105. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Grußworte Es ist mir eine besondere Freude, dem Bundesreaigymnasium Steyr zu seinem 125jährigen Bestehen meine herziichen Giückwünsche aussprechen zu können. Nicht vieie unserer mehr eis 300 oiigemeinbiidenden höheren Schuien können auf eine sc iange Vergan genheit zurückbiicken. Ein scicher Rückbiick zeigt aber auch, daß durch das Zusammenwirken von Eitern, Lehrern, Schüiern und Schuiieitung das Bundesreaigymnasium Steyr den pödagcgischen Erfordernis sen der Zeit immer wieder gerecht werden kennte. Mein Dank giit aiien, die dem Bundesrealgymnasium Steyr verbunden sind, und ich wünsche aiien an der Biidungsarbeit Beteiligten viel Freude und Erfeig für ihre weitere Tötigkeit. Dr. Hüde Hcwlicek Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport

Bildung erleichtert Lebensglück Daß dos Bundesrealgymnasium Steyr zu den ältesten drei höineren Bundessclnuien Oberösterreictis zäinit, Ist kein Zufall. Dies ist vielmehr der Ausdruck der Blüte, die die Eisenstadt im vorigen Jahrhundert Im Zuge der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung genom men hat. Auch wenn diese Region heute Sohwlerigkeiten In manchen Berelchen hat, so Ist sie doch weiterhin eines der wichtigsten Wirtschaftszentren unseres Lan des. Eine wesentliche Grundlage dafür bildetder hohe Ausbildungsstand der Bevölkerung, zu dem das Bun desrealgymnasium seit nunmehr 125 Jahren einen wichtigen Beitrag leistet. Damit zeigt sich auch hier, daß eine solide Bildung so wohl den wirtschaftlichen und beruflichen Erfolg, als auch das Lebensglück Insgesamt erleichtert. Anläß lich dieses schönen Jubiläums möchte Ich allen Schul verantwortlichen für Ihr Bemühen um die Bildung der Jugendlichen herzlich danken. Den Schülern wünsche Ich Insbesonders, daß sie mit ihrer gediegenen Ausbil dung sowohl im Beruf als auch bei der persönlichen Lebensgesfaltung den entsprechenden Erfolg finden. /ä Dr. Josef Ratzenböck Landeshauptmann

Das Bundesreolgymnasium Steyr feiert heuer sein 125jähriges Bestehen. Damit ist diese Schule außer halb von Linz die älteste öffentliche höhere Schule. Wie jung und attraktiv das BRG Steyr geblieben ist, zeigt sich daran, daß es nun im Jubiläumsjahr mit 32 Klassen und mehr als 900 Schülern eine der größten höheren Schulen in Oberösterreich ist. Beachtlich ist aber nicht nur die 125jährige Tradition dieser Biidungsinstitution, sondern vor allem auch die zeitgemäße gute Zusammenarbeit, die die Schuipartnerschaft im Bundesreaigymnasium Steyr kenn zeichnet. Es wird sicher auch in Zukuntt darum gehen, unter den Bedingungen einer Großorganisation die Gesichts punkte der Qualität und der Menschlichkeit zu verwirk lichen. Alien derzeit im Bundesreaigymnasium Steyr tätigen Mitgliedern des Lehrkörpers, der Eiternvereinigung und der Schülerschaft seien viele gute Wünsche für eine gedeihliche Zukunft ausgesprochen. Der Amtsführende Präsident des Landesschulrates für Oberösterreich: Prof. Dr. Karl Albert Eckmayr Präsident des oö. Landesschulrates

Das Bundesrealgymnasium Steyr feiert im heurigen Jahr das stolze Fest seines '125jährigen Bestandes. Dieses Jubiläum der ältesten höheren Lehranstalt der Stadt ist damit 125 Jahren höheren Biidungswesens in Steyr gleichzusetzen, in der langen Zeit ihres Bestehens hat sie tiefgreifende politische und geseiischaftiiche Veränderungen miterlebt, mehrmals mußte sie den Namen ändern, doch war sie stets, ihrem Biidungsauftrag getreu, bemüht, einen hohen Biidungsstand ihrer Absolventen zu erreichen und auch zu halten. Wenn man in den Annaien der Stadt blättert, wird dies durch die Namen zahlreicher bedeutender Ftersöniichkeiten, welche ihren Biidungsweg an der Anstalt begonnen haben, bestätigt. Sie wurde damit auch zu einem Be griff für die sprichwörtliche Steyrer Qualität. Ais Bürgermeister der Stadt Steyr beglückwünsche ich das Bundesreaigymnasium Steyr zu seinem Jubiläum sowie zu seiner allzeit hervorragenden Biidungsarbeit und verbinde damit die Wünsche der Stadt und ihrer Bewohner für eine ebenso erfolgreiche Zukunft. Heinrich Schwarz Bürgermeister

Das Bundesrealgymnasium Steyr 1863—^988 t — Unsere Schule ist im Herbst 1863 als dreikiassige Unter realschule gegründet worden. Noch Erweiterung zu einer Oberrealschule konnte am 12, Juli 1875 die erste Reifeprüfung mit4 Kandidaten abgehalten werden. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Schule bestän dig an Schülern und Klassen zu; ob dem Schuljahr 1923/24 wurden auch Mädchen aufgenommen und die Realschule schrittweise In ein Realgymnasium (mit Latein anstelle Französisch) umgewandelt. Ab 1938 als „Oberschule für Jungen" noch relchsdeutschem Muster geführt, erstand unsere Schule 1945 wieder als Realgymnasium. Mit dem Inkrafttreten des Schulorganisatlonsgesetzes von 1962 fand eine wesentliche Erweiterung des Blldungsongebotes statt; Die nunmehr In „Bundesgym nasium und Bundesrealgymnasium Steyr" umbenann te Schule führte einen neusprachllchen Zweig (mit Englisch, Latein und Französisch) und zwei realistische Formen (mit Latein ab der dritten oder fünften Klasse und technisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt In der Oberstufe). Die stürmische Zunahme an Schülern und Klassen in den folgenden Jahren erzwang schließ lich den (seit 1930 geplanten) Neubau eines Schulge bäudes im Werndipark. Im Herbst 1973 bezogen die 31 gymnasialen Klassen das neue Gebäude, während das Realgymnasium mlt2ü Klassen am Michaelerplatz verblieb. Nach hartem Ringen von Lehrerschaft und Eiternverein wurde das Schulgebäude in den Jahren 1977 bis 1980 generalsaniert und erweitert; seither zählt das BRG Steyr zu den schönsten und bestaus gestatteten Schulen In Österreich. Im Herbst 1983 konnte auch die alte Realschultraditlon wiederaufgenommen und ein technisch-naturwissen schaftlicher Zweig mit Französisch anstelle von Latein eröffnet werden. Eine trotz allgemeinem Schülersohwund ungebrochene Zunahme an Schülern und Klassen hat neue Raumprobleme geschaffen. Diese und die In Aussichf genommene Reform der AHSOberstufe lassen erwarten, daß die Schule am Mi chaelerplatz auch In Ihrem 125. Bestandsjahr noch entwicklungsfähig und für sinnvolle Veränderungen offen Ist. Dir. Mag. Dieter Grillmayer Direktor des BRG Steyr

