93. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Reichsratsabgeordneter war einmal dabei anwesend. 1903 beteiligten sich bis auf einen alle Schüler der 4. und ,. Klasse. Wir lesen da: ,,Die Schüler der IV. Klasse (Anfängerkurs) mußten ein in stenogra-phisch, er Korrespondenzschrift abgefaßtes Stück in Kurrentschrif.t übertr.agen und ein Thema in stenographische Korrespondenzschrift übersetzen, außerdem ihre Fertigkeit im Lesen stenographischer Korrespondenzschrift ,dartun. Die Schüler der V. Klasse (Fortbildungskurs) hatten einem fünf Minuten dauernden Diktate mit der Schnelligkeit von 90 Worten und hierauf einem Diktate von ,einer Minute in der Schnelligkeit von 100 Worten zu folgen, das Geschriebene jedesmal sofort wieder zu lesen und schließlich ihre Niederschrift in Kurrentschrift zu übertragen. Das Preisrichterkollegium hat nach dem Referate des mit der Leitung des Schreibens betrauten Realschullehrers Goldbacher 15' von den 23 Schülern ,der IV. Klasse und 10 von den 15' Schülern der V. Kllasse Preise, Diplome o>der Anerkennungen 2)Ugesprochen . . ." Solche Berichte kehren, oh wörtlich, wieder. Als Preise gab es Medaillen, Diplome, Klass· ikerausgaben, teilweise solch, e „in ·stenographischer Schrift". Der Erfolg des Unterrichts muß ,sehr nachhaltig gewesen sein, denn mein V.ater, den ich 1907 unter den Diplomempfängern entdeckte, hatte sein Leben lang sämtliche Notizen, Ta, gebücher und Protokolle, ja den Großteil seiner privaten Korrespondenz in Stenographie abgewickelt, übrigens auch ich selbst, der ich bei Goldbacher 1932-34 ,die deutsche Einheitskurzschrift, und zwar Verkehrs- und Eilschrift, samt 1den GrunJdzügen der Redeschrift gelernt und in den Fünfzigerjahren, als Not an Mann war, gelehrt hatte. So wirkte Goldbacher als strenger un!d gerechter, für heutig, e Vorstellungen sehr autoritärer Lehrer bis 1935'. Als „Gurs" war er allen Schülern bekannt, unter ,diesem Namen lernten ihn künftige Schüler schon durch ihre Väter kennen, in vielen Fällen - so in meinem - lehrte er Vater und Sohn. 1931 wurde er zum Studienrat ernannt (ider Titel entsprich t ,dem heutigen Oberstudien.rat) und 1935' mit einem Dekret des Landesschulrates mit Dank und Anerkennung und dem Ritterkreuz 1. Klass· e des österreichischen Verdienstordens in den dauernden Ruhestand versetzt. R,uhestand nur in der Schule, denn dadurch konnte er erst seine Tätigkeit auf anderen Gebieten erweitern, besonders beim Verein „Steyrer Heimatpflege". Goldbaclter als Wissenschafter Neben •seiner Lehrtätigkeit erwies sich Goldbacher als solider Wissenschafter. Schon im Jahresbericht 1902 veröffentlichte er einen 24 Seiten langen Artikel „Über den Einfluß Plückers auf die analytische Geometrie", eine Würdigung ,des Gelehrten (1801-68), :der sich •durch seine Studien über die analytische Geometrie der Ebene und des R,aumes Verdienste erworben hatte; er hatte abgekürzte Bezeichnungen in der analytischen Geometrie eingeführt, die sechs Plückerschen Formeln gefunden und die Diskussion von Kurven 3. und 4. Ord, inung eröffnet. Im Jahresbericht von 1916 veröffentlichte Go1dbacher die „Ergebnisse der Wetterbeobachtung, sstelle Steyr von 1896-1915'", eine umfassende stati7

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