105. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Medien und Werbung als Meinunqsbiider Philosophie 8 C: Im Rahmen des Philosophieunterrichtes afnd om 27. und 28. Oktober 1987 eine vom Österreichischen Kultur-Service unterstützte Veronstoitung stott, bei der Herr Wolter Fomier [Moturojohrgong 1976) den Schü lern der 8. Kiosse über seine Tätigkeit und Erfohrungen out dem Medienmorkt (ORF, Geschäftsführender Herousgeber des ÖH-Mogozins „Expreß", Mit-Herousgeber des 1987 im Foifer Veriog erschienen Büchleins „Erfolgreich studieren") berichtete. Andreos Aichinger und Dietmor Gotzmonn (beide 8 0) verfoßten dorüber folgenden Berichf: Hergestellt werden nicht Güter, sondern Bewußtselns-Inhalte Am 28. Oktober besuchte uns ein etwos kleinerer Monn mit Brille und Glotze, ober jung und drohtig. Gleich zu Beginn degrodierte er unseren Hofer zum Assistenten und ergriff sogleich dos Wort. Er, Wolter Fomier, selbst Absolvent unserer Anstolt, Publizistik-Student und Journoiist, stellte uns Toktik und Intention der Medien vor. Dozu Fomiers erster Sotz: „Medium und Werbung sind Eins, Werbung ist gleich Medium, Medium ist Werbung und konn ohne ihr nicht bestehen." Den Beweis hierfür iieferfjedenormoieTogeszeitung, deren Finonzierung zu 40 % der Käufer, zu 60 % die Werbung deckt. Mehr und mehr verschmolzen die Begriffe Medium und Wer bung, ois Fomier von der Bewußtseins-industriesproch. „Hergesfeiit und unfer die Leute gebrocht werden nicht Güter, sondern Meinungen, Urteile, Bewußtseinsinhoite oller Art." Die Bewußtseins-industrie ist die Schlüsselindustrie un seres Johrhunderts: Wo immer heute ein hochent wickeltes Land okkupiert oder befreitwird, wo es Stootsstreiche oder Revolutionen gibt, bemächtigt sich dos neue Regime nicht mehrzuoiiererstderStroßeoderder schwerindustrieiien Zentren, sondern der Sender, der Druckereien und der Fernmeldeämter. Monoger blei ben, die Bedeutenden der Bewußtseins-industrie wer den unverzüglich ousgewechseit. in diesen extremen Logen wird ihre Schlüsselstellung sichtbor. Spricht mon in Österreich von Medien, scheint kein Weg on jener kieinformotigen Togeszeitung vorbeizu führen. Und Fomier wußte viel von der „Krone" zu be richten—etwo folgendes; Er lebte, soiongeer studierte, in einem Studentenheim, ousgerechnet gegenüber einer Pressestelle der „Krone". Vor der Tür des Heimes hing sonntäglich ein Stoß druckfrischer „KronenZeitungen" und doneben eine Büchse, die wohl fürs Geld bestimmt gewesen sein dürfte. Jeden Sonntog orgonisierte nun ein onderer ein Fäckeri „Krone" — ohne Geld. Die Folge dieser morgendlichen Aktionen: Die Geidbüchse wurde entfernt, der Zeitungsstoß wor von doon größer. — Auch ein Weg einer erfolgreichen Bewußtseins-industrie. Übrigens ist die „Neue KronenZeitung" die reiotiv größte Zeitung der Weit (Ii). Ihr Ohef heißt Hons Dichond, und ist gleichzeitig deren Besitzer zu 55 %. (45 % gingen kürzlich on die bundesdeutsche „WAZ"). Die logische Folge hierous ist, doß Dichond zu den reichsten und mächtigsten Männern im Lande zählt, schließlich wird die „Krone" täglich von rund 2,5 Millionen Österreichern gelesen. Apropos: Fomier erwähnte mit keinem Wort, doß die „Krone" sonntogszurfreien Entnehme im Piostiktoscheri on der Stroßenecke ousgehängt wird, ich selbst hätte ein schiechtes Gewissen, würde ich sie mir nehmen, ohne zu bezohien.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2