OStR Maq. Helmut MIedler im Ruhestand ■. \ OStR. Miedler wurde am 5. 10. 1927 in St. Georgen im ■''/-■'äfer-'Sfc- Attergcugebpren.woerouchdieVoiksschiuiebesuch- '' Mittelsctiuizeit verbroctite OStR. Miedier auf ' ' derNAPOLATraiskircinen; 1944wurdeerzurDeutsclnen ' Wehrmactit eingezogen und war unter anderem bei , den Kämpfen um Wien im Einsatz. Nacti kurzer Kriegs- ■ ' gefangensctiaft beendete er 1946 sein Mitteischuistu- ■ , dium in Linz mit der Reifeprüfung. jrt -S? ■' Ansclniießend studierte er an der Universität Wien, wo V; er am 25. 1. 1951 die Lehramtsprüfung abiegte. NacLi .I.,. dem Probejahr am BG Linz-Khevenhüiierstraße unter- - WWt . richtete OStR. Miedier vier Jahre iang an der Haupt- ■ schuie Traun, um endiich im Aprii 1956 die Steiie eines Mathematik-Professors am BRG Steyr zu bekommen. "" ' ?_ Hier hat er 31 Jahre iang unterrichtet und die stürmi sche Entwickiung der Steyrer ANS in diesen Jahren miteriebt und mitgetragen. 1961 wurde er pragmatisiert ■i; - . : und 1979zumOberstudienraternannt. ErwarvieieJah- ^jjtt . A' ■ re iang ein engagierter PersonaiVertreter und aniäßH ■■ '®tzten Wechseis in der Direktion im Jahr 1984 Jllll^^ HF -■ auch mehrere Monate provisorischer Leiter des BRG ',/ j||||Hp , Steyr. Aniäßiich seiner Pensionierung wurde ihm vom BundesministerfürUnterricht, KunstundSportDankund ^^H|L Anerkennung ausgesprochen. OStR. Miedier ist seit vieien Jahren giückiich verheira tet, hat drei erwachsene Kinder und ist ein begeisterter Segier. Von seinem Zweitwohnsitz — dem Eiternhaus in St. Georgen — ist es zum Attersee ja nur ein Katzen sprung, was seinem Hobby sehr entgegenkommt. Am 17. 11. feierte OStR. Miedier mit dem Lehrkörper im Forsthof in Sierning seinen Abschied vom aktiven Dienst und nahm alie guten Wünsche für einen iongen und Seit 1. November 1987 befindet sich Herr Oberstudien- unbeschwerten Ruhestand entgegen, rat Mag. Herbert Miedier, seit 1956 Protessortür Mathe matik und Physik am BRG Steyr im wohiverdienten Ruhestand.

Vorwort Hermann Hesse: Stufen Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der uns beschützt und der uns hiift, zu ieben. ( Erst mit der Arbeit an diesem Jahresbericht steiite sich bei miraiimähiich das Gefühi für die historische Dimen sion dieses Jubiidums ein. Am augenscheiniichsten kommt das in der Gegenübersteiiung der Lehrer des Schuijahres 1929/30 mit den Lehrern dieses Schuijahres zum Ausdruck. Die einheitiiche Ausstrahiung in Ausse hen und Kieidung ist einer wohituenden Buntheit gewi chen. Und doch finde ich auch unter diesen aitehrwürdlgen Paukern das eine oder andere Gesicht, das für mich eine pädagogische Linie ausstrahit, dieauch ich vertreten könnte. Diesen Jahresbericht sehe ich ais bestimmte Stufe einer Treppe. Sie soii die Mögiichkeit bieten, innezuhaiten, um auf dieses 125jährige Kontinuum einen kurzen Blick werfen zu können, andererseits, um weiterschrei ten zu können, mit dem Wissen um die Tradition. Woifgang Koiier und ich benützten daher diese Stufe ais Sprungbrett, wir erlagen dem Zauber des Neube ginns. Dieses neue Format wählten wir, weil die Beiträge darin besserzu gestalten sind, die Lesbarkeit durch Zweispal tigkeit erleichtert wird, die Erkennbarkeit der Schüler auf den großformatigen Fotos deutlich zunimmt. „Avantgarde" heißt die neue Schrift, die wegen ihres breiteren Laufes ieserfreundlicher ist. Zum ausgiebigen Kunstteii möchte ich mich gar nicht äußern, da die Qualität der Arbeiten für sich selbst spricht. Zum Staunen ist das Potential an Kreativität, das in den BRG-Schüiern steckt, weiches durch den enga gierten Unterricht unserer Kunsterzieher aktiviert wird. Dank ich möchte allen danken, die mich in meiner Arbeit unterstützt haben. Hervorheben möchte ich Dr. Weixibaumer, dessen Beiträge besonders die Aitmaturanten schätzen, da sie auf gründlichen schulischen Recherchen basieren. Alois Lederhiiger für seine konti nuierliche exakte Fütterung des Computers mit Lehrer daten. Für die vollendete Form des Jahresberichts danke ich Woifgang Koiier, Hans Sommerer für die zeitaufwendige Gestaltung des Lehrer-Falters. Karl M. Kubizek

Inhaltsverzeichnis Grußworte 2—6 OStR Mag. Helmut Miedler im Ruhestand 7 Vorwort 8 Schulgeschichte; Der Abend-Matura-Kurs 10— 15 Übergangslösungen 15—20 Schulfest 21—23 Dada-Spektakel: 3 B, 3 C 24—25 Bildnerische Erziehung / Werkerziehung: Schülerarbeiten, Projekte , , . 26—66 BE/WE: Wie geht es welter? 67 Bühnensplelgruppe: 2 D 68—69 Baugeschichte 70 Gregor Goldbacher 71 —72 Maturajahrgang 1938 73 Gedenkjahr 1938: 3 C 74 Medien und Werbung als Meinungsbildner: 8 C 75—76 Chemle-Olymplade 76 Schach 76 Wanderwoche: 5 C 77—78 Klassenrenovierung: 6 C Zauberlehrling 1988: 3 C Sport Lehrkörper 1929/30 Lehrkörper 1987/88 Reifeprüfungen: Deutsch Englisch Französisch Latein Biologie und Umweltkunde Mathematik Physik Darstellende Geometrie Maturanten 1987/88 Schulchronik 1987/88 Elternvertreter Dritte Welt: 1 D Altmaturanten Schülerverzeichnis Sponsoren des Schulfestes Beginn des nächsten Schuljahres

