97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80

bei Schülerdtem Spernden für die Prämienve:rbeilung oder Geld für die Reintl- gun.g ·d'er Unterrichtsräume oder zur Repa,ratur von Fenstern und Türen zu erbitten. Man behiaH sich mit Strafgeldern und trug das fehlend~ aiu:s den Einkünften des KoiJlegs. Stiftungen ehemahger Schüler für dtle Schule nahm man a,n:dJers·eüs ,gern entgegen. Der Anteil armer Schüler an d'e.r Ges,amtzahl war an allen Schulen des Orde111s zi·emlich groß. Deren Unterhalt wur,de aus Almosen, Legiaten, Frd- pfatzstiftungen uq1,d au,s den fankünften des Kollegs bestritten. Man .so·rgte für Bücher (Leih-,Exemplare gegen Emp6angischein u:nd Rückgabev,erpf!ichtung) unid Pa ,pi.er , für Strümpfe und SchUJhe, notfalls für Reisegeld. Die tägliche Speisllin.g gie\5chah zum Teil auch ,durch ,andere KJöster o·der vermögende Ramilien ,der Stadt. Alte,r;e Schüiler hatten die Möglichkeit, sich du.rch Be- treuurng von Mitschü~e,rn den Leberusunte rhalt z.u vet1dienen a1s „Pädagogen" in 11eichen Häusern; ·sie mußten vom P. Rektor empfohlen, für die Täti.gkeit ai111ge leitet un 1 d in der hrnsübung kontrnlliert wei;den. (Sie hatten vi<ertd- jäh·rlich ein ver1schlossenes Zeugnis der Familie iihres Schützlings Zll l über- bringen) . Für den Aibla'll'f des SchU1ltages sahen die Richtliniien der öst<eneichtlschen Provinz im 17. Jahrhurndert 5 ) Unterricht von 7 Uhr früh bus 9 Uhr vo,r, wobei dieser an den Besud1 d:er Mess·e ansd1loß. Nachmittags dauerte er von 1 / 2 2 biis 4 Uhr. Nur an den „Hundstagen " zwi-sd1en dem 15. Juli und 15. A1ugust bega:nn man am Nachmitta,g e11st 11111 1/2 3 Uhr. Ai1d1 gab es in den Sommermonaten u11!d im September wöchentlich 1 unte11richtsfreien Tag. D-iie „große V:akanz" fiel in ,den Herbst, in Steyr in den Oktober; am Tag deis hl. Micha-el, d~n 29. Se,ptem,b e:r, war hier zumeist d.a,s große Schultheater u.nld ,d,ie fe-ie,r1iche Prämienverteilung an die besten Schüler, anschheßend ging man in die Ferien. Nad1 •dliesen erfolgte in ,cLer Regel das Au1f,stei1gen in die höheren Klassen, ,da,s vom Erg,ebni,s einer schriftlid1en un 1d mü11dlid1en Prüfun11g (f ür dlie größeren Sd1ü1er je 3 Stu.111den) abhing. In den unteren Klassen gab es ein Aufsteigen nach Prüh1:11gen unter Umständen auch währernd d,es Jahres, etwa ztu Ostern oder im Jäml!er, vor alilem b ei jenen, ,die einie Kilasse Z'llm zweiten Mal machten. Es besDanrd eine gewd,sse Hexibilität,- ja es gab auch Rückversetziungen 6 ) . Seit 1600 bestand für den deutschen Sp,rachrnum eine einheitlid1e Studien- o~oomng. D~,e Unterrichtsfächer waren ,da11ad1 zunäd11st Religion, Latein, z;u- meist aud1 Griechisch. Dazu kam in sehr besd1ddenem Umfang Mathematik, die Phy,s!ik mad1te mit ei1ügen Tatsachen ,der Mechanik und Optik beka1111t, cLie Geo,graphie sud1te Erdku:gel un:d Planeten im Sorn1en,sy,stem ,dar:z,uste.Ilen und eine grobe Länderübersicht ru geben. Geschichte w.ar kiein eigenes Fach - eher Nebenertmg des Lateinunterrichts. Der Religionsu11terrid1t, in jeder Klasse u111d wöchentlid1, wurde se.hr genau genommen, vo,r a llem mit Lernen des Katediismus u'Illd mit Dmd1- 11climen von Bribeltexten. Der Katechi,smus wurde im al1gemeiJnen in den unteren Klassen deutsch, in den oberen latei11isd1 ,gelemt, s tren g abgefragt u.n,d ·immer wiederholt. M.an begnügte si ch diabei lin den oberen KlaS!Sen nicht mehr mit cLem mechaJTi:schen Leiern der Friageu l\.lillid Anuworten, so-nidern man fo.r-derte auch die FähJgk,eit, über ,die im Unterricht gegebenen Erläuterungen mlit d-em Lehrer sprechen zu können. Dabei war das Dikti<eren von Erklärungs- sätze n verpönt, ein.faches Auiswen.di ,glern.en soilcher nicht gewollt. Diktieren 28

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