97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80
20 ) Litt. Ann. 1717. Vielleidit handelt es sidi un,t den in der hritischen Situation des Kollegs unter ungünstigsten Bedingungen und unzulänglidi erriditeten Nordtraht. 21 ) Pritz, S. 347; A. Bloderer, Das Ringen um die Steyrer Mittelsdiule 1949, S. 24 ff . 22 ) Eine der beiden Durd1{ahrten diente zur Lagerung von Holz und Kohle. Über den Toren befanden sidi Sdiüler-Toiletten . Die Beseitigung des Ge- bäudes erfolgte i~H Zusammenhang des Wiederaufbaus nach den1 2. Welt- luieg (Hinweis von H. Ba~tdirehtor EM/er). 23 ) Bloderer, S. 24 ff. DAS GYMNASIUM DER JESUITEN Venglichen mit den Klassen- und Schülerz;ahlen von heute war ,di,e Steyrer J.esuiteruschule eine klei~1:e A.t1;s·11a lt, sie g,ehört,e a.ber auch nicht zu den großen Schulen .der Soci<etas Jesu in der öster.reichischen P-rovinz wie diejenige in Wi en (mit ZJeitlwei!Lg über 2000 Schülern) oder Graz (um 1000) un!d Linz (über 500). In Steyr wa:r die Z aihl n•ach dem Beginn mit 2 Knaben zunächst auf 40 gestiegen, 1648 ,erreichte sie 104. überwiegend be-wegte ,sie sich zwi- schen 110 u.n1d 150, ,diie Höchstzahl 179 hatte si,e im Jahr 1736. Mit dem Ösuerreichi,schen Erbfolgekrieg sank sie in den VierZJi,g,er Jahren ,auf knapp über 100 t und stieg seillher 11icht mehr über 127 1 ). Diese Zahlen verteilten sich a:uif 6 K1assen, deren Schülerzahlen sich um 20 bewegten und a.ud1 Z'Ull' Z.ei.t des Höchststandes in den Dreißiger Jahren ·des 18. Jalhrhunderts nur vereinzelt über 30 lagen . Es stan!den, ,soweit die Unterlagen -erkennen lassen, stets ausr-eichenid P1atr'es, Magi·stri (ausgebiMete Lehrer), Scholaren (noch n:icht voH AusgiebiLdiete) für die Durchführung dies täglichen Unterrichtes v011 4 - 5 Stunden pro Klasse zu·r Y.erfügiung 2 ). Im Vergleich dazu waren dJie KLassen in den großen Schulen der Hauptstädte wie Gr.az und Innsbruck (das ührigens zur oberid.eutschen Provinz gehörte) vielfach überfüllt , so diaß dort Klagen ü,ber die,;en Zustand nicht -abreißen und daß ,den Pat11es vo1ige,worfen wiiicl., sie seien bei de•r Aufo,ahme vo,n Sd1ülern zu ,großzügig 3 ). In Innsbruck und G~az s·etzten sich di,e Jesuiten energisch zur Wehr •gegen Vonschriften der La rudesobrigkei ten , Ki111der v011 Biiirg,e rlichen oder ,gar Armen von ihren Sdiulen ausmschl,ießen oder höchstens bei „absonderlichen Talenten" Au,;- nahmen zu machen . Die Gesellschaft Jesu erzeige nach ihren Regeln allen die g,leiche Li ebe un,d mache kieinen Unter.schi ed zwischen Arm uind Reich; oft finide m1an un.te ,r .den Armen hervormgende T,alente, di-e man aiber gerade unter ,di esen von Ha.use a'LIS nicht so BegünMi,gten nidit gl,eich bei der Auf- 111aihme so sicher erkennen könne, w.eshalb eine län 1 g;ere Probe nötig sei. Nach zweimaligem ver:g.e.blichen Verweilen in <ler.sdben Stufe des Anfangis sei eine Ent-s cheiid.ung o-ft erst begründet zu trieffen . Davon hören wir in Steyr ebenso wen iJg wie von d:en Klagen in Landesthiauptstä:dten nach ,dem Dr.eißigjährigen Kr,ieg, bürgeril iche Eltern wollten ih11e Kinder allzu geme „sine dielectu" st-u!dieren las,sen, statt aus ih.nen Handwerker zu m!achen, .an denen es ebenso mangle wie an tüchtigen Arbeitern, wofür -die Kinder der Armen ihes timmt seien. In dem ibür,gerlich 1dominie-rten Steyr nahm ,ainscheinerud rui,em,anid •a\1 dem Venhältni,s 1 :2 der adeligen zu d.en nichtadieligen Schülern Anstoß 4 ) . GruillJd.prinzip wiar für die Gesellschaft J,esu die Unentgeltliid.keit des Unter,richtes und man war in ·dties·em Punlkt so streng, daß es verpönt war , 27
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