Schulqeschichte: Der Abend-Matura-Kurs 1926 —1931 Es hat fallweise Immer wieder Schüler gegeben, wel che außerhalb des normalen Schul-Unterrichtes den Lehrstoff der Mittelschule erarbeiteten und dann als Privatisten die Matura absolvierten. Es fiel aber auf, wenn In derSchulstatlstIk mehr als 2 Privatlsten im Jahr als Ma turanten ausgewiesen wurden. In den 75 Jahren 1975-1950 gab es nur einige solcher Privatlsten. Ein or ganisatorisches und schulpädagogisches Neuland ergab sich 1926. Auf eine Umfrage, deren Initiatoren nicht mehr feststellbar sind, meldeten sich 41 Interes senten, welche eine Matura-Ausbildung anstrebten. Absolut neu war auch die Tatsache, daß die lernwllllgen Schüler schon Im Beruf stehende Arbeiter und An gestellte aus Steyr und Umgebung waren. Aus dem Vorgriff auf das Jahr 1931 konnte festgestellt werden, daß Im Juni dieses Jahres tatsächlich eine Dame und fünf tterren zusammen mit der damaligen achten Klasse eine reform-realgymnasiale Matura be standen haben. Für den an der Schulgeschlchte inter essierten Leser ergaben sich schon 1926 einige Fra gen; welche schuladministrative Vorgänge lagen vor, um der ungewöhnlich hohen Anzahl von Interessenten auch gerecht zu werden? Wer entlohnte die unterrich tenden Professoren? Der Unterricht wurde fünf Jahre hindurch jeden Abend In den Realschulräumen erteilt. Dafür war die Schulverwalterin zuständig. Der Verfasser möchte hier zu seiner Rechtfertigung einflechten, daß diese formal-jurldlsche Frage kaum die Abfassung eines Elaborates rechtfertigen, obwohl dar über seines Wissens nie berichtet wurde. Die nachste hende Darstellung gilt vielmehr der Bewunderung der enormen Lernwilligkelt und der ungeheuren Ausdauer der Kursteilnehmer. Die wirtschaftliche Lage In Steyr hattesich In den Berichtsjahren bedrohlich verschlech tert [in der 2. Jahreshälfte 1930 hatten die Steyr-Werke It. Manfred Brandl''M253 Arbeiter und 350 Angestellte, das waren 70 % der Belegschaft, entlassen. Davon wa ren auch Teilnehmer am Maturakurs betroffen. Unter den Beweggründen für die Kursteilnahme wird man wahrscheinlich die Einsicht erwähnen müssen, daß das Studium als ein steiniges, aber doch wesent liches Pflaster zur Erhöhung des Lebensstandardes an gesehen wurde, wenn von den Immateriellen Werten der Bildung ganz abgesehen werden soll. Die ersten Nachforschungen zur Klarstellung der Dinge blieben entgegen der Erwartung ergebnislos. Die ge druckten Schulberichte erwähnten diesen Abendma turakurs nicht. Aber auch In den Akten des Realgymna siums und der Gemeinde Steyr ist der Gegenstand nicht aktenkundig. Festgestellt wurde u. a. auch, daß kein Zusammenhang mit der Oktober 1928 In Linz erst malig eröffneten Arbeitermittelschule bestand. Licht In die Finsternis brachte ein ausführlicher Brief^'des kürz lich verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt, Direktor Elans Schanovsky, an den Verfasser, worin jener auf An frage über die Entstehung und Führung eines Matura kurses für Berufstätige von 1926 bis 1931 berichtete. Da dieser selbst einer der 6 Privatisten war, welche 1931 In Steyr maturierten, dürfte es wohl keinen geeigneteren Zeugen geben. Der Bericht verwies eingangs darauf, daß Schanovsky sich an keinen besonderen Initiator erinnere, obwohl man eine Anregung etwa bei der Arbeiterkammer, bei einem prominenten Mitglied einer politischen Partei, bei einer kulturellen Einrichtung oder bei einer sonsti gen Persönlichkeit suchen könnte. Der damalige Direk tor der Schule, Anton Rimmer, (Foto, S. 85] förderte zwar die Unternehmung weitblickend, wahrte aber stets die Distanz. Kernpunkte der Darstellung von Schanovsky waren, daß es sich bei diesem Kurs nicht um eine „offizielle" Ein richtung handelte, well es dafür keine gesetzliche Be-

Stimmung gab. Direktor Rimmer förderte einen rein pri vaten Maturakurs, leitete itin aber nicht. Vielmehr war Schanovsky 1926 von den 41 Interessenten zum Spre cher gewählt worden, welche die Verhandlungen mit dem Direktor (über Stundenpläne, Zeiteinteilung etc.] führte und die Beiträge derTeilnehmer kassierte und an den Direktor abführte. Zur Deckung der Kosten wurden nämlich 5,12 S pro Lehrstunde eingehoben. Die Stun denanzahl wurde mit 15 Lehrstunden pro Woche (Mon tag bis Freitag) testgelegt, also 3 Stunden täglich von 18 bis 21 Uhr. Der Kurs hotte Latein als ein Flauptfach. Den Unterricht besorgten vornehmlich die Professoren A. Neumann, Dr. M. Powlik, Dr. Fritz Doppier, E. Stephan u.a. (Foto, S. 85) Der private Maturakurs hat erst im Schuljahr 1929/30 eine „offizielle" Anerkennung dadurch gefunden, daß die Teilnehmer eine Aufnahmsprüfung für die 7. Klasse eines Reform-Realgymnasiums abzulegen hatten. Die Erfolgreichen wurden ob September 1929 als „Privatisten" der reform-reolgymnasialen Abteilung des Real gymnasiums Steyr geführt. Diese Maßnahme fand in der Schüler-Statistik für dos Schuljahr 1929/30 erstmals ihren Niederschlag darin, daß die 7 B-Klasse plötzlich 23 öffentliche Schüler und 7 Privotisten auswies. Do wir „öffentliche" Schüler jedoch in der Schulzeit nie mit den Privotisten zusammentrafen, kannten wir natürlich we der deren Anzahl noch deren Nomen. Dos „Amtsgeheimnis" um die Privotisten lichtete sich erst am 18. Mai 1931, als im Geometrie-Saal der Real schule eine Dome und 5 Fierren erschienen, welche mit den 23 Schülern der 8. Klasse zu den schriftlichen Reife prüfungen antraten. Dieselben „Privotisten" waren nun schonetwosvertrouter, als sie auch vom 10. bis 13. Juni 1931 an den mündlichen Reifeprüfungen teilnahmen. Allesamt waren wir ein Musterfall: für unsere ehrwürdi ge Schule. Kein Prüfling mußte zurückgestellt werden. Einer der Privotisten, Franz Sauberer, maturierte neben den 10 übrigen Vorzugsschüiern sogar mit Auszeich nung. Schlußendlich erzielten sie dasselbe Reifeprü fungszeugnis wie die „öffentlichen Schüler" mit densel ben Studienberechtigungen, wovon 4 von ihnen auch ein Universitätsstudium abschlössen. Ich darf nochmals aus Schonovskys Bericht zitieren: „Dieser Kurs war für uns als Berufstätige nicht leicht. Er dauerte doch 5 Jahre und war durch die laufend sin kende Zahl auch kostenmäßig, besonders für die zeit weilig Arbeitslosen eine horte Leistung." Die Arbeitslosen wurden dann vom Präsidium der Kam mer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich un terstützt. In der Festschrift der Steyr Mittelschule 1875-1950 ent sprechen im „Verzeichnis der Maturanten und Matu rantinnen" dieZiffern und Nomen, was den Maturajahr gang 1931 betrifft, nur teilweise den tatsächlichen Verhältnissen. Vorweg wurde nicht erläutert, daß es sich bei dem Klassenzug 1923-1931 zum Unterschied von jenen von 1923 bis 1930 (Realschule) um die sehr seltene Schultype Reform-Realgymnasium handelt. Die Schülerzahl der 8. Klasse mit 24 stimmt nicht (richtig 23), etwas abrupt schnellte die Zahl der Reifeprüfun gen ohne Erläuterungen auf 31 hoch. Wirklich hoben 1931 einschließlich der 6 Privotisten jedoch nur 29 Ma turanten die Reifeprüfung abgelegt. Abgesehen von den Tippfehlern bei den Nomen scheinen im Verzeich nis zwei Personen auf, welche sowohl den öffentlichen Schülern als auch den Privotisten ganz unbekannt wa ren und geblieben sind. Der während der Mittelschulzeit mangelnde persönli che Kontakt wurde durch die Kontaktfreude der Privoti sten bald überbrückt, wie zahlreiche spätere Fotos do kumentieren. Mögeesolsein Zeichen des besonderen Respektes vor der einmaligen Arbeitsleistung und der Charakterstärke der Privotisten angesehen werden.

