93. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

sondern Heranbildung eines qualifizierten Arbeitskräftepotential1;1 (qualified manpower), weil die moderne Massengesellschaft weniger eine geistige Elite als vielmehr ein gehobenesBildungsniveau der breiten Massen braucht." Aus pädagogischer Sicht muß diesen Auffassungen entschieden widersprochen werden. Bildung und Erziehung sind Grundrechte der Persönlichkeit, die nicht einem kurzfristigen Interesse der Wirtschaf geopfert werden können, zumal die Wirtschaft nicht in sich selbst, sondern nur in bezug auf die Menschen, die durch sie leben können, sinnvoll ist. Es ist auch gar nicht nötig, den Schüler nur als Arbeitskräftepotentialszuwachs anz�sehen, um die Reform zu begründen, G.KROPP !'!Chreibt in der Zeitschrift "Der Mathematikunterricht" (11,Jahrgang,Heft 4), unsere Zeit habe "Organisationsformen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens entwickelt, die in hohem Maße rational, automatisiert und abstrakt erscheinen, Man mag diese �ntwicklung bedauern, es ist jedenfalls weder möglich noch Aufgabe der �chule, das Rad der �ntwicklung zurückzudrehen, Wir müsf'len im Gegenteil, wenn wir für die kommende Generation ein Reservat des Lebendigen erhalten wollen, unsere Schuljugend geistig so trefflich ausrüsten, daß sie den Anforderungen der,modernen Massengesellschaft ohne Substanzverlust gewachsen ist," In diesen Zusammenhang gehört auch eine Äußerung von Marshall STONE, Präsident der IMUK und Präsident des OECDSeminars von Royaumont bei Paris (Herbst 1959): "So wird der Unterricht der Mathematik immer deutlicher als da� wahre Fundament jener 'technologischen Gesellschaft erkannt, welche zu schaffen die Schicksalsbestimmung unserer Zeit (the destiny of our time) ist.Dieses Schicksal zwingt uns buchstäblich dazu, unseren mathematischen Unterricht zu reformieren," Trotz der hier angeführten Momente wäre die Modernisierung wohl noch lange im Stadium theoretischer Erörterungen geblieben, hätten nicht die Amerikaner im Gefolge des II Sputnik-Schoc,ks" mit der ihnen eigenen Schnelligkeit damit begonnen, die vorliegenden Konzepte zu verwirklichen, Bereits 1962 konnten sie auf einer IMUK-Tagung in Stockholm darüber berichten, was zu einer Welle von Reformversuchen in Europa führte, Bis 1964 waren dann die Modernisierungsgedanken bei den maßgeblichen Persönlichkeiten 28

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