93. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

DIREKTOR DR. RICHARD TREML Gregor Goldbacher und das Realgymnasium Steyr Für den 10. Oktober 1975 lud der Bürgermeister der Stadt Steyr, Franz Weiss, zu einem Festakt anläßlich der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Gregor Goldbacher in die Schloßkapelle ein. Damit begann eine Reihe von Veranstaltungen, die die Erinnerung an den bedeutenden Heimatforscher und Mundartdichter wieder wachrief und die junge Generation mit diesem Mann beka,intmachen sollte. Am gleichen Tag wurde im Bummerlhaus eine Gedächtnisausstellung eröffnet, die Goldbacher als Menschen von unwahrscheinlidter Vielfalt zeigte: Lehrer an der Realschule, Bergsteiger, Schneeschuhläufer, wie man damals noch sagte, Schwimmer, Sänger, Mundart- und Gelegenheitsdiditer, Verfasser von Festspielen, Lehrer und Erzieher, Historiograph. Neben Artikeln und Büchern von ihm und über ihn waren Bilder, Festschriften, Bierzeitungen, aber auch Fotos, Handkataloge und persönliche Erinnerungsstücke zu sehen, die den modernen Besucher staunen ließen, wie man in einer Zeit ohne Elektronik und schnelle Autos so viel Zeit haben konnte. Bürgermeister Weiss gab die Gründung eines Gregor-Goldbacher-Förderungs-Fonds bekannt, der alle fünf Jahre einzelnen oder mehreren Personen, Organisationen oder Unternehmen für die Förderung der Stadt Steyr auf kulturellem, wirtschaftlichem, sozialem oder historischem Gebiet zuerkannt werden solle. Der Förderpreis in Höhe von 50.000 Schilling soll erstmalig im Jahre 1980 anläßlidi der Tausendjahrfeier der Stadt Steyr vergeben werden. Am 11. Oktober versammelten sich die Spitzen des kulturellen Lebens, Vereine, ehemalige Schüler und Verwandte Goldbachers auf dem Friedhof am Tabor um sein Grab. Umrahmt von den Chören des Männergesangvereines „Sängerlust" und der Hauptschule Garsten sprachen Herbert Tagini für die „Sängerlust", Oberschulrat Alois Weinberger für das Ennstal, der Direktor des Bundesrealgymnasiums und Bürgermeister Franz Weiss. Im Anschluß daran wurde die von Professor Fritz Schatz/ gestaltete Gedenktafel am Gebäude des Bundesrealgymnasiums Michaelerplatz enthüllt, auf der unter einem Porträtrelief Goldbachers die Worte stehen: ,,Professor Gregor Goldbacher / Mundartdichter und Heimatpfleger / lehrte in diesem Hause Mathematik, Darstellende Geometrie, Stenographie und die Liebe zur Heimat/ Gewidmet von der Stadt Steyr 1975". Professor Carl Hans Watzinger hielt die Festrede für seinen ehemaligen Lehrer, von der besonders der Passus haften blieb, daß sich vielleicht einst eine Mehrheit von Goldbachers Zeitgenossen an diesem ehrwürdigen Gebäude eher eine Gedenktafel für den berühmten, in der 4. Klasse gescheiterten Schüler Adolf Hitler als für seinen allzustrengen Mathematiklehrer Goldbacher erwartet hätte, ,,aber", so beschloß er seine Ansprache, ,,der Geist hat gesiegt/" Dann übergab Bürgermeister Weiss die Gedenktafel in die Obhut des Direktors. 3

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