wenn nachstehend kurz die Namen und Lebensschick sale dieser Matura-Koiiegen festgehalten werden. Lei der sind alle 6 schon verstorben. Privatisten-i\/latura.1931 Die späteren: Dr. Maria Sprin ger, Dr. Franz Hann, Joh. Darringer, Dr. Franz Sauberer, Dir. Hans Sohanovsky, Dr. Karl Enzeimüiier. Johann Danner war 1904 in Pfarrkirohen bei Bad Hali geboren und seit 1925 bereits Gemeinde-Sekretär in Kronstorf, als er das Matura-Studium begann. Mit ihm hatten wir nach der Reifeprüfung am wenigsten Kon takt. Er soll später noch Musik-Studien betrieben ha ben, starb jedoch mit 35 Jahren am 5. April 1939 in Kronstorf. Die nächsten vier Maturakoiiegen strebten den zwei ten Biidungsweg offensichtiich deshalb an, um noch ein Universitäts-Studium anzuschließen. Sie wollten nach Absoivierung der gewerblichen Lehrzeit durch eine zweite Biidungsarbeit einen höheren Lebensstan dard erreichen. DerspätereDr. Karl Enzeimüiier warzwar 1909inSiegen (heutige BRD) geboren, seine Eitern übersiedelten aber bald nach dem 1. Weitkrieg nach Steyr. Seine ge hobene Fachausbildung aisSchiosser erhielt er bereits in Steyr (Bundesiehranstaitfür Eisen und Stahl und Eiektromeohanik). Während des Matura-Kurses war er von 1929 bis 1931 mit Unterbrechungen Schlosser in den Steyr-Werken. Auch das Jus-Studium in Wien mußte er des Geidverdienens wegen fallweise unterbrechen. Er promovierte am 20. Feber 1940. Da er wegen einer Rückgrat-Erkrankung nur beschränkt kriegsdienst tauglich war, verbrachte er die Kriegsjahre als Gerichtsassessor in Wien und Korneuburg. Die weitere berufliche Karriere begann für Enzeimüiier, als er mit 1. September 1945 in den Dienst der Stadtge meinde Steyr trat. Bis zum Abzug der russischen Besatzungsmachtam 5. August 1945 hatteer schon proviso risch den Stadtteil Steyr-Ost verwaltet, in der Folgezeit vertrat er bis 1953 den MagistratsdirektorDr. Häusimayr, dem er sodann bis zu seiner eigenen Pensionierung im Juli 1973 nachfolgte. Nach einem sehr erfolgreichen, auf Bildung stützen den Leben verstarb er, 71 Jahre alt am 13. September 1980 in Steyr. Bei der 25jährigen Maturafeier (1956) lie ferte Enzeimüiier, wieein Foto bezeugt, eine wohigeiungene humoristische Darbietung. Auch Franz Hann, geboren 1903 in Steyr, war schon Facharbeiter in den Steyr-Werken, als er sich für die Abend-Mitteischuieentschioß. Seine Matura (1931) war das erforderliche Sprungbrett zum Medizin-Studium in Wien, wo er mit Hüte eines Stipendiums der Stadt Steyr am 5. Juni 1937 zum Doktor der gesamten Heilkunde promovieren konnte. Nach der praktischen Ausbil dung eröffnete er am 1. November 1939 eine Praxis in Peuerbach, der bald eine Werksarzt-Tätigkeit zuerst in Steyr, dann bei Voest-Linz folgte Ab 1. Juli 1949 war er

als praktischer Arzt in Linz tätig, wo er mit 58 Jahren starb. Wir erwähnen gerne, daß uns Franz Fiann erstma lig am 14. Juni 1931 — 2 Tage nach der Matura — mit schönen Liedern zur Gitarre erfreute. Auch während des Studiums in Wien gritt er faiiweise noch gerne zur „Zupfgeige". Sein Leibiied „Hoch auf dem gelben Wagen" blieb in der Erinnerung an ihn haften. Zu einer wissenschaftlichen Koryphäe entwickelte sich Maturakoiiege Franz Sa uberer. Wie bei vielen Werkstu denten begann sein Lebensweg sehr bescheiden. 1899 in Wien geboren — er war der Älteste unserer gan zen Schar — erlernte er im ersten Bildungsweg das Elektrogewerbe, wurde von 1916 bis 1919 noch Teilnehmer des 1. Weitkrieges. MitUnterbrechungendurch Arbeitsiosigkeitwarervon 1919 bis 1931 indenSteyr-Werkenais Mechaniker, Schlosser, Motorprüfer und natüriioh als Elektriker tätig. Er griff zu, wo man ihn brauchte. Für seine initiative spricht, daßer 1923 eine einjährige Fuß wanderung nach Konstantinopei und zurück unter nahm, Die Matura bestand er mit Auszeichnung. Ein Sti pendium der Arbeiterkammer Linz ermöglichte ihm das Universitäts-Studium in Wien in den angestrebten Wissensgebieten Physik und Meteorologie. Seine Dis sertation von 1936 „Strahiungsbiianz über der Erdober fläche" stand am Anfang einer wissenschaftlichen Laufbahn, die ihn zu einem Pionier der Strahientorschung werden ließ. Dabei war Franz Sauberer, wie wir ihn kennenlernten — alles andere als ein weltfremder Theoretiker. Er ent wickelte so nebenbei neue meteorologische Beob achtungsgeräte, verbesserte die bestehenden Beob achtungsverfahren in der Strahienforschung und machte die damaligen Forschungsergebnisse für die Biologie, für die Land- und Forstwirtschaft, die Medizin, die Industrie, die Bautechnik und die Stadtplanung nutzbar. Nach Kriegsende erwarb er sich 1945 große Verdienste um den Wiederaufbau und die Wiederauf nahme des Dienstbetriebes sei ner Dienststei ie, der Zentraianstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. Die Leitung dieses Institutes wäre aber nicht sein Fach gewesen. Es zog ihn mit allen Fasern zur Forsohungsarbeit. 96 wissensohaftiiche Arbeiten sind mit seinem Na men verbunden. Verdiente Auszeiohnungen waren es, daß ihm die Österreichisohe Akademie der Wissensohaften 1954 den angesehenen Heitinger-Preis ver lieh und ihm die Republik Österreich den TheodorKörner-Preis für grundlegende Forschungen auf dem Gebiete der UV-Strahiung zuerkannte. Mitten in Vermessungsarbeiten beendete ein Herzund Kreisiaut-Koiiaps das Leben des Sechzigjährigen am 24. Oktober 1959 am Hohen Sonnbiick. Nichts beleuchtete seine Fernwirkung mehr als der Um stand, daß sich 1984 ein biokiimatisches Symposium der Universität für Bodenkultur in Wien ausdrücklich mit dem Gedächtnis zum 25. Todestag von Franz Sauberer befaßte. Ais 4. Privatistin wandte sich Maria Springer dem Matura-Studium zu. Es war für eine Frau noch bewun dernswerter, daß sich die 1911 in Steyr geborene und 1926 als kleine Bankbeamtin tätige hübsche Blondine noch zu einem 5 Jahre dauernden Abiturienten-Kurs entschloß und diesen zielstrebig beendete. Auch das anschließende medizinische Hochschulstudium in Wien schioßsie mit Hüte eines Stipendiums noch erfolg reich ab. Leider konnte sie sieh selbst medizinisch nicht helfen. Mit 31 Jahren verschied sie am 19. September 1942 in St. Veit im Pongau an Lungentuberkulose. Der letzte und gar nicht geringste der 6 Privatisten, die mit der normalen 8. Klasse im Jahre 1931 maturierten, war der spätere Direktor der Steyr-Werke Hans Schonovsky. Bemerkenswert an ihm war, daß wir Maturakol legen nur seine hauptberufliche Tätigkeit, eben die in den Steyr-Werken, wahrnehmen sollten, während er

