so weit verbreitet und entsprechende Absichtserklärungen abgegeben, daß die OECD ihre Schularbeit einstellen konnte. Ihr Wirken hat die Reform wesentlich gefördert, da sie durch internationale Koordinierung und ihre finanziellen Möglichkeiten der Modernisierungsbewegung in den einzelnen Ländern Gewicht verlieh. Klassifiziert man die von alters her nn der Reform beteiligten Kräfte nach solchen der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Tradition und der Pädagogik, so kann man also sagen, daß sich die Wissenschaft (BOURBAKI) mit Hilfe der Wirtschaft (OECD) durchgesetzt hatte. Abgesehen von dem 1963 erschienenen Buch "Bildung und Mathematik" Alexander I. WITTENBERGs, auf das noch einzugehen sein wird, traten Pädagogik und Tradition erst bei den Lehrplanarbeiten in Erscheinung. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen den "Modernisten" und den "Schulmännern", die zu einer Verbindung moderner Lehrstoffe mit Inhalten der KLEINsehen Reform führen. Diese Ergebnisse stellen die Modernisierungsbewegung nur teilweise zufrieden. Das wird recht deutlich in einer Stellungnahme von A. REVUZ zum österreichischen Lehrplanentwurf sichtbar, die er während der IMUK-Tagung 1966 in Wien abgegeben hat: "Mit diesem Lehrplanentwurf haben sie sicher einen guten Weg beschritten. Dieser Entwurf kann natürlich nicht als endgültig gelten; es wäre günstig, ihn in 5 Jahren zu überarbeiten. Der österreichische Lehrplanentwurf ist dem neuen französischen Lehrplan, der am 1. Oktober 1966 in Kraft tritt, sehr ähnlich, ja in mancher Hinsicht sogar besser. Wie bei uns in Frankreich, ist es auch Ihnen nicht möglich gewesen, moderne Begriffe der Mathematik in den Lehrplan der Unterstufe aufzunehmen. Es muß wohl un s e r n ä c h s t e s Z i e 1 sein, diesen ungünstigen Umstand zu beseitigen. Bei Ihnen, wie bei uns, sind oft die Kommentare besser als der Lehrplan. So wird zum Beispiel im Kommentar mehr von Strukturen als im Text gesprochen. Darin liegt eine Gefahr; in Frankreich, zum Beispiel, lesen die Lehrer den Lehrplan lieber als den Kommentar. Hoffentlich sind die österreichischen Lehrer klüger. Der Lehrplan ist ein Kompromiß; die Gründe dafür kenne ich wohl, nicht alle von ihnen sind wertlos. Der Lehrplan ist ein Übergangslehrplan, und wenn die Lehrer die Kommentare wirklich lesen und auch anwenden, wäre alles in 29
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