97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80
Lepra o•der Pest erkranikte Personen, bLeben von der Au1fnailime. ausgesd,l os- sen. Für sie besta nd seit dem 14. Jahrhun·dert ein eigenes Sorndersiechenha'lls a ls sa;nüätspolizeiliche f.inrichtung. WahrscheinHch wunden ,anfang-s nur wirk.lieh Arme ,,,um Gotteslohn " in:s Spital aufgenommen. Da aber die Spitalsfürsorge so gut bes tellt war, erschien drie A<ufoahme in di·e Ansta lt auch weniger bedürftigen Bür,gern e rstrebenswert, konnte man a1uf diese We ise doch ein em u11.gewiissen Leben,s- a.benid vorbetigen. Die Aufomhme ins Sp itail -bedeutete nämlich Beherbergung und Verpflegetmg bis zum To•d, man erhielt eine „Pfründe". Bere its für das Ende des 14. J aihrhunderts i,st uns di e Möglichkeit de,s Einkaufs i ns Spital überliefert . Gegen BaT,gel-d oder Übergabe von Uegen- scha:ften unJd nutzbaren Rechten wur1den Besitzend e in 1s Bürgerspital a.uifge- nommen . ln ei,nem Ve1J'pfrüu1dungsvertra,g mit dem Magi,strat hi elt man fost, ob der Besitz des Pfrü111dner,s zur Gänze oder n,ur te ilwei·se ,atn die Anstalt f.a1len sollte. Die iinis Spital mitgenommene Habe wie Gelid, Bett, Bettzeug, KIJ.eidun 1g, Wertgegenstände, fiel der Ansta,lt nach dem Tod des Pfründners auf j eden FaH zu ull'd wurde in der Reg,el vom Spitalmeister verkaLllft. Es w,air beim Einkauf i n,s Spita-1 amh u11JwesentLich, ob der Pfrü111d111er Steyrer Bürger war od 1er nicht. llll'd hir e in besonJders günstiges Ge,schäift erhielten sogar zwe-i Komeu-b u rger vom Stey rer Magistrat -das Recht, ihr Leben lang einen von ihnen ruusg;ewählten Armen im BürgerspitJal verpflegen zu 1-assen. Das Steyrer Spital hat ,an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert dreißi,g Menschen beherbergt und verpflegt, von denen eine nicht genau fos tmste1Nen1de Zahl ,sich in die Anstalt eingekauft hatte. Schon im Mitte 1l- alter w:ar das Bürgerspital nicht nur Verso•rgungsheim Armer, so ndefill. zum Teil a1uch Altersheün be,sitzen'der Bürge r. IN DER RfiFORMATJONSZEIT Luther h1at mit sein er Y.erurtJeil1ung dier Werkheihgkeit die Grurnd-Lagen d1es mittelalterLichen Fürsorgewesens ZJerstört. Mit ,de-r Hinwe111d,ung zum neuen Glauben hörten di e Mefü;tiftun,gen, die Srifrun:gen ZJ1u11 „See.Igierät ", die ,damit verbundenen Überei,gn!lungen an d.ie Spitäler unid die in d.en Stift- briefen festg·ehaltenen Gaben an die Armen anläßlich der Gottesdienste a llmählich a.u'f; bereits bestehende Sti1ft uingen wurden vemachlässii-gt und schli eß li ch ga nz ve!'gessen. Die Gaiben für die Armen kamen nun tatsächlkh au-s urteigenn ütziger Nächsternli ebe und entsprechen'd spä~lich er a,ls vor d.er G1au'6e111sspaltung. Für viele Spitäler brach mit der Refo nmation eine Zeit deis Verf.alls an, und als 1544 die k irchlichen Anstalten aus Sange um ihre Erh,a;]bung a'Ls wich ti1ge Steue·rquel'len kontrolliert wtinden, fielen den La 1 d- ständ.isd1 en Visitatoren so kmsse Mißstände im Fürsorgewesen auf, daß ,s,i,e eine eige ne Vi•siVation d,er Spitäler anregten. Auch Luth e-r wußte, welche Folgen das Abkommen der Stifrungen für die Sp·itäler und dLe AnnenpHege im allgemeinen halben w;ü~de, und wies d.ie Sorge für di,e Beid,ürftigen mtsdrücklich der P6arrgemeinde a ls Pflicht Zil!. Und wie Luther in ,s ,ein.em Traktat „Von der Frei heit des Christenmenschen" a,ngereigt hatte, empfahl Bruder Gal ixtus, der seit 1525 in Steyr die prot,estan- 11
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