seine kommunalpolitische Nebentätigkeit den zu ständigen Stellen zur Würdigung überlassen sehen wollte. Der Verfasser fügte sich weitgehend seinem Wunsche. HonsSchanovskywurdeam 19. Juni 1903 InSteyr gebo ren und trat bereits als ISjährlger Im September 1918 als Lohnbuchhalter In die damalige Österreichische Waffenfabriksgesellschaft In Steyr ein. Seine Karrlere In Steyrhdngfelnlgermaßen mit der öfteren UmcrganlsaticndesWerkeszusammen. 1930 übernahm er das Auftragsbürc der Steyr-Scicthurn Waffen AG In Sfeyr und behielt die Leitung dieses Büros auch Im Hauptwerk bis 1938. Es Ist nicht recht faßbar, wie der junge Mann ne ben dieser beruflichen Auslastung von 1926-1931 auch noch das Matura-Studium verkraften kennte. Bei der Reifeprüfung „schwamm" nämlich keiner der Prlvatlsten. Auf Grund seiner erworbenen BranchenKenntnisse erhielt er 1941 ein großes Referat mit Han delsvollmacht und 1943 die Prokura der Steyr-Werke. Ab 1945 biszu seiner Pensionierung hatte er die Leitung des gesamten Verkaufes der Steyr-Werke Inne, so daß es fast selbstverständlich war, daß er 1956 zum DirektorStellvertreter und 1958 zu einem Direktor des Unterneh mens ernannt wurde. Nach 50jährlger Dienstzelt ging er am 31. Dezember 1968 In Pension. Es erweist seine Vertrauensstellung, daß ihm 1955/56 die öffentliche Verwaltung des Nibelungenwerkes In St. Valentin über tragen wurde und daß er außerberufllch und ehren amtlich von 1953 bis 1981 als Vorsitzender der Spar kasse Steyr tätig war. Wer hätte diesem ruhigen, nie auffallen-wcllenden Matura-Kollegen von 1931 je diese Laufbahn zugemutet? Von seiner kcmmunalpclltlschen Betätigung darf Ich nur festhalten, daß er ab 1945 Im Gemeinderat, schon ab 1946alsStadtratund dann von 1961 bis 1967 als ge schäftsführender Bürgermeister-Stellvertreter In Steyr tätig war. Durch 22 Jahre wirkte er als Finanzreferent der Stadtverwaltung. Öffentliche Auszeichnungen gab es während der Be rufszelt mehrere. Sehr stolz war er auf die ganz seltene Ehrung, die Ihm 1967 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen wurde. Hans Schanovsky starb am 9. Mal 1987 In Steyr. Ein Jahr zuvor kennten wir Ihn bei Maturatreffen noch persön lich zum 83. Geburtstag beglückwünschen. Abschließend möchte der Verfasser noch darauf hin weisen, daß sich „unsere Prlvatlsten", die wir erst anläß lich der Reifeprüfung 1931 persönlich kennenlernten. In zunehmendem Ausmaße zur Klasse gehörend fan den. Zur 25. Maturafeier (1956) waren alle 4 noch Le benden erschienen. In den nächsten Jahren hielt der letzte Überlebende, eben Hans Schanovsky in beacht licher Rüstigkeit brieflich und persönlich den Kontakt erfreulicherweise aufrecht, 1986 ließ er den Beginn einer Kur verschieben, um bei der großen Maturafeier anwesend sein zu können. Was diese „Prlvatlsten" so auszeichnete, war Ihr Mut, Ihr Elfer und Ihre Ausdauer, womit sie nach Abschluß eines ersten Bildungsweges, sich nach des Tages Mühen nochmals Abend für Abend durch 5 Jahre hindurch auf die Schulbank setzten, um einen zweiten Bildungsweg In Angriff zu nehmen. Während der Studienzeit bildeten die Externisten unter sich eine verschworene Gemeinschaft, was ihre Durch haltekraft wesentlich verstärkte. Sie erinnerten sich spä ter noch gerne an die für sie harte Zelt. Aus ihrem Matu raerfolg entstand die besondere Bindung an die jüngeren Menschen, mit denen sie gemeinsam die Reifeprüfung abgelegt hatten. Für sie war die bestan dene Prüfung ein sehr bedeutsamer Freudentag.

Der vorstehende Beitrag über die Privotisten-Maturonten von 1931 entstand aus keineriei sohriftsteilerischen Ehrgeiz. Es war angezeigt, den Berioht zu verfassen, da im offizieiienVerzeiohnisder Maturanten und Maturan tinnen diese Menschen einfach unter den Normaischüiern ausgewiesen wurden, wabei die Namen und die Anzahi nicht mit der Wirkiichkeit übereinstimmten. Ein dhniiches Schicksal wurde übrigens im 66. Jahres bericht der Schule (Seite 47) dem Maturajahrgang 1931 aisGanzeszuTeii. Eine Matura im Jahre 1931 blieb bei der sonst ausführlichen Darstellung der besonde ren Ereignisse von 1930 und 1932 überhaupt uner wähnt. Dr. E. Weixibaumer '') Manfred Brandl, Neue Geschichte von Steyr, Seite 16 2) Brief vom 14. Mai 1986 Zwei Übergangslösungen zum Realgymnasium in Steyr Zur Feier des 125jährigen Bestandes des allgemein bildenden höheren Unterrichtswesen in Steyr scheint es angezeigt, jene zwei Überbrückungsiösungen zwi schen den Schulsystemen genauer aufzuzeigen, wei che den betroffenen Schülern trotz der einschneiden den Veränderungen eine sinnvolle Förderung ihres schulischen Weiterkcmmens ermöglichten. Die Verfasser sind der Meinung, daß der damaligen Schulleitung daran ein besanderes Verdienst zuzu rechnen ist. Der fcrmai-juridischen Beschreibung der Begleitumstände wohnte vielleicht keine besondere historische Bedeutung inne. Der menschliche Aspekt der Umwandlung der Schuiform ist auch heute noch des Nachdenkens wert, denn die Veränderungen be trafen 1923 wie 1927 die Jugend und Elternschaft der Stadt Steyr, sie spielten sich im Schuigebäude Michaeierpiatz ab und wurden zum Großteil von derselben Professorensohaft durchgeführt. Ein weiterer Grund für die vorliegende ausführlichere Befassung mit dem Gegenstand ist in der Tatsache zu finden, daß die Auswirkungen der obrigkeitlichen Ent scheidungen in den bisher erschienenen Darstellun gen kaum oder gar nioht behandelt wurden. (Siehe Quellennachweis 1) und 2) samt Queiienkritik). Von allen Seiten wurde jedoch eine beträchtliche Anpassungsieistung verlangt und erbracht. Der Wandel manifestierte sich augenfällig in den Ma turajahrgängen 1927 und 1931. Ein kurzer Rückblick ist erfarderiich. Bekanntlich gab es in Steyr bis 1923 bzw. 1924 zwei sehr verschiedene höhere allgemein bildende Schuieinrichtungen:

