bereite 19o5 unter dem maßgeblichen Einfluß Felix KLEINs für die zukünftigen Lehrpläne verbindlich formuliert: "Einmal gilt es (wie in allen anderen Fächern), den Lehrgang mehr als bisher dem natürlichen Gange der geistigen Entwicklung anzupassen, überall an den vorhandenen Vorstellungskreis anzuknüpfen, die neuen Kenntnisse mit dem vorhandenen Wissen in organische Verbindung zu setzen, endlich den Zusammenhang des Wissens in sich und mit dem übrigen Bildungsstoff der Schule von Stufe zu Stufe mehr und mehr zu einem bewußten zu machen. Ferner wird es sich darum handeln, unter voller Anerkennung des formalen Bildungswertes der Mathematik doch auf alle einseitigen und praktisch bedeutungslosen Spezialkenntnisse zu verzichten, dagegen die Fähigkeiten zur mathematischen Betrachtung der uns umgebenden Erscheinungswelt zu möglichster Entwicklung zu bringen. Von hier aus entspringen zwei Sonderaufgaben: die Stärkung des räumlichen Anschauungsvermögens und die Erziehung zur Gewohnheit des funktionalen Denkens. - Die von jeher dem mathematischen Unterricht zugewiesene Aufgabe der logischen Schulung bleibt dabei unbeeinträchtigt, ja, man kann sagen, daß diese Aufgabe durch die stärkere Pflege der genannten Richtung des mathematischen Unterrichts nur gewinnt, sof�rn dadurch die Mathematik mit dem sonstigen Interessensbereich des Schülers, in dem sich doch seine logische Fähigkeit betätigen soll, in engere Fühlung gebracht wird . " In diesen Sätzen manifestiert sich KLEINs Denkweise sowohl in methodisch-didaktischer als auch in fachmathematischer Richtung. Statt eines logisch-deduktiven soll ein "genetischer" Aufbau im Unterricht vollzogen werden. In einem Tätigkeitsbericht der oben genannten Unterrichtskommission von 1908 findet sich dazu folgende Bemerkung KLEINS: "Erster Grundsatz der\ Schule ist, überall an die Fassungskraft und das natürliche Interesse ihrer Zöglinge anzuknüpfen. Das Vorbild des EUKLID, mit dem man von je das entgegengesetzte Verfahren gestützt hat, ist irreleitend. Man sollte jeder Ausgabe des EUKLID verdrucken, daß der große Verfasser der "Elemente" ganz gewiß nicht für Knaben geschrieben hat. " KLEINs mathematisches Anliegen ist in die "Meraner Vorschläge" mit der Betonung des räumlichen Anschauungsvermögens und des 24
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