97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80

10 ) lm111erl1i11 ßnden sidr Wirlrn11gen dieser Bemül1u11gen i11 den Litt. Ann. der letzten Jahre , die aud1 von öffentlidren Gried1isdr-Prüfu11gen von Klasse11 vor der Prämie11verteilung in Steyr beridrten. 11 ) l11structio pro sdrolis iM Pei11licl1 , Grazer Programm 1871 abgedrucht. SCHULTHEATER UND PROZESSIONEN Die eigentli che große Tiheaterzeit mit unwahrscheinlicher Dichte der A!ufführu,ngen Wiaren die Jahrzehnte nach 1 700. Mit Ausnahme von 7 Jahren ohne Erwähnung ein er Aufführung (darunter zwei To·desjahre von Kaisern, die s·icher als Trauerjahre gehalten werden mußten) fanden immer mindestens zwei, mei,st viel mehr Theaterereignisse statt, zw,e·ima,l wurden sogar 8 D na- men ~m Jahr gegeben, ·eim11aJ 7 , sechsmal je 6 , je sieberunal 4 und , , zwan- zigm1al findet s•ich ,die ·urubestimmte Angabe „mehrere " . Selbst das Feh.Jen jeder Theatere•rwäilmung in .den 7 Jahren läßt noch offen, ob tatsächlid1 keine A!uHühnmgen stattfanden 1 ). Main muß sich vorsteUen, wiie seihr der Untenichtsablauif bei eincr ,diera,r- tigen Häufigkeit ,der Spiele von .der Arbeit für ,di ese bestimmt sein mußte. Wä1hrend in Steyr im 17. Jail1.rhuu1'.dert 1die AuHühr<t111:gen üiberwiegend von die-r 1gan,zen Schul,e •getriagen wiaren, firnden sich seit etw·a 1700 (erstmals erwähnt 1697) nebeneinan·der Spiele verschieden er Klassen, voran der Rhe- toni•k und Poesis, aber auch der Syntax und Grammatik, schließlich sogar der un tersten mit kurzer eimtündiger Spie1dauer gegenüber den dreiis türndigen Darb·ietu1ngen ,der größ eren Schüler. Nid1t ,selten erfahren wir, daß zu den Aufführungen ein starker Andrang wia r 2 ) . Di e Honoratioren (nobiliitas ; in Steyr Bürgermeister, Richter, Rat und angesehene Han 1 delshenen, wais es an Adel in Stadt rn1d Umgebung gab, die P rälaten der Nachbarklö·sver) wutiden bei Jes,uitenschUilen üblicherwieise mit Programmheften geladen. Der breiten Bevölkerung (populus) gaib maJl1 das Erei,gnis wo-hl an den K-irchentüren bekannt und sie war für Spektakel der Art lebhaft interessiert, suchte auch 1 bei lateinisd1e111 Text daran tei,lzu- n,ehmen. Daß ein Mitgehen, trotz die ses Hirndernisses in gewissem und für die Schaulust, Ergötzu11g un!d Erschütterung a11sPeichendem Ausmaß möglich war, härugt mit <ler Eigenart ,des Jesuiten- und üb e:rhaiupt Orden,5d riamas d.er Barockzeit :z.usammen , die wiedePholt ausführlich dargestellt wurde 3 ) . Zun.ächst liegt eine Zugangsmöglichkeit für den Nichtlateiner auch bei latei:rw.scheJJ1 1 Text darin , daß beiso1nders häufig Stück!e aus der Hei1igenJ.egenid.e u nd Märtyrergeschid1te gewählt wurden, ,deren Inhalt durch Religcionsunter- richt urnd Predigt, durch vePbreitete Legendenbücher tmd DaPstellung der Kunst in ,den Kirchen in großem Umf,ang bek!a1mt waren. In St,eyr ist die Gruppe die,r Märtyrer- und Hefügenidramen unter ,den 118 Titeln, di,e aus den Liwer.ae Anmuae der NB b ekannt sind, mit üher 40 die stärkste, wobei auch Märtyrer und Heilige d.er jüngsten Vergangenheit gerade du.rch die Jesuiten allen lebendig waren wrie der Ortdensgründer Ignatüus oder die Opfer der Mission in Japan tmd Indien. Dazu kommen noch biblisd1e Stof.fe wie Kain und Abel, Jo,sef -in Ägypten, David, deren Beka1mtheitsgrad von vornherein erheblich wiar. Eindeutig bibliische Dramen sind unter den Steyrer Titeln 13 zu erkennen. Zu der Vertrautheit mit dem Stoff kam für die Ver,stehbarkeit bei den Märtyrerstücken die ungcluern··e Einfachheit und die kleine Za:h[ der Motive, 33

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