97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80

tische Lehre mit viel Enfo,lg pr,edi gte, den Bürgern di e Errid1tung eines „gemeinen Kastens ", ei ner Armenkasse, di e als an011ymer Ve rmittl er Spend en für ,di e Booürft.i'gen ent gegennehmen und .an di ese verteilen •sO'llte. Serine Ameg,ungen fielen auf fruchtbaren Bo•den. J,etzt, ziu Beginn der GLaubens- spaltua,;g, sollte es in Steyr ru editen Ansätzen einer generellen Rege lung der Armenfürso rge und entspredienden sozi,alpoliti-sdi en Maßnaihmen ·durrch di,e Stadtobrig:keit kommen. Am 20 . April 1526 errekh te die Stadt die Bewilligung des Lande.sfür,sten zur Grü1idrung des „gemeinen Ka:sten!S" . Di e „o ffene Armenpflege", bisher ganz d e:r Kirche übe rlas se n und weigen der n euen Gl a\ubensvorstdlungen i n Gefahr, wurld.e nun ,städtische A11Jge.Jegenheit. Der „gemei1te Kasten " konnte untoc der Verwial tu111g ei nes Rats1111itghed es anfangs wegen ,der großen Be- g,eLst erung für ,d·ie ne'lt,e LehTe sei,ne At1fga:be mit viel Erfotlg ,er.füllen. Im Wetts treit be-iderr Bekenn:tniss•e in den ersten Jahren de·r Ref1onna tion kam es zur Blüte der Annernfürsorge. Das Sondersiechenhia,u,s des Mittelaltiers, wegen ,des Abflauens des Aus- 9atzes in Europ·a in se iner ursp rünglidien Bes timmung nicht mehr gebraudit, wund.e a,J,s „Bm1derh aus " ,di e zwei,te FünsorgeanstaJt Steyrs; dritt e wurde einige J,ahrzeilmte ,später d,as „Herrenhaus" im Aichet, das im Pestja:h r 1569 a:ls Sondersiedienhaus ve rwen:d et und nad, Erlöschen ,der Seuche a ls Ver- so rgtlil1gshau!S for gebrechliche Leute weitergefüh rt wurde . Als -sozialpolitische Maßnahme des Magistra tes karn1 die 1534 a ngeord- r1;e,t,e Üb erte ignunlg des Besi tzes ,der von Zedien geg ründ eten Benfiz ien an die Fürso.rge,a:nstaJten anges·ehen werden. Es hatte in Steyr vor der Reformation zw,eiund zwa:nz:i,g Zedien un:d Bmderschaften g:eg:eben, di e sidi der Verehrung e:in es bes timmten Heiligen un d der Pflege des Gottesdienstes gew,i,dmet und o.ft zu diesem Zweck einen A ltar oder ein Benefizium gestiftet ha tten. Der Protestantismus entzog ihnen mit der Verdanunung der Heiligenvereh ru111 g die gei,stigen Voraussetzungen. Die kirchliche Färbw, g de r Zechen verflüd1ti,gte sich wsch. Da d,en Stihu1ngsve rpfliditu!ngen kait11n mehr n.achgekoimnen wuro·e, w:oUten Bürgermeister, R,id1ter 1md Rat der Sta dt ,die gestifte ten Güter und Gü-lten für an:de:re g,ute W•eDke verwenden. u11d das Einkonm1en. der Benefizia ten zwi•sdien den Armen im Spital un1d Bruderhaus unld der Lateinschule und später den P.rä.dikanten im Spital a:uftei1en . Somit wä re das Fürsor:gew,esen in Steyr zuinindest zu Beg,in11 der Reformation:sze it gut hestell t gewesen . Es g,a:b Ausspeisungen ,und so111stige mi hie Gaben durdi den „gemeinen l<,asten", es ,g;ab ,das Bruderhau s tmd das Spital zur Beherbergun g 1111'd Verpflegung der Armen. Und doch sehen. wir am Beispiel des Spitals, daß oft •dd•e wirkliche Armenpflege gegenüb er anderen Interessen hin tlan,gestellt wurd.e. Für ,da~ Bürgersp ita,l war di e Reformat ion sze it ei n e wirvsdia.ftlid, gün stige Zeit. Es wurd e in d er ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 19 Jahre la ng von Hanns Sd,miclihucker verwa,ltet, ein em Mann von großem wirtschiaftlidien Gesduck, d.er ,audi Wert au'f O ~dnrnn:g in den ,gesdiählichen Aufzeichnungen legte. )h1111 verdanken wir werovoUe Quellen für di e Spita lsg,esdiid1te, größten- teils Urbare, Rechn.u,ngen und Sdiu1ldbüd1er, aus de11en -sid1 1tid1t nur über di e Wirtsdia.ft und Verw,aloung •des Spi tal s viel hena uslesen läßt, sondern auch über di e Spitalsfiirsorge. Das Spi tal, das ,durdi den Arnbau erwei tert wurde und d·essen Bes itz und Einkommen sid1 um di,e Güt er ,der Flözer Zed,e 12

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