94. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1976/77

In memonam Hofrat Dr. Leo Schmalzer Am 27. Jänner 1977 ist Hofrat Dr. Leo Schmalzer, der von 1945 bis 1961 die Leitung unserer Schule innehatte, im 80 . Lebensjahr gestorben. Hofrat Schmalzer wurde am 11. April 1897 in Unterweiße nbach im Mühl- viertel geboren. 1918 maturierte er in Ried im Innkreis. Dann studierte er in Wien , promovi~rte zum Doktor der Philosophie und legte die Lehramts- prüfungen for Geschichte, Geographie und Philosophische Propädeutik ab. 1923 W11rde er Lehrer an der ,damali gen Realschule in Steyr. In den mehr als zwei Jahrzehnten sei ner Tätigkeit a ls Lehrer hat Dok- tor Schmalzet bei sei nen Schülern einen nid, t all täglid, en Ruf erworben. Wie unzählige ehema li ge Maturanten zu berid,ten wissen, ve rmochte er d urd, sichere Auswahl von Wesentlichem (ni e verlor e r sich in dem Wust neben- säd1lid1er Details) , durch eindr in gliche Darstellung, durch überzeugende Argumentation, durch wirksame Vereinfachung bei den Schülern Interesse, Verstehen des Hi storischen und Philosophischen, bei sehr vielen Begeiste- rung zu wecken. Die Konzentration der Schüler hat er durch nachha lti ge Strenge gefordert und gestützt. So kam es, ,daß ,sich cUe Sd,malzer-Schüler auch, wie nrnn noch heute immer wieder hören ka nn , am Ende stolz im Be- sitz ein es fundierten Wissens in den Unterrichtsfämern ihres Lehrers fohlten. 1945 wurde Dr. Leo Schmal zer mit der Leitung des Realgymnasium s Steyr betra ut . Der Beginn dieser neuen Tätigkeit fiel, wie jeder we iß , in eine außerordentlich schwieri ge Zeit. Der No11dtrakt der Schule war eine Bom- benruine, di e unzerstörten Räume befa nd en sich nach Verwendung als Flüd1t- lings unterhmft in ei nem verwahrlosten Zustand, die Unterrichtsmittel waren auseinandergestreut, viele beschädigt oder vernichtet, es herrsd,te Mangel an Lehrern - gewiß ein ver breitetes Schicksal von Sdrnl en nach Kri egsende. Es war eine ve rzweifelte Aufgabe, den Sdrnlbetrieb in Gang zu setzen, die erfovderlich en Mittel in allen Einzelheiten des großen und kleinen Be- darfos beiz.ubringen, den Neubau an Stelle des zerstörten Traktes zu betrei- ben und seine Vollendung zu erwirken. Es muß ein Aufa tmen und eine Freude gewesen sein, als der Bürgermeister der Stadt am 7. O ktober 1948 die neuen Räume in Gegenwart des Unt err id1tsmini sters ihrer Bestimmung über- gab. 1953 erfolgte die Ernennung des Direktors zum Hofrat. Wenn man von dem un ermüdl ichen Einsatz fiir den Aufbau des Ze r- störten und fiir die In-Gang-Setzung des Unterrid,tsbetriebes nad, dem Krie- ge absieht, ka nn man wohl sagen, daß Hofrat Schmalzer sei ne Aufgabe als Direktor vor allem als eine pädagogische verstehen wollte. Er war im Schul- gebäude fast: ständ ig un terwegs: beim Besuch von Unterrid1tsstunden, im Pausengewühl der Schüler, bei Gesprächen im Ko nferenzzimmer mit Lehrern über Fragen des Unterrichts, üb er Probl eme von Schülern oder der Sdrnle im allgemeinen. Erstaunlich war, wie Hofrat Schmalzer Sd,iiler vo n ei nst und jetzt nicht bloß dem Namen nam kan nte . Vielmehr standen die vielen, die er vorbei- zieh en sah, mit ihrem Charakter und ihren Lebensumständen au ch später plastisch vor seinem Auge. Es wa r di es nid1t zuletzt dadurch bedingt, daß 9

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