104. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Vor allem für die Programmgestalter von Unter haltungssendungen gilt es, Immer wieder neue, dem Lebens- und Zeitgefühl des Publikums ent sprechende, attraktive Sendungsformen zu ent wickeln. Bei den wesentlichen Unterhaltungsprogramm elementen ist darauf zu achten, daß sie nicht zur Ver festigung von Vorurteilen, zur Verflachung des Geschmacks und zur Verrohung oder Brutalisierung des Publikums führen. Die neue Familienserie Schüchtern betrat der junge Mann das teuer ein gerichtete Büro des Verantwortlichen. Gelangweilt sah der Topmanager von seinem Videogerät auf, stellte „Tom und Jerry" ab, wandte sich dem Warten den zu: „Haben Sie endlich das Konzept für unsere eigene, urheimische Familiengroßserie? Es wird höchste Zeit, den ausländischen Unterwanderun gen Paroli zu bieten." „Hier, Herr Direktor, wenn Sie so freundlich wären, einen Blick auf mein Expose . . „Nonsens. Erzählen Sie, wenn Sie mir schon ein Video mitgebracht haben." „Also, unsere Familie heißt Sedlazcek, ist, wie vorgegeben, in einer typischen österreichischen, vererblichen Branchetätig. Das Oberhaupt, der alte Sedlazcek, ist Beamter, Hofrat, wird Minister, gestürzt, wird Minister. . ." „Ausgezeichnet, und die anderen handelnden Personen?" „Da ist seine Frau, eine ehemalige Schönheitskö nigin, selbstverständlich, wie in allen ordentlichen Familienserien, Alkoholikerin, hat ein Verhältnis mit einem Exkommilitonen ihres Gatten, der bei der anderen Partei ist, versucht Sedlazceks Posten zu ergattern." „Weiter, nicht so ausführlich. Ich kann mir das schon ausmalen, sitze ja nicht umsonst hier." „Die vernachlässigte, wohlstandsverwahrloste, nymphomane Tochter; der brave, anständige Bru der (er bringt unsdieSympathienderOmas und Tee nies); die Mutter Sedlazceks, natürlich eine von . . . , ein wenig Adel muß sein; der abgrundtief böse Bruder Sedlazceks, Waffenschieber, kostet beinahe Sedlazceks Karriere: der gefallene schöne Priester, fröntmitSedlazceksTochterder Fleisches lust, später stellt sich heraus, daß er ein unehelicher Sohn Sedlazceks ist, gezeugt mit einem ehemali gen Dienstmädchen der alten Adeligen, die aber durch die Waffengeschäfte des Bruders einen rei chen Freiheitskämpfer heiratet und aus verschmäh ter Liebe versucht, Sedlazcekum die Pension zu bringen." Mit einer Handbewegung unterbrach der Direk tor. „Gut, genehmigt, vorläufig nur 212 Folgen, dann sehen wir weiter. Aber wie konnten Sie nur auf den homosexuellen Sohn vergessen? Jede anständige Familienserie hat einen homosexuellen Sohn. Bauen Sie das noch ein und dann ab." Er wandte sich wieder ,Jom und Jerry" zu. „Möch te wissen, warum Familienserien so gerne gesehen werden?" 8. D-Klasse (Mag. Elisabeth Freudhofer) 1. „Manchen Menschen würden Weihnachtskataloge, Zeitungsannon cen und zu Mundwassern, Seife, Thermosflaschen usw. beigepackte Erklärungen und Referate als iebenslängiiche Lektüre völlig genügen." (Christian Morgenstern) „Lest nicht wie die Kinder zum Vergnügen noch wie die Streber, um zu lernen, nein, lest, um zu leben." (Gustave Fiaubert) Was kann, will, soll Literatur bieten und vermittein? Welche Funktionen kommen dem Lesen und der Literatur in der heutigen Zeit zu? Halten Sie rückblickend den Literaturunterricht für nötig und für eine Bereicherung, oder würden Sie diesen zugunsten anderer Bereiche aus dem Deutschunterricht streichen? (3 Kandidaten) 2. Held und Heidentum Klären Sie die Begriffe. Wer wird heute als Held verehrt? Gibt es nicht neben den großen Heiden den „kleinen", wenig beachteten „Helden" des Alltags? Welche Bedeutung aber hat dieser für die Gesellschaft und das Gemeinschaftsleben? (10 Kandidaten) 3. „Wir Menschen brauchen beides, Geselligkeit und Einsamkeit, um innerlich gesund zu bleiben. Eines allein wird uns immer krank machen." Zur Ergänzung und Bearbeitung; Siehe Textbeilage Thomas Chorherr in der Presse vom 1. 3. 1987 „Das Reden und die Einsamkeit". (8 Kandidaten)

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