a) Seit dem Jalire 1863 bis 1924 eine staatiictie Reaischiuie (Seit 1875 Staatsoberreaiscinuie) und b) von 1910-1923 ein privates Mädchieniyzeum out Vereinsbasis. Mit Beginn des Sctiuijalnres 1923/24 genehmigte das Ministerium die Angliederung der Klassen des Mäd chenlyzeums an die OberreaischuleSteyr Aber schon mit 26. Juni 1924ordnete dasseibe Ministerium die Umwandiung der Oberreaischule in Steyr in ein Bundesreaigymnasium an. Während das Lyzeum praktisch schiagartig aufgelöst wurde, war die Ober-Reaischuie jahrgangsweise aufzuiassen, wozu 7 Jahre nötig waren. Zum Verständnis dient zu wissen, daß die OberRealschuie ab 1875 ein stadtbekannter Begriff gewor den war. Nach 7 Real-Schuijahren biidete die Matura den Studienabschiuß, der zur Fortsetzung des Studiums an den technischen Flochschuien in Wien, Graz und Le oben erforderiich war. Für die inskription an den (damaiigen) Universitäten war eine Zusatz-Matura aus La tein und Phiiosophische Propädeutik abzuiegen. Eine Notiz am Rande; die ersten 4 Maturanten von 1875 und spätere erschienen zur Reifeprüfung in Schwarz und in Stehkragen mitZyiinder. Um 1930 war die Umwandiung des bis dahin übiichen Mascheris zu einem Seibstbinder eben im Gange. Mit dem Steyrer Mädchen-Lyzeum hatte es von Anfang an eine besondere Bewandfnis. Es war auf Vereinsba sis aufgezogen, unferrichtete nur Mädchen vornehmiich in modernen Sprachen und ihrerLiterafur und zwar in 6 Schuijahren. Die Anstaif hafte zwar das Öffentlich keitsrecht, eine abschiießende Reifeprüfung war aber nur ais freiwiiiig gedachf und haffe keineriei schuirechfiiche Bedeutung, in der Genehmigung der Schuie war festgeiegt worden, daß sie nur jedes zweite Jahr einen neuen Lehrgang eröffnen durfte. Sie war in der sogenannten industriehalie untergebracht. In den je weils drei vorhandenen Kiassen wurden rund 60 Schü lerinnen unterrichtet. Ais im Jahre 1922 die Geidmiftel für den Schuibefrieb fehiten, iöste sich der Verein auf, womit auch das Lyzeum zu existieren aufhörte. Die ech te höhere Schulbiidung für Mädchen war fheorefisch an der Reaischuie immer mögiich. Die Zahi der Reaischuimafurantinnen von 1920 bis 1930 befrug jedoch nur 22. Vorher enthälf das Mafuranten-Verzeictinis kei nen weibiichen Vornamen und nach 1930 gab es keine Reaischuie mehr. Ob nun wirklich die Angliede rung des Mädchen-Lyzeums der wesenfiiche Beweg grund war, daß das Unferrichfsminisferium mit 26. Juni 1924 die sukzessive Umwandiung der Staatsoberreaischuie in ein Bundesreaigymnasium anordnete, ist in der Schuigeschichte des Dr. August Biederer nicht sehr zwingend beiegt. Jedentaiis dauerte es bis 1932, bis die erste Reifeprüfung nach dem Lehrpian des Reaigymnasiums^' abgeiegf werden konnfe. Direktor Anton RImmer. Wie schon erwähnt, spieite Direktor Anton Rimmer (1881-1933) eine nicht unbedeutende Roiie in der Stey rer Mittelschui-Szene. Der Linzer Professor für Geschich te und Geographie war mit 9. Feber 1922 zum Direktor derOberreoischuie in Steyr besteiit worden. Noch 1922 wurde er auch Leiter des Mädchen-Lyzeums und führte 1923 die Eingiiederung dessen Schüierinnen in die Reaischuie durch. Die bald danach erfolgreich in die Wege geieitefe Umwandiung der Reaischuie in ein Realgymnasium ergabfürden umsichtigen Organisator jahrelang ein großes zusätzliches Arbeitspensum. Ausschließlich höhere Gewalt verhinderte einen wei teren großen Erfolg von Direkfor Rimmer (Foto, S. 85) für Steyr. Er hatte die mühevolle Vorarbeit für den Neubau einer Mifteischuie im Werndipark geieistef. Der schon

bewilligte Baubeginn scheiterte Im letzten Augenblick am Zusammenbruch eines bedeutsamen Wiener Bankinstitutes. Am 6. Jänner 1933 raffte den Direktor im 52. Lebensjahr eine Sepsis dahin. Dieser kurze Lebens lauf wurde aufgezeigt, well die Art und Weise, wie der Pädagoge RImmer die aut Ihn zukommenden Proble me Im Interesse der damaligen Jugend löste, beste chend war. Die erste Übergangslösung 1923—1927 Die bei Auflösung des Lyzeums bestehende 2. Klasse In tegrierte man einfach In die gleiche Realschul-Klasse. Dieses Verfahren war mit der 4. Klasse nicht mehr durchführbar. Die 6. Klasse Lyzeum schloß 1923 noch mit der sogenannten lyzealen Reifeprüfung von 10 Schülerinnen ob. Man hötte 1923 die mehr als 20 Schülerinnen der 4. Lyzeum-Klosseelnfoch Ihrem Schicksal überlassen kön nen. Direktor RImmer organisierte ober die Über gangslösung mit einer reform-reolgymnoslalen Abtei lung der Staatsoberrealschule. Es muß für die Eltern, aber noch mehr für Ihre LyzeumsSchülerinnen schon ein harter Entschluß gewesen sein, plötzlich einer Verlöngerung der Gesomt-Schulzelt von 6 auf 8 Jahre zustimmen zu sollen, für dos erste Schul jahr noch der Angllederung an die Realschule eine Wanderklasse zwischen Wehrgraben und Mlchoelerplotz In Kauf zu nehmen und den Lehrplan um dos bis her In Steyrfost unbekannte Leteln berelchertzu wissen. Dos Provisorium ging noch welter; statt des bisher unter richteten Französisch wurde Englisch als zweite Pfllchtsproche dekretiert. Im Schuljahr 1923/24 unterzogen sich Immerhin 12 öffentliche Schülerinnen, welters 2 Prlvotlstlnnen und 3 mönnllche Wesen In einer eigenen Klasse mit Klassenvorstand Dr. Frankhouser (Foto, S. 85] der Reform-Gewalt-Kur, wöhrend die restlichen Lyzeum schülerinnen auf andere Blldungswege auswichen. Neben dieser Sonder-Abtellung gingen die normalen Realschulklassen ungestört Ihren Weg zur Reifeprüfung noch 7 Klassen welter. Die Reform machte natürlich auch vor dem Lehrkörper keine Ausnahme. So manche Lterren Professoren mußten den neuen Lehrplan erst einmal genau studieren. Die neue Fremdsprache Latein erforderte vorübergehend einen besonderen Lehrer (Dr. Karl Fiolzinger). Im Juni 1927 war es dann soweit, daß In der oltehrwürdlgen Realschule zwei auch zeitlich vollstöndige ge trennte Reifeprüfungen stattfanden: o) die Reolschul-Matura noch 7 Schuljahren bestan den 25 Lterren und 2 Domen b] der Reifeprüfung noch dem reform-reolgymnosiolen Lehrplan noch 8 Schuljahren unferzogen sich mlf Erfolg 6 Domen und 2 Lterren. Der letztere Tatbestand blieb jahrelang der größeren Schulöffentllchkelt unbekannt. Dazu trug bei, daß In der „Statistik der Maturanten und Maturantinnen" von Steyr auch für 1927 olle Maturan ten In einer Liste erfaßt sind und nur noch mönnllchen und weiblichen Wesen unterschieden wurden. Die noch sehr einschneidende Unterscheidung noch den Schultypen wurde nicht nur bei diesem Maturajahr gang offenbar geflissentlich unterlassen. Do der Kontakt zwischen den genannten Schulklassen schon Wöhrend der Schulzelt sehr gering war, gingen auch die jeweiligen Maturafeiern mit zur 2 Ausnahmen getrennt vonstatten. Wöhrend die 8 B-Klasse des Jahr ganges 1927 die diamantene Maturafeier z. B. schon Ende Juli 1987 abwickelte, kam dle7 A-Klosse (der Real schule] erst viel spöter dazu, Ihr Jubllöum zu feiern:

