97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80
mit denen der Ablau,f gestaltet war. Mit Sicherheit gehörte dazu ei ne große Opferszene mit einer Unmenge von Priestern un.d mit bestimmten heüd.ruischen Riten. D,ann kam die Szene ,des Gebetes des Märtyrers, wodurch die Götzen- bdid.er gestürz t wurden, un:d. mm mußten die Verurteilung, Marter und Hin- nichtun.g erfolgen . W1ar dabei ovdentlich was zu sehen, das Ge,i11üt der Zuscha'ller du rd1 den Pomp d es Bösen ,ervegt, durch die Wirkung 1des Gebet es auf.gerüttelt, ,durch di e sch reckliche Marter zu tiefstem Mitleid bewegt und fühilte sich der Zuschauer 1cLwrch ,die Aufnahme d es Hinlgerichteten •in di ,e Glorüe erlö,st, da, m blieb alles im Rahmen ,des V,erst äi1tcllimen 1111d entHeß die Zu1sch auer bewegt UJ1d. erschüttert. Schwieriger mochte ,es mit der fansicl,,t de 1 s Publikums 1 b eri. ,den histo-ri schen Sto,vfen stehen , ,die immerhin mit fast 30 Titeln a11ch ei11,e sehr groß e Gruppe stellen , nidit gerechn et antike Stücke wie The1nliistokl es, Hiatmri baJ , Fabius oder Cato. T,atsächlich wissen wir ja a:uch n_ichts über cLi•e A:ufoahme, die sold1e Dramen im Steyr fanden. Aber auch lu er g,ilt, ,daß der Gang der Handlung einfad1 und si111tlällig war. Im Mi.tteil- punkt stand. gem ein großer Täter, der von seinen Leid.enschaften u11Jd. bösen Ria,tgebern ,getrieben und. durch sd,Jechten Gebrauch seiner Macht zum Tyran- nen geworden ist (z. B. KönJg Ottokar), •dessen Sturz zum absdireckend.en Beispiel wird.. Daß bei seiner Verwerfung Sd,uld. vorlag, ist ei1tdeutig, dia Traum, Erscheinung von Geistern o·der Vj,sion drohten un,d. warnten, so daß Einsid1t 11111.d. Umkehr möglid1 w;ar. Mitunter geschi eht aud1 rechtzeitig Be- kehmng. Bei historischen Stücken konn.te ma,n Krieg.s'ha111dlungen, KG111pf- szenen mit genall'em Detail unterbrongen, die der Juigend. Gelegenheit z,um Austoben giaben . Und sie legte •sich dabei offetthar giern ins Zeug. Audi eiin Siegesmahl, Ho·fszenen mit fei erl ichem Zereimo1üell und Ballett, RatssitZlungen gehör ten •dazu . Di esen Sdiaustell11ngen konn te man sich a,uch bei kawn ,y;eT- standenen T,exten lungeben. Anschauliche Dinge mußten sein und auch Unanschaiuliches mußte für Au,ge un,d Ohr faßbar, ni.dit nm in Worten ablalllfen. Das b riachtJe die\ Allegorie, der Barnckzeit ohnehin unentbehrlich, die gern in Zwischenspielen au.ftrat oder d:urd1 Verbind.ung solcher als eine Art parailleler Hanidlung neben der e,igentlid,en des Stückes iherlief. Die historisd1en Stücke b nachten gelegent1id1 auch P,ersonen des eige nen Hen cheThauses, so Kaiser Maximilian, der sid1 :auf ,der Jagd. ausweglos verstei1gt u11,d nur ,durch himmlischen E,ingriff ,gierettet wJrd 4 ) , König Ottofoar, Fenchn.and II. a1s „Überwii11Jdeir ,dies Irrg:laube111s ", und im Jahr der Eroberung Beligira<l.s ,durch das kiaiserliche HeieT (1786): ,,Österreich befre it Ungarn vom Jod1 des Orients ". Ein.e besonder,e Ausnahme stellte ,d.a,s Stück „A:nsberta " dar, das 1669 2Jur Hoch zeit des Bürgem1eiisters Luckner aufgeführt wurd.e 5 ). Was •sid, unter den aussd1ließlich lateinisd1en Titeln der Litterae A111111a e an -deutschen Texten zumi.nd.est eventuell im 18 . J,ahrhundert verbirgt, läßt sich ni cht auJSmachen. Weni.,gstens waren die Zwisd1enspiele deutsd1 6 ), in denen häufig komirs che Figuren des Volk,es auftraten , wahrsmeinlidi auch d_i e wiederholt angeführten Fasmin gsstücke. V,ielleicht nahmen ,deutsche Texte in den letzten J,aihrzehnten zu, als n eben dem Theater Streitgesprädie, histo- visch:e PrüfuJ11gen, Deklamation d eutsd,er Gedichte •alLufkaanen u,nld. die Pfl ege der deutsd1en Sprame einen zunehmenden Raum bean.spvuchte 7 ). 34
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