zur Vorstadt¬ pfarrkirche St. Michael abwärts, dann über die beiden Brücken der Steyr und der Enns gegen den Bahnhof. Für die engen, krummen Gassen, welche bisher nur schwere, langsame Lastwägen oder mit mäßig traben¬ den Gäulen bespannte ländliche Fuhrwerke zu sehen gewohnt waren, wahrhaftig eine starke Zumutung. Schnell bewegliche, geräumige Motorwägen, einge¬ zwängt ins mittelalterliche Stadtbild in einer durch erkerartige Vorkragungen verengten und durch schlanke Häuser mit steilen Dächern umsäumten Gasse ein Fig. 9 Steyrdorf, Hof des Apothekerhauses Fig. 8 Steyr, Neutor mit Pfarrkirche zwar ungewohnter Anblick, um dessentwillen man sich jedoch kaum veranlaßt fühlen würde, Stellung zu nehmen, wenn es dabei sein Bewenden hätte. Aber im vorliegenden Falle handelt es sich nicht um die bloße Führung eines elektri¬ schen Bahnbetriebes mit allen seinen das Stadtbild immer¬ hin beeinträchtigenden Nebenumständen durch einen, nicht nur zufolge seines altertümlichen Charakters, sondern auch seiner ganzen baulichen Anlage und Terrainbeschaffenheit nach sich minder hierzu eignenden Stadtteil, sondern, da die vorhandene Straßenbreite nicht durchweg ausreiche um Niederlegung einer ganzen Häuserzeile (Kirchengasse Nr. 1, 3, 5 und 7 mit den rückwärtigen Fronten gegen die Badgasse). Diese Massendemolierung würde dem Stadtbild eine empfindliche Lücke für alle Zeiten beibringen. Dies¬ bezüglich sei mir gestattet, auf ein Beispiel aus einer anderen, in kunsthistorischer Hinsicht nahezu ebenbürtigen Stadt hinzuweisen (Fig. 13), an welchem die Folgen der Demo¬ lierung einer zwischen zwei Gassen eingekeilten Häuser¬ gruppe in drastischer Weise ersichtlich ist. Außer dem Verschwinden prägnanter Stadtbilder hätte diese Demo¬ lierung auch die Vernichtung einzelner für die bürger¬ liche Baukunst des XVI. Jhs. überaus charakteristischer Häuser (Fig. 14 bis 18), deren Vorhandensein bereits auf dem Stadtplan vom Jahre 1584 nachweisbar ist, zur Folge.

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