97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80
VIKTOR TRAUTWEIN Die Jesuiten am Michaelerplatz 1n Steyr DIE AUGBMEilNE LAGE IN STEYR UM DAS JAHR 1630 Als im No,veimber 1632 die Jesuiten am Michaeleirplatz in Steyr ei11Zogen, befand sich die Staidt in einer sehr schwierigen Lage. Der große Bauernkrieg 1aig erst 6 Jahre zunick, 11:eue Unruhen waren unter der oberösterreichischen Landbevölkerung auf.geflackert 1 ), ,die Schweden hatten kurz vorher bedrohlich in Bayern gestanden, Einquartierun,gen von Truppen l asteten wiederholt a'llf der Bevölkerung wegen drohender Ba,uemunruhen, wegen der Schwedengefiahr oder als Mitbel der Rekathohsierung. Seit der Jaihrhundertwende war ein Prozeß des wirtschaiftlichen Verfalls der im 16. J.a:hrhundert so blühenden Staidt im Gang, der in ,den Zwar1.r.1:ig~r Jahren ,durch Inflation 2 ) , Bauernkrieg und Abwanderung protestantischer Bür- ger3) besiegelt worden war. Lebensmittlek1l!appheit und ungenügende Versor- guijtg d•er Klingenschnüede und Mes·serer mit dem nötigen Eisen gingen Hand in Hand mtit Teuerungen; Stockungen des Absatzes von Fertigwaren brachten ebenso wie idi·e Eisenverknappung zeiuwei lig ein böses Ansteigen von Be- schäftig,ungslosigkeit ; niedriges EinkCY1mnen de-r Handwerker und Arbeitneluner schränkte clie Geschäftstätigkeit i:n ,der Stadt empfind lich e i11 4 ) . Der ganzen Entwicklung stand ,ein hilfloser Magistrat gegenüber, der verzweifelt mit wachsenden Schulden d.er Staidrt kämpfte. Zu der wirtschaftlichen Not kam eine ni edergedrückte Stimmung in breiten Teilen der Bevölkerung. Neben ,der k leinen Gruppe von Katholiken, die :auch z.u den Zeite11 der protestantischen DominallZ 11n.d während •der Herrschaft der Bauern in der Stadt beim katholischen Bekenntnis geblieben waren 5 ) , stand eine große Zahl von widerwillig, oft nur ,durch schwere Ein- quartierung Bek-ehrten. D~ese 111ahmen aim 1katholischen religiösen Leben kaum oder nur .sehr äußerlich teil. Verbreitet war tiefe Erbitteruoig gegen die Bekehrer, gegen die Geistlichen und gegen die Obrigkeiten mit ihren ver- haßten Sol,dia.ten. Durch n~chts wird diese widerstrebende Haltung d!er Stadt- bevölkerunJg so deutlich wie durch die zahl.losen Patente, Erlässe und Befehle, die vom Kaiser und von der La □•desregierung in Linz in kurzen Abständen auf die Widerspenstigen losgela,ssen wurden und damit ihre gerange Wuikung ers-t oHenharten 6 ). 1 ) 1111 August 1632 bradr i111 Hausnrchviertel - genährt von Hoffnungen auf die Sdrweden in Süddeutschland - ein neuer Bauernaufstand aus, der An- fang Ohtober niedergeschlagen wurde. 1633 ha111 es nochmals zu Unruhen im Mollner Gebiet und im Ennstal. V. Lutz, Der Aufstand von 1596 und der Bauernhrieg von 1626 in und um Steyr, 1976, S. 85 ff. 2 ) A. Hoffmann, Wirtsdraftsgesdridrte des Landes Oberösterreidr, 1. Bd. so- wie C. Doppler, Reformation und Gegenrefonttation, 1968, S. 82 ff. und C. Doppler, Das la nge Geld, VKST 1969, S. 77-so 3 ) Nadr C. Do pp ler, Refonttation und Gegenreformation , S. 164 ff . sind etwa 250 Bürger mit einem ordnungsgemäßen „Absdried" weggegangen , 18
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