Es besteht also doch allemal ein merkbarer Unter schied zwischen der realistischen Bildung der guten alten Realschule und dem humanistisch beeinflußten Bildungsweg des späteren Realgymnasiums. Die zweite Übergangslösung 1927-1931 1927 stand Direkter RImmervcrelnernuräußerllch ähn lichen Situation. Das Unterrichtsministerium hatte 1924 die gänzliche Umwandlung der Staatscberrealschule In ein Realgymnasium angeordnet, allerdings sukzes sive. Im September 1923 hatten noch — nichts ahnend — je eine Knaben- und eine Mädchenklasse mit der Realschule Steyr begonnen. Sie hatten mitScmmerbeglnn 1927 die Unter-Realschule absolviert. Man kann es nur dem Weltblick des Direkter Rimmer zuschreiben, daß er — fußend auf den Erfahrungen von 1923-1927 — den Absolventen der Unterrealschule Im Juni 1927 ein Interessantes Angebet unterbreitete: falls sich In den damaligen zwei vierfen Klassen genug Inferessenten fänden, könnfe umgehend eine refcrm-realgymnaslale Abteilung des schon im Anlaufen befindlichen Real gymnasium eingerichtet werden. Die Realschul-Type würde auf jeden Fall bis 1930 zu Ende geführt werden. Die wesentlichen Merkmale des refcrm-realgymnaslalen Lehrplans waren: volles Klassen Mittelschule, Latein als neues Hauptfach; Wegfall der Darsfellenden Geo metrie. Und der Hauptanreiz: der Zugang zu allen Uni versitäten ohne zeltraubende Ergänzungsmatura stand offen. 1923 gab es nur eine Alternative: „Friß Vcgerl oder stirb". Im Jahre 1927 lag die Entscheidung der Eltern über die Matura-Type doch weltgehend beim Lernziel der betroffenen Schüler. Emotionale Äußerungen der Schulkcllegen etwa wegen „Abtrünnigkeit" werden heutigen Schülern vollkommen unbegreiflich sein. Das Ergebnis der Elternauswahl war beachtlich: in der Knabenklasse verblieben alle bis auf drei bei Ihrem Vorsatz, eine Realschulmatura anzustreben. Die Mäd chenklasse favorisierte bis auf drei Schülerinnen den neuen humanistischen Schultyp. Damit war die Entscheidung gefallen, daß es In Steyr nochmals eine refcrm-realgymnasiale Klasse mit gut zwanzig Schülern, meist weiblichen Geschlechtes gab, welche erst 1931 maturleren kennten. Zwangsläufig fand die letzfe Realschulmafura da durch Mitte Juni 1930 statt. Ein weiteres Ncvum für den Matura-Jahrgang 1931 war, daß am 18. Mal noch 6 Privatisten von einem bis dahin ungekannten Abend-Matura-Kurs''zur Ablegung der schriftlichen refcrm-realgymnaslalen Reifeprüfung er schienen undam 12. Juni 1931 ein Abschluß-und Reife zeugnis dieser Schulfype erreichten.

ffjl Als Beleg für den vorstehenden Bericht wird auf die an geschlossenen Fotos verwiesen, Dos eine Bild stellt die 8 Teilnehmer an der ersten retorm-realgymnaslalen Matura von 1927 mit dem späteren Klassenvorstand Prot. Emil Stephan (Foto, S. 85) dar. Am zweiten Foto Ist die gesamte Maturaklasse von 1931 (23 Köpfe), mit retorm-realgymn. Reifeprüfung mit 8 Mitgliedern des Lehrkörpers verewigt, DIePrIvatlsten ließen sich extra totographleren. Nach dieser Ergönzung der Schulgeschichte wöre auch die Schulstatistik zumindest hinsichtlich der ge nannten zwei Matura-Jahrgönge"'richtigzustellen, 1927 legten nach 8 Jahren Studium mit 23, Juni folgen de Schüler eine retorm-reolgymnosiale Reifeprüfung, davon 3 mit Auszeichnung ab: die Damen Eltriede BartI, Gertrude Blebl; Eltriede Broschek, Paullne List, Maria Perkounig und Flerta Wagner NB: Diese Namen sind aus dem Verzeichnis der Realschul-Maturanten zu streichen, sodaß In der Rubrik II nur die echten Absolventinnen der Real schule: Thusnelda Goldbacher und Frieda Müll ner übrigbleiben, 1931 legten Insgesamt 29 Absolventen mit 12, Juni eine retorm-realgymnaslale Reifeprüfung ab (nicht 311) davon 10 mit Auszeichnung, nömllch die „öf fentlichen" Schülerinnen: Maria Aichinger; Mar garete BIrner; Luise Dertler; Erna Flöusimayr; Joseta-Marla Künzel; Anna Metz; Gerda Oser; Maria Öttl; Cöcllla Perkounig; Flllde Peter; Marga rete Raggautz; Gertrude Reder; Ingeborg Reuschel; Dorette von Schmidt; Margarete Schobermayr; Marlanne SIeghartsleltner; Berta Staudinger; Flelga Stephan; Anna Trojak und Frie da Voggeneder sowie die ,ötfentllohen" Schüler: Richard Baumgartner; Carl BIhlmeler und Emil Welxibaumer; ferner 6 Privatisten, nömlich Johann Danner; Karl Enzelmüller; Franz Plann; Franz Sauberer; Plans Schanovsky und Maria Springer, 9vonden29Tellnehmerndes Maturajahrganges 1931 erreichten eine akademische Graduierung, NB: Die Im Verzeichnis von 1950 noch angeführten Namen Authengruber und Celedln sind ersatzlos zu streichen, Maturanten dieses Namens hat es 1931 nicht gegeben. Im Verzeichnis der Lehrkrötte wöre unter Nr, 158 (Dr, Karl Plolzinger) anzumerken, daß dieser Lateinprotessor dem Lehrkörper bis 1927 angehörte. Er führte die erste retorm-realgymn, Klasse der Schule bis zur LateinMatura, die Pierren Rudolf Landa und Roland Reuschel, Dr. Carl BIhlmeler und Dr. Emil Welxibaumer

Quellen-Nachweis 1. Prof. Dr. August Blöderer: „Dos Ringen um die Steyrer Mittelschule nach Auflösung des Jesulfengymnoslums und Ihre Entfaltung von der Unterreal schule zum Realgymnasium". Abgedruckt im 66. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums In Steyr über das Schuljahr 1948/49, erschienen Im Jahr 1949. 56 Selten. 2. Prof. Dr. August Biederer: „Vom Reis zum Baum" ab gedruckt in der Festschritt zur Maturateier der Steyrer Mittelschule 1875-1950, erschienen 1950, 3 DIN A4-Selten. 3. Briefliche und mündliche Auskunft von Frau Eltriede WIesmayr Steyr an den Verfasser von 1986 über Ihre Schulzelt von 1919 bis 1927. 4. Erinnerungen der Verfasser an Ihre Schulzelf von 1923 bis 1931. ranfen und Maturantinnen für die Jahre 1975 bis 1947". Die Verzeichnisse sind das Ergebnis einer SisyphusArbelf, bei \A/elcher etwa nicht korrigierte Tip- oder Druckfehler keine Beanstandung erfahren sollen. Bei der sonstigen Akribie des Autors Ist es nicht begreif lich, daß er die erste refcrm-realgymnaslale Reifeprü fung von 1927 nur in einem Satzteil, chrcncicgisch ganzunplazIertflüchtlgerwdhnt.Diezwelteglelchartlge Matura von 1931 würdigt er keiner Erwähnung. Dies war zu korrigieren. 3. Der Brief vom 23. Mai 1986 enthält eine ausführliche Darstellung der Schulzelt. 4. Der Verfasser hat sich In einem Vertrag schon mit sei ner Schulzelt befaßt und im 103. Jahresbericht der Schule eine Zusammenstellung der Professoren von 1923 bis 1931 veröffentlicht. Quellen-Kritik: Die unter 1) und 2)zltlerten wissenschaftlichen Arbelten bilden auch heute noch die alleinige, offiziöse, zusam menfassende Schulgeschichte bis 1950. Die erste Ar belt zeichnet sich bis auf die Maturajahrgänge von 1927 und 1931 durch eine kaum überbiefbare Genau igkeit aus und gilt als Fundgrube von zitierten Hinwei sen. Der zweite Aufsatz ist ein wesentlich gekürzter Bei trag desselben Verfassers über den gleichen Gegenstand. Die Festschrift enthält darüber hinaus ein „Verzeichnis der (245) Lehrkräfte der Anstalt von 1863 bis 1949" sowie ein „Verzeichnis der (rund 1570) Matu- '') Der Schultyp „Realgymnasium" war In Österreich relativ neu. Er wurde 1909 geschaffen. *) Siehe Beitrag: „Der Abend-Matura Kurs 1926-1931" •) Siehe Anhang zur Festschrift von 1950

