93. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

1918 ganze Seiten. Die Wanderungen Goldbachers beanspruchen besonders viel Raum und ,scheinen einen anderen Charakter gehabt zu haben. Es waren meist Bergwanderungen. 1907 führte er seine V. Klasse am Vorabend nach Weißenbach. ,,Hier verbrachten die Schüler den Abend in fröhlicher Weise bei Lieder- und Grammophonvorträgen und Deklamationen", (vermutlich auch eigener Gedichte des Professors) geno,ssen echt steirischen „Sterz" und übernachteten im Heu. Ausführlich wird der weitere Verlauf über das Meiereck, die Saubodeoolm und St. Gallen geschildert. Andere Wanderziele Goldbachers sind der Schieferstein, der Sehoberstein und die Krausgrotte bei Gams in der Steiermark. Einmal fuhr e, r mit seiner Klasse zur Mödlinger Hütte und ging über das Kalblinggatterl nach Admont, einmal nach Gum nden, einmal nach Persenbeug, und einmal stand eine Wanderung von Windischgarsten nach Großraming auf dem Programm. Um uns nüchternen Menschen des Plastik- und Atomzeitalters noch einmal den Stil jener Vorkriegszeit zu demonstrieren, folgt Goldbachers Wandertagsbericht aus dem Jahre 1908 im Wortlaut. ,,Die VI. Klasse fuhr mit dem Direktor Rolleder und dem Klassenvorstande Professor Goldbacher am 20. [Mail mittags mit der Steyrtalbahn nach Agonitz, von wo ,aus nach Klaus marschiert wurde. Am Wege dahin wurde ,das im Bau begriffene hochinteressante Elektrizitätswerk beim romantischen ,Steyrdurchbruch' besichtigt. Nach einer kleinen Rast in Klaus führte die neue Pyhrnbahn die Ausflügler nach Windischgarsten, wo in Kematmüllers Gasthof ,der Abend und die Nacht verbracht wurden. Der Morgen des 21. war ungemein prächtig und das bergumstandene, schöne Windischgarstnertal erregte die Bewunderung aller. Zeitlich früh begann die Wanderung auf der herrlichen Bergstraße über den ,Hengsten' an lieblichen Almen vorbei, zwischen grünen, enzianübersäeten Bergwiesen mit dem mächtigen Hintergrunde der ,Hallermauern'. In der ,oberen Sägemühle' wurde Rast gemacht, eine Vormittagsjause eingenommen und hierauf der Marsch durch das romantische Tal ,der Oberlaussa fortgesetzt. Nun galt es noch den schönen Waldrücken der ,Pfarreralm' zu übersteigen und frohgemut traffen alle um 3 Uhr nachmittags in dem herrlich g, elegenen St. Gallen ein, wo in Hensles Gasthof bei Sang und Klang und verschiedenen Spielen der übrige Teil des Nachmittags verbracht wurde. Bald waren die schönen Stunden entflohen, die jungen Wanderer eilten nach Weißenbach, von wo sie der mit drei anderen Klassen der Realschule besetzte Zug gesund und fröhlich nach Steyr zurückbrachte." Selbst in den Ferien unternahm Goldbacher Ausflüge mit seinen Schülern, ,so wird etwa 1917 nach ,einer Übernachtung im Heu von einem Ausflug zum Leopoldsteinersee und Ertberg berichtet, einmal von Kletterübungen in den Kremsermauem, einmal von einer Überquerung des Salzsteigjochs bei Klachau. Ab 1917 mußten diese Ausflüge „wegen der bestehenden Verkehrsund Verpflegungsschwierigkeiten" unterbleiben. Dafür lesen wir von der mit Erlaß des k. k. Landesschulrates vom 23. Jänner 1917 bewilligten Errichtung eines „Kriegsgemüseschulgartens", dessen praktische und pädagogische Bedeutung ausführlich hervorgehoben wird. Er lag auf einem Grundstück der Gemeinde Garsten, erstreckte sich über 1400 m2 und war mit „Blattgemüse, Hülsenfrüchten und Wurzelgemüse, Kartoffeln und Mohn" bepflanzt, später wuriden auch Mais und Sonnenblumen angebaut. Besondere Mühe machte das 10

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