93. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Gesichtspunkte eine wesentliche Vertiefung der Einsichten angestrebt werden. Dieser abschließende Überblick über die Mathematik soll das Verständnis für ihre modernen Denkweisen und Arbeitsmethoden wecken." Soviel über den Inhalt der derzeit geltenden Lehrpläne. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß bei den Uberstufenplänen eine Umgestaltung in Arbeit ist, die im wesentlichen eine Umschichtung des Lehrstoffes und einen Fortfall der "klassischen" Kegelschnitte bringen dürfte. Eine Entwicklung im Sinn des folgenden Abschnitte ist davon also nicht zu erwarten. Genetischer Unterricht Dieser Bericht über die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Mathematik wäre unvollständig, wenn nicht wenigstens ein Gegner der Modernisierung darin zu Wort käme. Es ist Alexander I. WITTRNBERG, der bereits 1::i63 in seinem Buch "Bildung und Mathematik" gegen eine Reform im Sinne BOURBAKis Stellung bezog und eine Alternative in Form eines exemplarisch-genetischen Unterrichts anbot. Eine solche Unterrichtsweise, welche das Zustandekommen mathematischer Einsichten nachvollziehen läßt, hatte neben anderen ja schon Felix KLEIN im Auge, in dessen Werk der Ausdruck "genetischer Unterricht" wiederholt vorkommt. Martin WAGENSCHEIN gab dieser Unterrichtsweise in den Fünfzigerjahren die aus den anthropologischen Gegebenheiten abgeleitete wissenschaftliche Grundlage und methodische Ausgestaltung. Eine ausführliche Darstellung derselben würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Das Wesentliche kommt 1n den folgenden Passagen aus WITTENBERGs Buch, in dem WAGENSCHEINs pädagogisches Denken auf den Mathematik unterricht angewendet wird, ohnehin zum Ausdruck. "Die 1':chtheit des mathematischen Unterrichts am Gymnasium beginnt also genau dort, wo wirkliche Mathematik ihren Ursprung hat: bei den Fragestellungen. Sind diese dem Schüler einmal zum ]';rlebnis geworden, so muß er sich mit ihnen in wahrhaft mathematischer Weise auseinandersetzen. Sie müssen - so elementar sie auch sein mögen - zum Gegenstand mathe36

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