Schulfest am 23. Oktober 1987 125 Jahre „Schule cm Michaelerplatz" — Anlaß, Im Schuljahr 1987/88 zwei Feste zu feiern; eines Im Herbst fürdlebestehendeSchulgemelnschaftjSchüler, Eltern, Lehrer), eines am letzten Wochenende vor den Som merferien [bei Drucklegung des Jahresberichtes gera de im Gonge) für die Altmaturanten und deren Lehrer. Beide umrahmen dieses Jubiläumsjahr geradezu sym bolisch: Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich. Unsere Schüler feiern Im 125jährlgen „Schulge bäude"; die Altmaturanten treffen sich Im renovierten „alten" Haus wieder. Der Sinn eines Schulfestes liegt nicht nur Im gemeinsa men Feiern. Ein pädagogisch wertvolles Anliegen steckt dahinter, wenn Schüler zusammen mit Lehrern und Eltern ein derartiges Projekt planen, gestalten und durchführen. Beweise dafür erhält man genug, wenn man das Treiben rund um das Schulfest beobachtet. In den letzten Tagen, besonders aber In den Nachmit tagsstunden vor dem großen Abend steigern sich die Vorbereitungen zur fieberhaften Hektik. Besprechun gen finden statt, Eintellungen werden getroffen, neue Probleme und Ideen tauchen auf. Altes wird verworfen. Manche sind enttäuscht, well sich Ihre Vorschläge nicht durchführen lassen. Andere ärgern sich, well eine unbekannte Firma ein komplettes Baugerüst auf dem ohnehin viel zu kleinen Lehrerparkplatz gelagert hat und damit wertvollen Parkraum wegnimmt. Befreites Lacheri, als sie erfahren, daß sogar diese Gestelle beim Schulfest gebraucht werden. In den Gängen begegnet man skurrilen Masken; die Laute, die sie ausstoßen, erinnern an eine Hühnerfarm. Dann wieder trifft man auf orientalisch gekleidete Ge stalten, die majestätisch vorbeistolzieren. Im Bewußt sein, Tel! einer gelungenen Theateraufführung zu sein. Die BE-Lehrer und Werkerzieher leisten Schwerarbelt; die Erlebnisstraße, diesleaufbauen, wird dIeSchlange stehenden Besucher In eine Traum- und illuslonswelt versetzen, die sie „begeistert" verlassen. Aber nicht alles, was sie schaffen, stößt auf Gegenliebe. Dort, wo sie vielleicht einer traurigen Realität des Schulalltags am nächsten kommen, stoßen sie auf Ablehnung. Miß stimmung taucht auf, wird vorerst verdrängt. Belm „Lieferanteneingang" herrscht reges Kommen und Gehen: Grillwürstl, belegte Brote, heißer Leberkä se, Kuchen, Torten, Getränke werden In die entspre chenden „Lokale" transportiert. Die Bierträger haben es besonders schwer. Allerdings machen sie die lehr reiche Erfahrung, daß es noch leichter Ist, eine Halbezu stemmen als ein ganzes Faß. Direktor Grillmayer hat Verständnis für die Ungeduld der „Aktiven" und die Neugier der Besucher. Er begrüßt die erschienenen Ehrengäste und eröffnet das 2. Schulfest am BRG Steyr. Die Vielfalt des Gebotenen zeugt von der breiten Palet te an Meinungen und Persönlichkeiten, deren eine Schule bedarf, um nicht einseitig zu werden und zu übersehen, daß das Leben, auf das wir vorbereiten, viele Aspekte und Schattierungen aufweist: traditionel les Theater und dadaistisches Spektakel, klassische Musik und moderne Rhythmen, Spiel und Spaß hier, wis senschaftliche Versuctie und Experimente dort. An den Mienen der Beteiligten erkennt man, daß es sich gelohnt hat. Die „Erstkläßler" schleppen Ihre Eltern von Vorführung zu Vorführung, zeigen Ihnen Klassen zimmer und Besonderhelten des Gebäudes, aber auch die Lehrer, die Im Gedränge auftauchen und wie der verschwinden. Freude und Stolz, dieser Schulgemelnschaftanzugehören,stehtden Kleinen Ins Gesicht geschrieben. Unseren beiden Hofräten kennt man den TItei nicht an, ungezwungen mischen sie sich In den Trubel und ge-

nießen die lockere Atmosphäre. Dereine, langjähriger Direktor der Schule, trug damals wesentlich dazu bei, daß wir heute In einem so schönen Gebäude feiern können. Der andere, rühriger Obmann des Elternverelnes, drückte selber vor Jahren hier die Schulbank und hat die Beziehung zu „seiner" Schule nie verloren. Manche Schülerinnen und Schüler sind nicht wieder zuerkennen. Ihre geröteten Wangen zeugen vom Feuerelfer, der sie ergriffen hat, und man sieht sie plötz lich mit anderen Augen. Ein paar Altmaturanten tau chen auf. Man trifft aber auch ehemalige Schüler, die uns vor der Reifeprüfung verlassen haben, froh, dieses Gebäude nie mehr betreten zu müssen. Sie alle sind wieder da; ein bißchen Wehmut und Melancholie meint man herauszuhören, keinesfalls aber Zorn und Ärger, wenn man über die „gute, alte Zelt" mit Ihnen spricht. Es muß doch mehr hinter einer Schulgemelnschoft stecken, als man oberflächlich annimmt und zugibt. „125 Jahre Schule" sind vergessen, es könnten auch 150 oder 300 Jahre sein. Was zählt, Ist die Gegenwart, der Moment, die Ausgelassenheit, die unbewußt die Stim mung des Schulfestes ausmachen—umrahmt und ein geschlossen von einem Gebäude, das seit 125 Jahren demselben Zweck dient: der Erziehung und Bildung un serer Kinder und Jugendlichen. Für die neue Art des partnerschaftllchen Felerns der Schulgemelnschaft müßte eigentlich unsere Generation In späterer Zu kunft Vorbild sein und in Erinnerung bleiben. ttarald Gebeshuber

Sensationelles DADA-Kunstspektckel 3 B und 3 C als hervorragende DADA-Interpreten (Einstudierung: Davogg i / Kubizek K. M.; A. DADA - KgU WA5 IST PApA? SRG - STEYR ~ OS.TERR6-ICH - WSUT ? <3 yMN/ASTpSA/^L ' (PEsrSA/^L) 'I.^iTDCK (HrNTENl! S.- 'yuduLK^ «-joaa. I^UN -CU/l-CL H9ÄO - NWj yov9cLe-RttN*BlMsTeLUWlJa AjLAA^ AAAXvvuaXo -C-AA/VÄ. 1 ^ U>OA A/wXvt «A^Aje ^^'<-UAO^€>e<.^9e^yLAAA^ -Uaa aaJ2>€a 1/Cu.v^V -jäaajla älJU,A ßA.eAjzAV\. »- -d^ ^CjUa .dAji V^XhjLA CV\/t^AA_CÄ. oCn-Iaj!. 'Vo\X»>CU-yAAjUA^ -eAO/^ÄJA ^tA£XAJUA ^ -CVVkIäVA y(j^AJL J DA -LAAmA LH3VV -(X^vv\ -OU.-1/lC^ - ZlWcJkJLUA^ £vAÄA-<yjaVL -^tcßv AAA 'WvltUjL^v T^X2WV\.t4^l t-vXAXÄA/v wXCCkxUAA-öXAAv^ j 'i'OLAAXAv I AAÄA.AjeAA, 'A<-cX\At.AA\.CjMA. , -KäAAJZAv M-CW0/CXM\ xXo^3-AA.^^^JLV-'- -/UjLaAA- AjJiAjÖ^ O'-X^ -CutAv^JPc uc K-cwiyri'CASA^ Ta^cma-^l/U. .

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